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French-Open-Titel für Zverev? "Halte ihn für den Favoriten"

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Zverev? „Halte ihn für den Favoriten“

Alexander Zverev träumt weiter vom ersten Grand-Slam-Titel. Sein Bruder Mischa spricht im SPORT1-Interview unter anderem über die Erfolgschancen seines Bruders bei den anstehenden French Open, den deutschen Nachwuchs und eine Debatte, die den Tennissport nicht loslässt.
Mischa Zverev sieht seinen Bruder Alexander als heißen Favoriten auf die French Open
Mischa Zverev sieht seinen Bruder Alexander als heißen Favoriten auf die French Open
© IMAGO/Steinbrenner
Alexander Zverev träumt weiter vom ersten Grand-Slam-Titel. Sein Bruder Mischa spricht im SPORT1-Interview unter anderem über die Erfolgschancen seines Bruders bei den anstehenden French Open, den deutschen Nachwuchs und eine Debatte, die den Tennissport nicht loslässt.

Mit den French Open (25. Mai bis 09. Juni) rückt eines der Tennis-Highlights des Jahres immer näher und damit auch die große Chance für Alexander Zverev, sich auf seinem Lieblingsbelag den immer noch unerfüllten Traum vom Grand-Slam-Titel zu verwirklichen - allerdings bereitet seine Formkurve Sorgen.

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Abseits des Turniererfolgs bei den BMW Open in München blieb der 28-Jährige in dieser Sandplatzsaison bisher klar hinter seinen Erwartungen zurück. Daher nahm er eine Wildcard für das Turnier im Hamburg an - doch von einem Infekt geschwächt folgte auch dort eine frühe Niederlage. Dabei hatte sein Bruder und Manager Mischa Zverev vorab bei SPORT1 erklärt, dass der Plan sei, „Spaß zu haben, Selbstvertrauen zu tanken und dann nach Paris zu fahren.“

Dieser Plan ging nicht auf. Im exklusiven SPORT1-Interview am Rande der Lexus Club Tour beim MTV München von 1879 e.V. sprach Mischa Zverev aber auch darüber, warum er seinen Bruder in Paris immer für einen Favoriten hält, die Formkrise von Novak Djokovic und eine Debatte, die für ihn den kompletten Tennissport verändert hat.

Grand-Slam-Titel für Zverev? „Glaube ganz fest daran“

SPORT1: Herr Zverev, es geht mit großen Schritten auf Roland Garros zu. Carlos Alcaraz und Jannik Sinner scheinen sehr gut in Form zu sein. Sind die beiden dem Rest der Konkurrenten aktuell ein wenig einteilt?

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Mischa Zverev: Sinner spielt jetzt natürlich wieder hervorragend nach einer dreimonatigen Pause, Alcaraz ist eine kleine Wundertüte. Er kann unglaublich gut spielen, hat vergangenes Jahr zwei Grand-Slam-Titel gewonnen, aber dann auch Niederlagen gehabt, wo du denkst, das ist ungewohnt für ihn. Das sind definitiv die Favoriten, ich zähle aber auch meinen Bruder dazu. Die drei spielen momentan das beste Tennis, wenn man sich besonders die vergangenen zwölf Monate ansieht. Das werden auch dieses Jahr die Favoriten bei den French Open sein. Aber man weiß bei einem Grand Slam natürlich nie.

SPORT1: Also rechnen Sie Ihrem Bruder in Paris gute Chancen auf seinen ersten Major-Sieg aus?

Zverev: Ich bin der Bruder, ich bin natürlich parteiisch, aber auch wenn ich pragmatisch denke, halte ich ihn für den Favoriten. Ich weiß, wie gut er spielen kann, und kenne seine Stärken. Ich glaube ganz fest daran.

French Open? „In Paris wird er in Topform sein“

SPORT1: Alexander Zverev stand in Roland Garros bereits im Finale, genauso wie in Australien und bei den US Open. Hat er in Paris aufgrund seiner Stärke auf Sand dennoch die besten Chancen auf einen Grand-Slam-Titel?

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Zverev: Ja, weil er dort im Durchschnitt am besten gespielt hat und weil es das nächste Grand-Slam-Turnier ist (lacht).

SPORT1: Wo fehlen Ihrer Meinung nach noch die letzten Prozentpunkte, damit es für den großen Traum vom Grand-Slam-Titel klappt?

Zverev: Ich wünschte, ich hätte auch das Problem, dass ich nicht gut genug wäre und die Nummer 2 der Welt sein dürfte mit zwei Grand-Slam-Finals in den vergangenen zwölf Monaten. Klar, wenn jemand so hoch steht und so gut spielt, setzt er sich auch hohe Erwartungen und wenn er die nicht erfüllt, dann kommen auch mal Selbstzweifel - auf einem sehr hohen Niveau, das darf man nicht vergessen. Aber in Paris wird er wieder in Topform sein.

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Supercoach? Das denkt Mischa Zverev darüber

SPORT1: Es wird im Tenniszirkus, auch im Zusammenhang mit Ihrem Bruder, immer wieder über Supercoaches (ehemalige Champions, die Spieler trainieren, Anm. der Red.) diskutiert. Wie nehmen Sie das als jemand wahr, der selbst als Profi auf der Tour unterwegs war?

