Arbeiten Tennis-Legende Boris Becker und Deutschlands bester Spieler Alexander Zverev künftig enger zusammen? Als das Duo vor Zverevs Heim-Turnier in Monte Carlo Anfang des Monats gemeinsam auf dem Platz stand, wurden entsprechende Spekulationen angeheizt. Im Podcast Becker Petkovic, den er gemeinsam mit der ehemaligen Top-10-Spielerin Andrea Petkovic betreibt, nennt er nun die Hintergründe.
Becker ordnet Zverev-Gerüchte ein
Becker kenne Zverev, seit er fünf Jahre alt ist, weil er damals Zverevs Bruder Mischa betreut habe. Dann habe Mischa gesagt: „Pass mal auf, mein kleiner Bruder wird viel besser sein als ich. Und seit der Zeit bin ich eigentlich wirklich eng auch mit der Familie befreundet. Ich sehe mich so bisschen als Freund des Hauses.“
Als Becker später als Teamchef des Deutschen Tennisbundes arbeitete (2017 bis 2021), habe sich der Austausch wieder intensiviert. „Da habe ich ihn oft schon auf Turnieren begleitet, immer unter dem Deckmantel ‚Teamchef des Deutschen Tennisbundes‘. Und habe da schon versucht, ihm ein bisschen zu helfen, vor allem ihm auch Vertrauen zu geben.“
Becker sei „wirklich Teil des inneren Zirkels von Sascha“ und habe ihn „jetzt nicht nur in Monte Carlo beim Training mal beobachtet oder begleiten dürfen. Das hat nur keiner mitbekommen.“
„Er kann mich Tag und Nacht anrufen“
Becker und Zverev stünden „im regelmäßigen Austausch. Er kann mich Tag und Nacht anrufen, wenn er mal eine Frage hat. Und dann kann ich sie vielleicht am Telefon beantworten oder ich komme live zum Training mit.“ Details aus diesen Gesprächen will Becker in seinem Podcast aus Gründen der Privatsphäre nicht nennen, Zverev sei für ihn „so bisschen wie ein sportlicher Ziehsohn. Ich weiß fast alles über seine Stärken und Schwächen. Er ist jetzt emotional in einer ganz spannenden Phase, weil er etwas erreichen will, was er noch nie erreicht hat. Das heißt Grand-Slam-Sieg und das heißt natürlich auch die Nummer eins der Welt. Und damit kenne ich mich einfach ganz gut aus.“
Eine Sache stellt Becker allerdings klar: „Trainer werde ich nicht, das wird immer sein Vater bleiben, aber enger Freund, Berater.“ Sollte Zverev seine beiden großen Ziele erreichen, „dann hat nicht nur Zverev gewonnen, sondern auch Tennis Deutschland. Und dann haben wir alle was davon. Und das ist mein Bestreben.“
Dass das Gerücht um eine Zusammenarbeit solch hohe Wellen geschlagen hat, sieht Becker positiv: „Das spricht auch für die Popularität unseres Sportes. Tennis ist so oft in den Schlagzeilen, wie ich es jahrelang nicht mehr erlebt habe. Ich dachte eigentlich, nach der Ära Federer und Nadal und Djokovic wird es ruhiger. Im Gegenteil, es sind so viele unglaubliche Geschichten, auch in Deutschland. Wir haben einen absoluten Superstar im Tennis, der heißt Sascha Zverev.“
Zverev? „Wenn das kein gutes Omen ist“
Dieser befinde sich nach weniger erfolgreichen Monaten rechtzeitig vor den Turnieren in Madrid, Rom und Paris wieder im Aufschwung. „Er hat ja schon selbst angesprochen, dass er durch ein Tal der Tränen gegangen ist im Februar und März. Ich meine auch eine falsche Turnierplanung. Da hat er Fehler gemacht, das weiß er“, betont Becker. Der Turniersieg in München, bei dem er im Viertelfinale ein dramatisches Spiel gegen Tallon Griekspoor drehen konnte, könnte eine Initialzündung darstellen.
„Ich glaube, danach ist der Knoten geplatzt. Halbfinale und Finale waren wieder absolute Weltklasse. Deswegen bin ich eigentlich frohen Mutes, dass er wieder zu alter Stärke gefunden hat, dass er vielleicht sein Spiel auch ein bisschen verbessert hat, etwas offensiver.“ Zum Matchball im Finale gegen Ben Shelton, den er per Volley verwandelte, sagt Becker: „Also wenn das kein gutes Omen ist.“