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Zverev für Deutschland? "Hoffe, dass seine Ziele mit unseren übereinkommen"

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Zverev für Deutschland? "Hoffe, dass seine Ziele mit unseren übereinkommen"

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Davis Cup: Kohlmann hofft auf Zverev

Der Davis Cup wird reformiert und kehrt 2025 teilweise zurück zu den Wurzeln. Im SPORT1-Interview spricht Teamchef Michael Kohlmann über das neue Format und die Möglichkeiten einer Turnier-Austragung hierzulande.
Die deutsche Davis-Cup-Auswahl überzeugt in der Gruppenphase und gewinnt auch ihr zweites Spiel glatt mit 3:0. Schon am Freitag könnte der Einzug in die Finalrunde feststehen.
Der Davis Cup wird reformiert und kehrt 2025 teilweise zurück zu den Wurzeln. Im SPORT1-Interview spricht Teamchef Michael Kohlmann über das neue Format und die Möglichkeiten einer Turnier-Austragung hierzulande.

Das lässt von alten erfolgreichen Zeiten träumen: Das deutsche Tennis-Team steht beim Davis Cup im Viertelfinale, trifft in der Finalrunde der letzten Acht in Malaga nun auf Kanada (ab 19. November). Es ist dann das letzte Mal, dass der Davis Cup in der jetzigen Art und Weise veranstaltet wird.

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Für 2025 wird es für die Mannschaft um DTB-Teamchef Michael Kohlmann erneut Veränderungen geben, so wird unter anderem die Zwischenrunde abgeschafft und wieder durch Heim- und Auswärtsspiele ersetzt.

Im SPORT1-Interview spricht der 50 Jahre alte Teamchef über das neue Format, die Chancen des DTB und über eine mögliche Teilnahme von Alexander Zverev.

Davis Cup: Für Kohlmann „sehr komplexes Thema“

SPORT1: Herr Kohlmann, wie beurteilen Sie die Veränderungen im Davis Cup? Ist das neue Format ein Schritt in die richtige Richtung?

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Michael Kohlmann: Es ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn die Veränderungen nicht so riesig sind. Die Zwischenrunde war ein extremer Aufwand für viele Teams – speziell für uns mit der Reise nach China. Dass die wegfällt und wieder durch Heim- und Auswärtsspiele ersetzt wird, finde ich sehr gut, weil ich glaube, dass gerade die Atmosphäre bei Heim- und Auswärtsbegegnungen eine ganz andere ist. Das hat man jetzt auch in China wieder gesehen trotz großer Bemühungen seitens der Veranstalter.

SPORT1: Hätten Sie sich noch mehr Veränderungen gewünscht?

Kohlmann: Man hat natürlich auch eigene Ideen oder Überlegungen. Generell wurde auch immer mal wieder darüber nachgedacht, ob man das Format nicht auch über zwei Jahre ausspielen könnte, damit der Wettbewerb gestreckt wird. Hier stellt sich dann die Frage, inwieweit ein solches Modell noch ausreichend finanzielle Mittel generiert. Gerade der Davis Cup ist ja eine der Haupt-Einnahmequellen des Tennisweltverbands ITF. Die Einnahmen des Turniers werden auch gebraucht, um kleinere Länder zu fördern und weiterzuentwickeln. Insofern ist das ein sehr komplexes Thema, das von außen immer leicht zu kritisieren ist.

SPORT1: Wird der Deutsche Tennis-Bund bei solchen Entwicklungen mit ins Boot geholt?

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Kohlmann: Der DTB kann als Verband Vorschläge und Änderungen an die Komitees weitergeben, die dann besprochen werden. Über die letzten Jahre haben wir uns immer wieder auf vielen Ebenen für eine Veränderung des Formates stark gemacht. Letztendlich trifft aber die ITF die finalen Entscheidungen.

Endrunde in Deutschland „nicht so einfach“

SPORT1: Wäre eine Austragung der Endrunde in Deutschland erstrebenswert?

Kohlmann: Generell würde ich immer sagen: Ja. Aber das ist dann auch mit unglaublichen Kosten verbunden und daher nicht so einfach. Man braucht schon gewisse Kapazitäten. Hallen hätten wir genug, aber es müssen dann eben auch Trainingsmöglichkeiten direkt in der Nähe vorhanden sein. Wir hatten das schon einmal in Hamburg, wo wir die Zwischenrunde ausgetragen haben, das war auch nicht so einfach. Die Hamburger Tennishalle ist seinerzeit aufgeschnitten worden, weil der Belag reingelegt werden musste. Es ist ein großer Aufwand und auch logistisch nicht so einfach. Aber ich als sportlicher Leiter würde mich natürlich freuen, wenn wir das in Deutschland hinkriegen, weil ich glaube, dass unsere Chancen mit einem Heimpublikum im Rücken dann definitiv größer werden. Zu Hause haben wir eigentlich eine ganz gute Bilanz.

SPORT1: Wen müsste man überzeugen, damit das Davis-Cup-Finale hierzulande stattfindet?

