Die Dortmunder Verantwortlichen können sich schon mal auf die Schultern klopfen. Denn die BVB-Bosse konnten ihren Wunschspieler von einem Wechsel überzeugen und sich mit dem AFC Sunderland auf einen Transfer von Jobe Bellingham einigen.
Das große Risiko bei Bellingham
Am Montag fanden erste Teile des Medizinchecks statt, am Dienstag dann folgte die offizielle Vollzugsmeldung.
Das Foto der Präsentation weckt Erinnerungen. Auch sein zwei Jahre älterer Bruder Jude wechselte damals aus der zweiten englischen Liga (Birmingham) ins Ruhrgebiet und drückte dem BVB-Spiel seinen Stempel auf.
Bellingham-Bruder mit großer Ähnlichkeit
In 132 Pflichtspielen für Schwarz-Gelb erzielte er 24 Tore und bereitete 25 weitere vor. Die Hoffnungen auf eine ähnliche Erfolgsgeschichte sind groß.
Die Ähnlichkeit zwischen den beiden ist frappierend: Optisch sind beide wie aus dem Gesicht geschnitten, dazu großgewachsen und athletisch – wobei Jobe seinen älteren Bruder sogar um fünf Zentimeter überragt.
„Du wirst an deinem großen Bruder gemessen“
Doch genau das birgt Risiken, wie SPORT1-Reporter Manfred Sedlbauer und BVB-Experte Oliver Müller im Podcast „Die Dortmund-Woche“ einordnen. Denn das Erbe von Jude Bellingham ist in Dortmund bis heute allgegenwärtig.
„Die Fußstapfen sind in Dortmund bis heute sichtbar. Sie sind riesig“, betont Sedlbauer. Kein Wunder, schließlich entwickelte sich Jude beim BVB zum Weltstar, ehe er bei Real Madrid endgültig durchstartete.
„Der ist nicht nur bei Real eine prägende Figur, sondern auch in der Nationalmannschaft“, lobt Müller – und bringt es auf den Punkt: „Du wirst an deinem großen Bruder gemessen.“
Wird der Dauervergleich zur Belastung?
Genau dieser Dauervergleich könnte für Jobe zur Belastung werden - neben dem Fakt, dass er zum Rekordtransfer des BVB wird.
Sedlbauer warnt: „Jobe ist Jobe und Jude ist Jude. Natürlich werden immer wieder Vergleiche herangezogen werden. Das ist doch normal, wenn auch nicht fair.“
Denn spielerisch unterscheidet sich der jüngere Bellingham durchaus von seinem großen Bruder. „Kein klassischer Box-to-Box-Spieler“, beschreibt Sedlbauer den aus Sunderland gewechselten Jobe, sondern „jemand, der mit einer ungemeinen physischen Widerstandsfähigkeit das Spiel lenkt und dirigiert, seine Mitspieler in Szene setzen will.“
Und trotzdem: Die hohe Erwartungshaltung war einer der Gründe, warum sich Jobe und die Familie Bellingham mit ihrer Entscheidung Zeit ließen.
„Gerade diese Diskussionen, die es schon jetzt gibt, ließen Jobe Bellingham bei seiner Wechsel-Entscheidung lange Zeit zögern“, sagt Sedlbauer. Doch die intensive Überzeugungsarbeit der BVB-Verantwortlichen zahlte sich aus.
Watzke brachte ihm schon das Trikot
„Selten hat der BVB sich so um einen Spieler bemüht“, hebt Müller hervor. Ein vierköpfiger Reisetross – bestehend aus Sebastian Kehl, Lars Ricken, Niko Kovac und Chefscout Sebastian Krug – reiste bereits Anfang Mai nach Sunderland, um erstmals mit Jobe und der Familie Bellingham zu sprechen.
Und auch BVB-Boss Hans-Joachim Watzke persönlich soll eine entscheidende Rolle gespielt haben. „Der soll vor Kurzem persönlich angereist sein und ihm ein Trikot mitgebracht haben – mit der Nummer sieben.“
Zentrale Rolle vorgesehen
Etwas pikant ist diese Geste allemal: Denn aktuell trägt noch Giovanni Reyna die prestigeträchtige Rückennummer. Bellingham wird bei der Klub-WM einstweilen mit der Nummer 77 auflaufen. Laut SPORT1-Informationen soll Reyna den Verein im Sommer verlassen. Dann wär die Nummer sieben frei.
Im Spielsystem von Kovac, da sind sich Sedlbauer und Müller einig, könnte Jobe Bellingham eine zentrale Rolle einnehmen. Die Fähigkeiten dazu bringt er mit.
Aber: Ständige Vergleiche mit seinem Bruder werden seine Leistungen nicht beflügeln.