Mit seiner Transfer-Ansage hat Ehrenpräsident Uli Hoeneß rund um den FC Bayern einmal mehr hohe Wellen geschlagen. Mit nur „einem Leihspieler“ bis Juni 2026 würde er den Kader des Rekordmeisters jetzt noch „auffüllen“, gab der Klubpatron bei der SZ zu Protokoll.
Ein gefährlicher Balanceakt des FC Bayern
Bayerns gefährlicher Balanceakt
Ein bemerkenswertes Plädoyer, ist der FCB doch gerade offensiv aktuell noch sehr dünn besetzt. Angesichts der kolportierten Bemühungen der Bayern um Allrounder Christopher Nkunku lassen die Hoeneß-Aussagen umso mehr aufhorchen.
Denn den Franzosen würde der FC Chelsea zwar Berichten zufolge schon gerne abgeben - aber eben fix verkaufen und nicht verleihen. Nur letztere Variante legt aber wiederum Hoeneß den Bayern-Entscheidern um Sportvorstand Max Eberl vielsagend ans Herz.
„Erstmal ist das, was Uli in der Öffentlichkeit sagt, auch intern angesprochen. Ich erfahre nicht durch die Öffentlichkeit, was zu tun ist“, betonte Eberl auf der Pressekonferenz.
Die Forderung nach einer Leihe sei nun die Aufgabe, die die Sportliche Führung nun zu akzeptieren habe. „Wir müssen kreativ werden“, ergänzte Eberl.
Ist ein Nkunku-Transfer damit also vom Tisch? Nicht unbedingt, meint Bayerns früherer Kaderplaner Michael Reschke im Gespräch mit SPORT1.
Nkunku doch noch zu Bayern? „Wie ein Schachspiel“
„Die Situation auf dem Transfermarkt ändert sich von Tag zu Tag. Chelsea will Nkunku aktuell nur verkaufen, wenn sie aber bis zum 29. August keinen Käufer finden, der ihre Transferforderungen erfüllt, sind sie vermutlich auch bereit, ihn auszuleihen“, erklärt der 67-Jährige, von 2014 bis 2017 selbst Technischer Direktor beim deutschen Rekordmeister.
Eine Zukunft bei den Blues hat Nkunku trotz eines Vertrags bis 2029 nicht mehr, das verdeutlichen die Aussagen von Trainer Enzo Maresca.
Man werde sehen, ob Nkunku und Offensivkollege Nicolas Jackson über den 1. September hinaus noch dort sein werden, sagte Maresca auf einer PK am Donnerstag: „Wenn nicht, bedeutet das, dass sie eine Lösung gefunden haben. Ich denke, es ist besser, wenn sie eine Lösung finden, weil sie dann glücklicher sein werden.“
Gibt es bei Nkunku also doch noch eine Option, die alle zufriedenstellt? Bayern könnte auf Zeit spielen - allerdings durchaus mit der Gefahr, sich zu verzocken. „Der Transfermarkt im August ist wie ein Schachspiel: Jeder Zug kann die Spielsituation komplett verändern“, weiß Reschke.
Ein gefährlicher Balanceakt für den FC Bayern
Für die Bayern deutet sich ein schwieriges Vabanquespiel an - denn eigentlich sind sie unter Zugzwang. Das betont auch Branchen-Insider Reschke, der mittlerweile bei der Berateragentur CAA Stellar aktiv ist. (NEWS: Alles zum Transfermarkt im SPORT1-Transferticker)
„Die aktuelle Transfersituation der Bayern ist ein Balanceakt“, stellt er mit Blick auf den Kader klar: „Wenn nicht mindestens noch ein oder zwei wichtige Verpflichtungen glücken, ist der Kader in der Spitze deutlich zu dünn aufgestellt.“
„Wenn alles schiefgeht ...“
Im Supercup gegen den VfB Stuttgart liefen offensiv mit Harry Kane, Michael Olise, Serge Gnabry und Neuzugang Luis Díaz schon alle verfügbaren Etablierten auf, die der Kader aktuell hergibt. Dahinter stehen nur noch Youngster wie Lennart Karl (17 Jahre), Jonah Kusi-Asare (18) und Wisdom Mike (16) zur Verfügung - Paul Wanner (19) ist nicht mehr darunter, sein Abgang zur PSV Eindhoven steht unmittelbar bevor.
Reicht das für die hohen Ansprüche in München? „Wenn alles schiefgeht, musst du hoffen, die Hinrunde gut zu überstehen und im Winter reagieren“, gibt Reschke zu bedenken. Nachdem es auf dem Winter-Transfermarkt bekanntlich nur selten echte Verstärkungen gibt, dürfte Bayern sehr daran gelegen sein, ein solches Szenario tunlichst zu vermeiden.