Die Minnesota Timberwolves, lange Zeit eines der erfolglosesten Teams der NBA, haben in der laufenden Saison 2023/2024 eine bemerkenswerte Wende vollzogen.
Von der Lachnummer zum Champion?
Nach langen Jahren des Wiederaufbaus stehen sie nun zum zweiten Mal in ihrer Geschichte in den Western Conference Finals. Es geht gegen die Dallas Mavericks (Spiel 1 am Donnerstag ab 02.30 Uhr) rund um die Superstars Luka Doncic und Kyrie Irving.
Trotz der Star-Power auf Seiten der Texaner gehen die Timberwolves aber als leichter Favorit in die Serie. Gerade das überzeugende Comeback in Spiel sieben gegen den noch amtierenden Meister, Denver Nuggets, machte deutlich, dass Minnesota wohl einer der Favoriten auf den Meistertitel ist und so endlich eine lange Durststrecke zu Ende gehen könnte.
NBA: Timberwolves wollen Leidenszeit vergessen machen
Denn die Timberwolves blicken auf eine Geschichte mit Höhen und Tiefen zurück. Seit ihrer Gründung im Jahr 1989 hatten sie immer wieder mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die es ihnen schwer machten, sich in der Liga zu etablieren.
Der Weg nach oben war alles andere als einfach. Jahre des Wiederaufbaus und zahlreiche Trainerwechsel schmissen das Team in der Entwicklung immer wieder zurück. Wenn es dann doch mal in die Playoffs ging, war meist in der ersten Runde schon wieder Schluss.
Einmal schafften es die T-Wolves genauso weit wie in dieser Saison: In der Saison 2003/2004 zogen sie ebenfalls in die Western Conference Finals ein. Dort war dann aber nach einer 2:4-Serien-Niederlage gegen die Los Angeles Lakers Schluss. Auf den bis dahin größten Erfolg folgte darauf eine unglaubliche Playoff-Durststrecke - satte 14 Jahre fand die Post-Season ohne Minnesota statt. Auch nach dem Brechen der Negative-Serie gelangen aber keine nennenswerten Erfolge.
Doch damit war in der laufenden Saison dann endlich Schluss! Unter der Führung von Headcoach Chris Finch haben die Timberwolves ihre Identität neu definiert und sich zu einem Team entwickelt, das von Erfolgshunger und Entschlossenheit geprägt ist. So konnten sie in dieser Saison endlich zeigen, dass sie bereit sind, mit den Top-Teams der Liga mitzuhalten.
Wird „Big Three“ endlich den Erwartungen gerecht?
Einen maßgeblichen Anteil am Erfolg des Teams hat das Top-Trio, bestehend aus Karl-Anthony Towns, Anthony Edwards und Rudy Gobert. Die „Big Three“ führte die Timberwolves zurück in die Western Conference Finals und ließ damit auch einige Kritiker verstummen, die die drei nicht als Star-Trio sahen.
Gerade Rudy Gobert, der als einer der besten Verteidiger in der NBA gilt und seit der Saison 2022/2023 zum Team gehört, stand lange Zeit in der Kritik. Zwar verstärkte der Franzose das Team durch seine Präsenz in der Verteidigung, doch in der Offensive wirkte er oft überfordert.
Die Kritik am dreimaligen NBA Defensive Player of the Year war wohl auch so groß, da die T-Wolves ein unglaubliches Trade-Paket rund um vier Erst-Runden-Picks und fünf Spieler für Gobert abgaben. Gerade deswegen wurde er trotz seiner herausragenden Fähigkeit, Würfe zu blocken und die Zone zu kontrollieren, oft kritisch gesehen - meist überkritisch.
Ebenfalls nicht ganz frei von Kritik war über Jahre Karl-Anthony Towns. KAT, wie der Superstar oft genannt wird, wurde im 2015er-Draft an erster Stelle ausgewählt und sollte das Herzstück der Timberwolves werden. Aber Towns nutzte seine enorme Kombination aus Größe, Kraft und einem überragenden Distanzwurf nicht konstant genug. In der Offensive brillierte er zwar häufig, doch gerade in der Defensive schien es ihm am nötigen Biss und der Einstellung zu fehlen. Doch in den laufenden Playoffs zeigte er auch, dass er am defensiven Ende überzeugen kann.
