Nach fünf Jahren in München zieht es Sané nun also in die Türkei: Der deutsche Nationalspieler wechselt ablösefrei an den Bosporus.
„Na endlich - und tschüss, Sané“
Der 29-Jährige unterschrieb am Donnerstag einen Dreijahresvertrag bis 2028 beim türkischen Meister. Bereits in der Nacht zuvor war Sané in Istanbul eingetroffen – dort wurde er wie ein Popstar empfangen. Der Hype um ihn ist gewaltig.
Sané lehnte ein verbessertes Vertragsangebot der Bayern ab, dennoch betonten beide Seiten, dass kein Groll und keine Missgunst zurückbleiben. Sané spielt sogar noch die Vorrunde der Klub-WM für die Münchner.
An der Isar hält sich die Wehmut dennoch über seinen Abschied in Grenzen. SPORT1 hat bei fünf Münchner Fanclubs nachgefragt - das Stimmungsbild ist eindeutig: Kaum jemand weint dem einstigen Hoffnungsträger eine Träne nach. Zu selten habe Sané überzeugt, zu oft die Erwartungen enttäuscht. Dennoch wünscht man dem Nationalspieler auf seiner neuen Station alles Gute.
Manuel Hillwig (Fanclub Stern des Südens Lippe): „Na endlich – und tschüss, Sané! Immer das gleiche Spiel: Kaum geht es um Vertragsgespräche oder einen Wechsel, blüht Sané plötzlich auf - als wolle er kurz zeigen, was theoretisch in ihm steckt. Und davor? Monatelang ein Mitläufer, der sich hinter seinem Talent versteckt hat. Mit einer Körpersprache wie ein beleidigter Künstler.
Wenn er meint, in Istanbul den ganz großen Titeln hinterherjagen zu müssen – bitte sehr. Dort gibt’s vielleicht Applaus für ein paar Übersteiger, aber bei Bayern war die Luft raus. Viel Glück – aber ehrlich gesagt: Wir werden ihn nicht vermissen. Sané stand sich immer selbst im Weg."
Georg Haas (Podcast und Blog „Miasanrot“): „Für mich ist Sanés Wechsel eine Win-Win-Situation. Gut für Bayern - auch wenn sie ein Stück weit zu ihrem Glück gezwungen wurden. Der Umbruch, den der Club dringend braucht, geht weiter. Gut so. Leroy Sané ist ein guter Fußballer, aber eben nicht ganz auf dem höchsten Weltklasseniveau, nicht auf dem Niveau von Musiala, Olise und Co.
Mit 29 Jahren zeigt Sanés Leistungskurve perspektivisch zudem eher nach unten. Und es ist gut für ihn. Sané bekommt seinen finanziellen Wunschvertrag – sei ihm gegönnt. Er zieht in eine großartige Stadt und kann dort sportlich wie privat neue Energie tanken. Ich wünsche ihm nur das Beste und freue mich auf Duelle mit Galatasaray in der Champions League.“
Hans Gehrlein (13 Höslwanger): „Mit Leroy ist es so eine Sache: Zwischen unfassbarem Talent, Weltklasse-Aktionen, lustlosen Einsätzen und kläglich vergebenen Torchancen ist bei Sané alles dabei. Grundsätzlich ist es schade, wenn ein solcher Spieler den FC Bayern ablösefrei verlässt - aber in diesem Fall hat es sich schon länger abgezeichnet, dass beide Seiten zu keiner Einigung kommen würden. Das Ganze hat sich ohnehin viel zu lange hingezogen.
Am Ende ist es so wohl das Beste: Leroy kann sich bei Galatasaray neu beweisen, und die Bayern haben wieder finanziellen Spielraum für junge, hungrige Spieler. Von Seiten der Vereinsführung würde ich sagen: ‚Alles richtig gemacht.‘
Dem Leroy wünsche ich in der Türkei viel Erfolg - und ich hoffe, dass wir uns in einem Champions-League-Spiel mal wieder begegnen.“
Michael Böhler (Präsident „Krebsbacher Bayern Fanclub e.V. - Eigeltingen“ und Regionensprecher Region Bodensee): „Ich war immer ein großer Fan von Leroy. Allerdings hatte ich oft den Eindruck, dass er seine Topleistungen nur dann zeigte, wenn es um einen neuen Vertrag ging. Erst zusagen und dann doch gehen – das ist auch nicht gerade „Bayern-like“.
Klar ist: Auch ich würde ins Grübeln kommen und womöglich schwach werden, wenn ich die Wahl hätte – zwischen weniger Geld oder 15 Millionen Euro netto sicher und vermutlich noch mit gutem Handgeld. Good luck! Reisende soll man nicht aufhalten.“
Michael Buttlinger (Bayernfreaks Hohentengen): „Aufgrund seiner schwankenden Leistungen beim FC Bayern hat ihm die Vereinsführung zu Recht kein Angebot über 15 Millionen Euro unterbreitet. Nachdem Sané das erste Angebot abgelehnt hatte, bemühten sich die Bayern erneut und verbesserten das Angebot noch einmal.
Der Wechsel nach Istanbul steht sinnbildlich für Leroy Sané: In der Türkei bekommt er die volle Aufmerksamkeit und den Glamour, den er sich wünscht – anstatt eines der vielen Angebote anzunehmen, das ihm die beste sportliche Herausforderung, Titel und sportlichen Erfolg ermöglichen würde. Doch Geld ist ihm offenbar wichtiger als sportlicher Erfolg – denn aus sportlicher Sicht ist dieser Wechsel eher ein Abstieg.“