Kohlmann: Man müsste mit einer guten Agentur zusammenarbeiten, die das organisiert und gut vermarktet. Wenn man sich die Turniere in Deutschland anschaut, stellt man fest, dass die Zuschauerzahlen wirklich sehr gut sind - gerade bei den großen Turnieren in München, Stuttgart, Halle und Hamburg. Tennis ist extrem attraktiv. Ich glaube, dass das schon klappen würde. Aber man kann trotzdem nicht erwarten, dass sich die Tickets von alleine verkaufen. Man hat es beim Laver Cup in Berlin gesehen: Das war ein sehr gutes Event, aber für die Veranstalter dennoch nicht leicht, alle Tickets schnell zu den aufgerufenen Preisen zu verkaufen.

SPORT1: Wird der Davis Cup durch die Veränderungen wieder attraktiver?

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Kohlmann: Die Beteiligung der Topstars ist eigentlich schon sehr gut. Im vergangenen Jahr, als Italien gewonnen hat, hat Jannik Sinner gespielt. Carlos Alcaraz hat die vergangenen Jahre eigentlich immer teilgenommen - Novak Djokovic hat in diesem Jahr in der Abstiegsrunde gespielt. Von den Top 15 haben in diesem oder im vergangenen Jahr also etwa zehn Spieler gespielt. Das ist definitiv eine gute Beteiligung. Ich habe das Gefühl, dass die Nationalmannschafts-Wettbewerbe vor allem bei den jüngeren Top-Profis wieder an Stellenwert gewinnen. Aber es gibt natürlich immer wieder Einzelfälle, wo es von der Planung für den jeweiligen Spieler schwierig wird. Das ist definitiv bei Alexander Zverev der Fall gewesen, gerade auch in Bezug auf China. Die US-Amerikaner haben ihr Team sogar komplett ausgetauscht. Ich hoffe, dass die Beteiligung so bleibt und wir noch häufiger mit der bestmöglichen Mannschaft auflaufen können.

Aktuelles Format „macht uns gefährlich“

SPORT1: Sie werden also versuchen, Zverev von einer Teilnahme zu überzeugen und hoffen darauf, dass er das in seine Reise- und Turnierplanung einbindet?

Kohlmann: Auf jeden Fall. Ich weiß, dass der Davis Cup auch bei Zverev einen hohen Stellenwert genießt. Gleichzeitig verfolgt er natürlich ambitionierte Ziele. Ich hoffe, dass Alexanders Ziele mit unseren Zielen übereinkommen und wir es schaffen, in Topbesetzung aufzulaufen. Mit ihm haben wir die Nummer zwei der Welt, mit Jan-Lennard Struff einen außergewöhnlichen Mannschaftsspieler, der im Davis Cup immer über sich hinausgewachsen ist. Dazu kommt ein unglaublich gutes Doppel mit Kevin Krawietz und Tim Pütz sowie mit Dominik Koepfer, Yannick Hanfmann, Maximilian Marterer, Daniel Altmaier und Henri Squire starke Leute, die einspringen können. Das Format mit zwei Einzeln und einem Doppel ist für uns aktuell attraktiv.

SPORT1: Besser demnach als früher, als es noch vier Einzel und ein Doppel gab?

Kohlmann: Das ist schwierig zu beurteilen, aber früher kam das Doppel nicht so zur Geltung wie heute. Dadurch, dass weniger Matches gespielt werden, brauchst du im Endeffekt gegen jede gute Mannschaft einen Einzelpunkt, wenn du ein Top-Doppel hast. Wenn es weniger Matches sind, ist das Doppel von viel größerer Bedeutung. Die beiden (Krawietz und Pütz, Anm. d. Red.) haben die beste Bilanz eines Doppels, die wir im Davis Cup je hatten – das macht uns so gefährlich. Deswegen glaube ich, dass die Top-Nationen ungern gegen uns spielen. Wenn wir ein Einzel gewinnen, haben wir immer eine sehr gute Chance, auch die Partie zu gewinnen. In den nächsten Jahren wechselt die ITF in den ersten zwei Runden wieder zu den Heim- und Auswärtsspielen. Da werden dann wieder fünf Matches gespielt, dementsprechend geht die Bedeutung des Doppels in diesen Runden wieder etwas runter. Aber in der Finalrunde würde das viel zu lange dauern, deswegen wird diese wieder mit den drei Matches gespielt. Dort sind unsere Chancen dann immer größer.

SPORT1: Ist das Format zu kompliziert?

Kohlmann: Die vielen Veränderungen machen es gerade für nicht Tennis-affine Leute schwer nachzuvollziehen. Ich habe irgendwann mal gesagt, wenn noch mal eine Veränderung ansteht, dann muss die sitzen. Der normale Sport-Interessierte, der vielleicht auch mal ganz gerne Tennis schaut, kommt da teilweise nicht mehr mit. Das ist schade, weil der Davis Cup eine Institution und leicht nachzuvollziehen war. Es gab ein 16er-Feld, man hatte die Auslosung und wusste, gegen wen man spielt, wenn man gewinnt.

SPORT1: Hat Geld dabei einiges kaputtgemacht?

Kohlmann: Früher war auch schon viel Geld im Spiel. Es ist nur anders aufgeteilt worden. Jetzt wird ein fester Teil als Preisgeld für die Spieler ausgeschüttet, außerdem geht ein Teil an die Verbände.