So ist KAT einer der vielseitigsten Big Men der Liga. In dieser Saison erzielte er in der regulären Saison durchschnittlich 21,8 Punkte pro Spiel (in den Playoffs 18,8). Seine Fähigkeit, von außen zu werfen und gleichzeitig in der Zone zu dominieren, macht ihn zu einer ständigen Bedrohung für die gegnerischen Teams.
Edwards der Schlüssel zum Erfolg
Abgerundet wird das starke Trio vom Schlüsselspieler der Timberwolves, Anthony Edwards. Der 22-Jährige wurde wie Towns ebenfalls First Overall gedraftet (2020) und hat sich schnell zu einem der aufregendsten jungen Spieler der Liga entwickelt. Seine explosive Athletik und sein enormes Scoring haben ihm den Spitznamen „Ant-Man“ („Ameisen-Mann“) eingebracht.
Seine enorme Athletik zeigte er in der NBA schon bei zahlreichen spektakulären Dunks. Eines seiner Highlights in der laufenden Saison war ein irrer Dunk im Spiel gegen die Utah Jazz, bei dem der All-Star über den 13 Zentimeter größeren John Collins sprang, um zu punkten.
Mit 25,9 Punkten pro Spiel war Edwards Topscorer der Wolves in der Regular Season. Auch in den Playoffs liegt er an der Spitze und konnte seinen Output mit 28,9 Punkten pro Spiel sogar noch weiter nach oben schrauben.
In seiner erst zweiten Post-Season agiert der Shooting Guard extrem abgezockt und zeigt gerade in den Schlussphasen enger Spiele seine gesamte Klasse. Seine spezielle Attitüde, sein Sieger-Gen und seine Spielweise erinnern dabei stark an das Spiel von Michael Jordan. Während der Playoffs waren die Social-Media-Kanäle deshalb voll von Fotos, Tweets und Memes, die behaupteten, Edwards sei Jordans noch unbekannter Sohn.
Dass den eigentlich noch unerfahrenen Edwards so schnell nichts aus der Ruhe bringt, zeigte auch das siebte Spiel der Serie bei den Denver Nuggets. Dabei erwischte er eine miserable erste Halbzeit, erzielte nur zwei Punkte bei sieben Versuchen, sein Team schien uneinholbar zurückzuliegen. Doch dann drehten die Timberwolves, auch dank eines stark verbesserten Edwards, der in Halbzeit zwei immerhin zwölf Punkte auflegte und in der Schlussphase einen entscheidenden Dreier traf, noch das Spiel.
Jeder zählt: „Wir haben eine Big 14″
Aber nicht nur die Top-Stars sind bei den Timberwolves wichtig. Die Tiefe des Kaders ist ein weiterer Schlüsselfaktor für den Erfolg. Auch Spieler wie Jaden McDaniels, Mike Conley oder Naz Reid leisten wichtige Beiträge zum Erfolg des Teams.
Zudem scheint die Chemie im Team zu stimmen, wie Superstar Towns kürzlich verriet: „Wir haben nicht nur eine Big Three. Wir haben eine Big 14 - jeder Spieler in dieser Mannschaft ist sehr wichtig. Das hilft auf so vielen Ebenen.“
„Die Timberwolves“, betonte Towns, „sind ein besonderes Team - und nicht nur Anthony Edwards, Karl-Anthony Towns und Rudy Gobert“.
Wie weit geht es für die Wolves?
Und dieses tiefe Team könnte die T-Wolves nun ganz weit führen. In der ersten Playoff-Runde wurde der vermeintliche Angstgegner, die Phoenix Suns, souverän mit einem Sweep aus dem Weg geräumt. Im Conference-Halbfinale setzten sich die Timberwolves gegen Titelverteidiger Denver Nuggets mit 4:3 durch.
Im Conference-Finale treffen die Timberwolves jetzt also auf die Dallas Mavericks. Die Serie verspricht spannend zu werden, in den vier Duellen der regulären Saison behielten die Wolves dreimal die Oberhand und dürften auch in den Playoffs auf einen ähnlichen Ausgang aus sein.
Die bevorstehenden Duelle mit den Mavericks wird ein weiterer Härtetest auf dem Weg zum Titel. Das Potenzial, Geschichte zu schreiben, ist auf jeden Fall da. Ein Erfolg gegen die Mavs und die Timberwolves stünden erstmals überhaupt in den NBA-Finals.
Eines steht jedoch fest: Die Timberwolves sind nicht länger ein Team, das verhöhnt wird, sondern ein ernstzunehmender Anwärter auf den NBA-Titel.