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"Alles deutet auf eine Lösung hin: Woltemade wird gehen"

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VfB-Ikone: „Woltemade wird gehen“

VfB-Ikone Karlheinz Förster spricht im SPORT1-Interview über den Wechsel-Poker um Nick Woltemade. Er hält den Schritt für verfrüht – doch an einen Verbleib glaubt er kaum.
Wie viel ist Nick Woltemade tatsächlich wert? Transfer-Insider Michael Reschke ordnet die Personalie gemeinsam mit SPORT1-Chefreporter Stefan Kumberger ein.
VfB-Ikone Karlheinz Förster spricht im SPORT1-Interview über den Wechsel-Poker um Nick Woltemade. Er hält den Schritt für verfrüht – doch an einen Verbleib glaubt er kaum.

Wie endet der Poker um Nick Woltemade? Der junge Stürmer, der dem VfB Stuttgart eine starke Saison gespielt hat, hat nach SPORT1-Informationen den Verantwortlichen des FC Bayern eine mündliche Zusage für einen Wechsel gegeben – sehr zum Missfallen der schwäbischen Klubführung.

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Karlheinz Förster - VfB-Legende, früherer Sportdirektor und ehemaliger Berater von Stars wie Kevin Kuranyi, Timo Werner und Niklas Süle - kennt die Branche und den VfB aus allen Winkeln. Im SPORT1-Interview ordnet der 66 Jahre alte Europameister von 1980 die Lage ein.

SPORT1: Herr Förster, Nick Woltemade hat Bayern mündlich die Zusage für einen Wechsel gegeben, das Thema sorgt natürlich für Aufsehen. Wie sehen Sie es?

Karlheinz Förster: Das schlägt hohe Wellen, klar, weil der Zeitpunkt auch echt unglücklich ist. Ich hätte Woltemade gerne weiterhin beim VfB gesehen. Er kam ablösefrei von Werder Bremen, aber damals war er noch nicht so gut, wie er es unter Sebastian Hoeneß geworden ist. Beim VfB konnte er sich entwickeln. Er hat dort eine Saison lang richtig gut gespielt – das ist im Fußballerleben keine lange Zeit. Woltemade sollte noch ein Jahr beim VfB bleiben, das wäre gut für seine Entwicklung. Er könnte sich weiter festigen. Ich bin skeptisch, ob dieser Schritt jetzt der richtige ist.

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„Man muss für klare Verhältnisse sorgen“

SPORT1: Der Spieler will unbedingt weg. Das spielt den Bayern in die Karten, oder?

Förster: Absolut. Das sind keine guten Voraussetzungen für ein weiteres Jahr beim VfB. Woltemade würde in der neuen Saison vermutlich nicht mehr die Leistung bringen, die man von ihm gewohnt ist. Das ist eine ganz schwierige Geschichte. Ständig kommt das Thema mit dem Bayern-Wechsel auf, wenn es bei ihm nicht läuft. Man muss für klare Verhältnisse sorgen.

SPORT1: Woltemade war im Finale der U21-EM mit dem Kopf woanders, so hatte es den Anschein. Wie sehen Sie das?

Förster: Das kann schon sein, dass ihn das unbewusst abgelenkt hat. Er wirkte jedenfalls nicht so konzentriert und stark wie in den anderen Spielen. Jetzt wurde diese Geschichte öffentlich und dann ist das nicht so einfach für den Jungen.

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„Einen Spieler, der unbedingt weg will, kannst du nicht halten“

SPORT1: Was sagen Sie aus Ihrer Erfahrung heraus?

Förster: Alles, was ich jetzt lese, deutet auf nur eine Lösung hin: Woltemade wird gehen. Die Vereine werden sich einigen. Einen Spieler, der unbedingt weg will, kannst du nicht halten. Da fehlt die Motivation, und er wird nicht mehr konstant seine Leistung bringen, weil er im Kopf schon woanders ist. Woltemade wird den VfB verlassen – so leid es mir für die VfB-Fans tut.

SPORT1: Sie glauben wirklich, dass sich die Verantwortlichen einigen werden?

Förster: Ja. Aus sportlicher Sicht würde ich ihm raten, noch mindestens ein Jahr beim VfB zu bleiben. Dann kann er sich festigen und ist für Bayern viel besser vorbereitet. Seine Entwicklung war rasend schnell, und er hat es noch nicht über Jahre hinweg bewiesen. Das ist das Handicap an der Sache.

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SPORT1: Bei den Bayern wäre er nur Backup für Harry Kane …

Förster: Ja, so war es zu lesen. Ich sehe das etwas anders. Die Frage ist, ob die Bayern ihr System umstellen würden. Wenn Woltemade kommt und Kane da ist, müssten beide spielen. Kane wäre die Neun, und Woltemade könnte drumherum agieren - aber es gibt ja im Mittelfeld auch noch Musiala, Olise und Co. Nochmal: Woltemade sollte in Stuttgart bleiben.

„Kane und Woltemade – das geht nur, wenn …“

SPORT1: Warum also dieses Experiment überhaupt wagen?

