20.15 Uhr, Primetime. Zum ersten Mal in der neuen Saison erstrahlen die Stuttgarter MHP Arena und die 60.000 Fans am Samstagabend anlässlich des Franz-Beckenbauer-Supercups in voller Pracht – und plötzlich liegt sie offen da, die seit acht Wochen gespielte Pokerhand des VfB Stuttgart.
Zückt Bayern noch ein Ass?
Zückt Bayern noch ein Ass?
„Nick Woltemade ist unser Spieler, er wird nächstes Jahr für uns spielen. Die Akte ist geschlossen, das Thema ist zu 100 Prozent erledigt“, sagte VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle bei Sky. Rumms, Tür zu für den FC Bayern, Stuttgart gewinnt diese Pokerhand.
Es ist das knallende Ende eines unvergleichlichen Transferpokers. Oder wie Deniz Undav zu sagen pflegte: „Endlich ist das Sch***-Thema vorbei!“
Woltemade: Stets bemüht, aber letztlich glücklos
Beobachtete man den letzten Akt des schier nicht enden wollenden Theaters um den Nationalspieler, schließt sich ein Kreis, der für alle Beteiligten wohl kaum restlos zufriedenstellend sein dürfte.
Getreu dem Motto „Stets bemüht, aber letztlich glücklos“ agierte nicht nur Nick Woltemade sinnbildlich am Samstagabend gegen die harte körperliche Gangart der bayerischen Innenverteidigung um Dayot Upamecano, sondern auch sein Berater Danny Bachmann über die Sommermonate hinweg mit der Stuttgarter Führungsetage um Wehrle und Sportvorstand Fabian Wohlgemuth.
Mehrere öffentlich gewordene Angebote mit genauer Bezifferung der kolportierten Summen, Videocalls auf Bosse-Ebene – und zwei öffentliche Anzählungen der VfB-Führungsriege, Bachmann warf Wehrle gar Wortbruch vor.
Am Ende eint beide Akteure auf der Woltemade-Seite, das Endziel nicht erreicht zu haben.
VfB Stuttgart lehnt Angebote des FC Bayern ab
Woltemade selbst musste auf dem Feld mit ansehen, wie die Bayern um Harry Kane und Neuzugang Luis Díaz den ersten Titel der Saison einheimsten, sein Berater musste trotz größten Wehrens schließlich die kalte Schulter der VfB-Bosse hinnehmen.
Denn trotz mehrerer Angebote der Bayern über rund 55 Millionen Euro zeigte sich der VfB nicht gesprächsbereit, wäre wohl erst ab 70 Millionen Euro arg ins Grübeln über einen Verkauf gekommen.
Selbst ein möglicher Beraterverzicht auf Provisionsgelder hatte dem Vernehmen nach keinen Einfluss mehr auf die Entscheidungsfindung der Schwaben.
„Das Thema ist für diesen Sommer vom Tisch“
Was bleibt? VfB-Sportvorstand Wohlgemuth bemühte sich in der Mixed-Zone nach der 1:2-Niederlage um ein erstes Auflockern der verzwackten Lage mit dem eigenen Stürmer: „Alle wissen Bescheid, dass das Thema für diesen Sommer vom Tisch ist und die Fakten klar sind. Wir freuen uns auf einen motivierten Nick Woltemade in der kommenden Saison.“
Denn klar ist: Auch, wenn der VfB die Pokerhand um seinen Top-Stürmer auf den ersten Blick gewonnen hat, dürfte der 1,96-Meter-Hüne im Sturmzentrum nach der persönlichen Einigung mit den Bayern kaum frohen Mutes sein, in Stuttgart zu bleiben.
Die Gemütslage gleicht eher derer am Samstagabend um 22:32 Uhr, als Bayern-Coach Vincent Kompany seine Spieler nach Abpfiff in einen Mannschaftskreis berief, zahlreiche grinsende Gesichter vorfand – und Woltemade aus der Ferne zuschauen musste.
Am Seitenrand, alleine, regungslos, bedröppelt und klar als großer Verlierer des Transferpokers auszumachen.
Bayern lässt sich für Woltemade Hintertürchen offen
„Das Transferfenster schließt am 31. August beziehungsweise am 1. September und im Fußball kannst du nie etwas 100 Prozent ausschließen“, sagte Bayern-Sportdirektor Christoph Freund noch am späten Abend im Bauche der Stuttgarter Arena zu den anwesenden Journalisten.
Zwei Wochen sind es also noch bis zum Schließen des Transferfensters. Und die Akte Woltemade scheint bis dahin zumindest für die Bayern noch nicht gänzlich geschlossen.