Zverev: Wir sind alle nur Menschen und haben als Spieler mehr Erfahrung sammeln können, andere weniger - aber Coach sein ist wiederum eine andere Arbeit. Da geht es nicht darum, deine eigene Erfahrung weiterzugeben und zu erzählen, wie war es damals vor zehn, 15, 20, 30, 40 Jahren, sondern du musst als Coach den Spieler verstehen und schauen, wie du ihm helfen kannst. In schwierigen Situationen muss der Spieler in dich das Vertrauen haben, ob du ein Supercoach bist oder nicht.

SPORT1: Es gibt aber Beispiele, wo ein sogenannter Supercoach beim letzten Schritt geholfen hat, wie bei Andy Murray mit Ivan Lendl.

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Zverev: Ich sage mal so: Toni Nadal war kein Supercoach, ist jetzt ein super Coach. Wenn man sich die Coaches von Roger Federer anschaut, das waren nie Supercoaches (Federer hatte mit Stefan Edberg von 2014 bis 2015 mindestens einen Ex-Profi als Coach, der per Definition ein Supercoach war, Anm. d. Red.), Marian Vajda, der Trainer von Novak Djokovic, der die meisten Titel geholt hat, war kein Supercoach. Der Coach von Daniil Medvedev (Gilles Cervara) war weder ein Topspieler noch ein Topcoach. Als Coach musst du gemeinsam wachsen mit dem Spieler und das ist extrem wichtig, dass du den Spieler gut kennst, gemeinsam wachsen kannst und immer dazulernst. Das ist für mich ein Supercoach.

SPORT1: Stichwort Novak Djokovic: Der hat aktuell sehr mit seiner Form zu kämpfen. Trauen Sie ihm den 25. Grand-Slam-Titel noch zu?

Zverev: Ich traue ihm das zu, aber es ist auch etwas Natürliches und Verständliches, dass ihm die Zeit so ein wenig davonläuft. Man wird ein bisschen älter. Egal, wie fit man ist oder was man dafür tut - die Uhr kann man nicht anhalten. Er wird jetzt demnächst 38 Jahre, die Konkurrenz verbessert sich, wird zwar auch nicht jünger, aber sind in einem Alter, wo das noch völlig irrelevant ist. Mit 38 Jahren wird es definitiv nicht einfacher.

„Deshalb hat sich der gesamte Tennissport verändert“

SPORT1: Es gibt seit Monaten ein großes Diskussionsthema auf der Tour aufgrund der Bälle. Ihr Bruder hat sich kürzlich auch in Rom dazu geäußert und gesagt, diese wären seit Corona schlechter geworden und könnten die Ursache für viele Verletzungen sein. Sehen Sie da tatsächlich eine ernste Gefahr für den Tennissport?

Mischa Zverev: Gefahr in dem Sinne nicht. Früher gab es einen schnellen Platz, schnelle Bälle und es ging darum, den Ball zu kontrollieren. Man brauchte eine gute, saubere Technik. Da ging es darum, den Aufschlag zu returnieren, zu blocken - und dann in eine Rallye zu kommen. Heute geht es nur darum, den Ball zu beschleunigen, die Bälle sind viel langsamer geworden und werden es auch in einem Match. Nach gefühlt zwei, drei Spielen sind die Bälle tot und da kannst du draufhauen wie du willst, der fliegt nicht ins Aus. Deshalb hat sich der gesamte Tennissport verändert. Jetzt geht es nur darum, Power zu erzeugen. Jeder schwingt mit 95 bis 100 Prozent permanent, das war früher anders. Darunter leidet die Taktik, denn es geht einfach nur um Power - aber gut, der Tennissport geht in die Richtung. Das kann sich auch verändern, wenn die Bälle wieder schneller werden.

SPORT1: Die Lücke hinter ihrem Bruder ist aktuell recht groß in der Weltrangliste, da andere DTB-Spieler wie Jan-Lennard Struff aktuell ein paar Probleme haben. Wie sehen Sie die Nachwuchssituation in Tennis-Deutschland?

Zverev: Nicht schlecht. Wir haben momentan keine Superstars, aber viele gute Spieler. Ich glaube, dem Nachwuchs geht es gut. Wichtiger ist, dass man in Deutschland ein System aufbaut, das in fünf bis zehn Jahren Nachwuchs bringen kann, das ist eher das Problem. Man wird immer wieder Talente haben. Nationen wie die Schweiz haben Martina Hingis, Roger Federer und Stan Wawrinka back-to-back - und das waren Legenden. Das heißt aber nicht, dass die die nächsten 20 Jahre immer wieder solche Leute produzieren werden. Aber es ist wichtig, dass man ein System aufbaut und eine Struktur hat, die dafür sorgt, dass die Chancen erhöht werden. Es ist extrem wichtig, dass man an dem System arbeitet und das so verbessert, dass man in Zukunft viele deutsche Nachwuchsspieler an der Spitze sehen wird.