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Förster: Nochmal: Kane und Woltemade – das geht nur, wenn sich Woltemade ins Mittelfeld fallen lässt. Wer soll denn bei Bayern aus der Mannschaft raus? Es kann natürlich alles gutgehen, keine Frage, aber sportlich ergibt das jetzt keinen Sinn. Ich verstehe die Bayern, dass sie Interesse haben.

SPORT1: Würden die Bayern aber eine Mondsumme von rund 100 Millionen Euro zahlen?

Förster: Nein! Das wird Bayern nicht tun. Aber 40 Millionen Euro sind auch zu wenig. Woltemade ist erst seit einem Jahr in der Bundesliga wirklich aufgefallen. Da kann man keine 100 Millionen zahlen. Da wird jetzt gepokert. Im Raum stehen 50 Millionen mit vielen Boni. Am Ende werden es vielleicht 70 oder 80 Millionen. Das wäre immer noch ein gutes Geschäft für den VfB. 100 Millionen kann ich mir nicht vorstellen. Lothar Matthäus sprach ja auch von rund 80 Millionen. Woltemade hat den VfB ja bereits darüber informiert, dass er weg will. Ab diesem Zeitpunkt musst du den Spieler abgeben.

„Die Regeln werden meist nicht eingehalten“

SPORT1: Durften die Bayern überhaupt mit dem Spieler sprechen? Der VfB wusste angeblich von nichts und ist natürlich nicht begeistert.

Förster: Das ist eigentlich ganz normal in der Branche. Wenn ich an den Transfer von Timo Werner von RB Leipzig zu Chelsea denke, dann lief es ähnlich. Die Regeln werden meist nicht eingehalten. Ich als Berater rufe den jeweiligen Boss an, und dann heißt es: „Das behalten wir zunächst einmal unter uns.“ Da wird oft Stillschweigen vereinbart.

SPORT1: Können Sie verstehen, dass man beim VfB sauer ist?

Förster: Ja - und zwar aus folgendem Grund: Sie haben einen Spieler, der sich bei ihnen super entwickelt hat, und sie brauchen ihn dringend. Jetzt wird natürlich darauf gepocht, dass man so etwas zuerst mit dem Verein besprechen muss. Jeder Klub würde in dieser Situation genauso handeln.

SPORT1: Wie war es eigentlich bei Timo Werner?

Förster: Ich hatte bei Timo damals eine Ausstiegsklausel im Vertrag - daher war klar, was gezahlt werden musste. Das ist immer die einfachste Variante. Es ist aber nicht immer möglich, eine solche Klausel unterzubringen. Bei Timo war der Weg aus Leipzig heraus bereits geebnet.

SPORT1: Wie sehen Sie die aktuelle Rolle des VfB auf dem Markt – sportlich und finanziell?

Förster: Der VfB hat sich nach dem Wiederaufstieg großartig entwickelt. Es ging kontinuierlich bergauf, zuletzt konnte man sogar einen Titel holen. Sebastian Hoeneß ist ein Segen für den Verein – auch wenn es in der Liga zuletzt nicht ganz optimal lief. Aber man hat einen klaren Aufschwung gesehen. Die Mannschaft ist in der vergangenen Saison auch dank Woltemade wieder oben angekommen. Deshalb denke ich, dass es für ihn klug wäre, noch mindestens ein Jahr zu bleiben. Das Geld könnte der VfB aber auch gut gebrauchen.

„Warum lässt der DFB ihn da überhaupt hin?“

SPORT1: Die DFB-Pressekonferenz vor dem Finale der U21 war für Woltemade eine sichtlich schwierige Situation. Wie haben Sie es gesehen?

Förster: Einerseits verstehe ich es – Woltemade ist noch ein junger Spieler. Aber warum lässt der DFB ihn in der Situation da überhaupt hin? Die Medienleute vom DFB haben ihm sicher geraten, zum Bayern-Thema nichts zu sagen. Das war ihm am angenehmsten. Aber es kam schon komisch rüber. Wir sind im Profifußball, da geht es um viel Geld. Da kann man von einem Spieler auch erwarten, dass er sich zu diesem großen Thema äußert. Und dann auch noch zum FC Bayern – das geht eigentlich gar nicht. Woltemade wird sicher in ein, zwei Spielen übel ausgepfiffen werden.

SPORT1: Wäre Woltemade eigentlich ein typischer Bayern-Transfer?

Förster: Ja. Und dazu kann ich eine nette Geschichte erzählen: Uli Hoeneß wollte damals meinen Bruder Bernd und mich zu den Bayern holen – er saß bei uns im Wohnzimmer in Schwarzach auf der Couch. Er war sehr hartnäckig. Aber wir haben uns beim VfB wohlgefühlt und haben es letztendlich nicht gemacht. Wir waren einige der wenigen Spieler, die den Bayern abgesagt haben. Woltemade sollte sich das wirklich gut überlegen. Ich mache dem VfB aber wenig Hoffnung, dass er bleibt.