Tränen der Erleichterung, Freudenschreie und Konfetti, das von Hallendecke in Milwaukee rieselt und am verschwitzten Körper von Superstar Giannis Antetokounmpo kleben bleibt. Die Milwaukee Bucks waren an jenem 20. Juli 2021 am Ziel ihrer Träume und an der Spitze der Basketball-Welt.
Das Unvorstellbare als letzter Ausweg?
Ihr Mega-Star Antetokounmpo hatte die Bucks gerade mit unglaublichen 50 Punkten in Spiel sechs der NBA-Finals zum 105:98-Erfolg und zum 4:2-Serien-Sieg gegen die Phoenix Suns geführt. Der Grieche hatte seine Karriere endgültig gekrönt und es wirkte so, als wenn das erst der Start einer Dynastie für die Bucks sein könnte.
Doch nicht einmal vier Jahre später ist davon nichts mehr über. Die Bucks unterlagen gegen ein durchschnittliches Team der Indianer Pacers in Runde eins der Playoffs deutlich mit 1:4. Spätestens dieses Aus machte endgültig deutlich, dass das Team schon lange kein Meisterschaftsanwärter ist.
Dass der Frust extrem groß ist bei den Bucks, wurde auch nach dem Aus deutlich. Superstar Antetokounmpo geriet gleich mit mehreren Leuten aneinander und war Teil von gleich zwei Schubsereien.
Bucks kamen nie mehr in die Nähe eines weiteren Titels
Die Niederlage gegen die Pacers ist der endgültige Tiefpunkt eines stetigen Niedergangs in den vergangenen Jahren.
Denn nach der Meisterschaft 2021 kamen die Bucks nicht mehr in die Nähe eines weiteren Titels, gewann sogar nur noch eine einzige Playoff-Serie - flog dann 2022 aber direkt in der zweiten Runde gegen die Boston Celtics raus.
In den beiden folgenden Jahren scheiterte man dann sogar schon in Runde eins an Miami (in fünf Spielen) und Indiana (in sechs Spielen), bevor jetzt das Aus erneut gegen Indiana in fünf Spielen folgte.
Zumindest für die Niederlagen in den Vorjahren gab es gewisse Erklärungen. 2022 fehlte der damalige Co-Star Khris Middleton verletzt. In den beiden vergangenen Jahren verpasste dann ausgerechnet Superstar Antetokounmpo einige Spiele. Auch wenn auch in diesem Jahr Co-Star Damian Lillard teilweise ausfiel, wurde deutlich: Dieses Team ist kein Contender mehr.
Co-Star Lillard droht ein Jahr auszufallen
Und eine Veränderung dieser Situation wird es wohl in naher Zukunft auch nicht geben, denn der Kader ist einfach nicht gut genug und zudem finanziell so belastet, dass man ihn auch kaum verändern kann.
Der zweite Star des Teams, Damian Lillard, wird nach seinem Achillessehenenriss wahrscheinlich die gesamte nächste Saison verletzt verpassen. Ob er bei einer möglichen Rückkehr zur Saison 2026/27 nur annähernd an sein altes Niveau herankommen kann, erscheint fraglich. Und selbst wenn – Lillard ist dann auch schon 36.
Zudem laufen die Verträge von zwei weiteren guten Spielern, Brook Lopez und Bobby Portis, aus. Mit Kyle Kuzma (22, 4 Millionen) und Pat Connaughton (9 Millionen) stehen noch zwei überteuerte Rollenspieler unter Vertrag. Alleine für die fünf Spieler plus Superstar Antetokounmpo müssten die Bucks 153,5 Millionen Dollar zahlen. Bei einer Gehaltsobergrenze von 154,6 Millionen wird deutlich, wie wenig Flexibilität bleibt.
Gerade die Verpflichtung von Kuzma stellte sich als echter Flop dar. Der Forward kam während der Saison per Trade für Team-Legende Middleton. Doch in den Playoffs erzielte Kuzma dann unterirdische 5,8 Punkte im Schnitt.
Bucks ohne Erstrunden-Pick bis 2031
Da die Gehaltsstruktur keine Flexibilität für echte Verstärkungen zulässt, bliebe eigentlich nur die Chance, sich über den Draft zu verstärken.
Doch auch das ist für die Bucks aktuell keine Möglichkeit, denn die Franchise hat bis 2031 keinen eigenen Erstrunden-Pick. Würden sie also in den kommenden Jahren schlecht spielen, würde ein anderes Team profitieren und könnte sich das Wahlrecht der Bucks schnappen.
Und deshalb bringen viele Experten und Beobachter der NBA jetzt tatsächlich als Lösung des Problems ins Spiel, dass die Bucks das eigentlich Unvorstellbare tun sollen - ihren Mega-Star Giannis Antetokounmpo traden.
Sollten die Bucks tatsächlich Giannis traden?
Für einen Trade würde ganz klar sprechen, dass die Bucks zum aktuellen Zeitpunkt der Karriere ihres Superstars noch ein extrem großes Paket bekommen könnten. Mit 30 Jahre befindet sich der Grieche noch im besten Basketballalter. Zudem für Teams interessant: Er ist noch mindestens bis 2027 vertraglich gebunden, eine Verpflichtung wäre also nicht nur für eine Saison.
Ein mögliches Trade-Paket könnte den Bucks dann gleich mehrere Erstrunden-Picks plus junge Spieler eines anderen Teams einbringen. So könnten sie zumindest einen echten Rebuild einleiten. Selbst mit dem Superstar ist Milwaukee aktuell schließlich nur wenig erfolgreich.
Dagegen sprechen könnte, dass die Bucks in den nächsten Jahren wohl keinen vergleichbaren Star wie Antetokounmpo locken werden können. Der kleine Markt Milwaukee ist für Free Agents eher wenig attraktiv.
Zudem könnte Tanking für das Team völlig nutzlos sein, da sie ja nicht ihre eigenen Erstrunden-Picks besitzen. Im Optimalfall müsste ein möglicher Giannis-Trade also die eigenen Picks mit zurückbringen, oder vielversprechende Wahlrechte anderer Teams.
Diese Trades könnten attraktive sein
In den USA sind sich die Beobachter trotzdem sicher, dass ein Trade die beste Lösung für die kriselnden Bucks sein würde.
Als möglicher Trade-Partner werden zum Beispiel die Houston Rockets genannt, ein Team mit zahlreichen Erstrunden-Picks und vielen jungen talentierten Spielern. Zudem könnte man in Houston den nächsten Schritt gehen wollen. Trotz Platz zwei nach der Hauptrunden liegt man aktuell mit 1:3 gegen die Golden State Warriors zurück. Mit Giannis Antetokounmpo im Kader würde man aber gleich in den Favoriten-Kreis aufsteigen.
Houston könnte zudem ein extrem attraktives Paket schnüren. So bringt The Athletic ein Paket aus Amen Thompson, der als „Mini-Giannis“ beschrieben wird, und mehreren Erstrunden-Picks ins Spiel. Für die Bucks besonders attraktiv: Es handelt sich um die Picks der Phoenix Suns, also einer Franchise, die aktuell wohl auch einen Rebuild einleiten muss. Der 2025er Pick befindet sich definitiv in der Lottery und auch die zukünftigen Picks könnten sehr wertvoll sein.
Als weitere Möglichkeit werden die Brooklyn Nets genannt, die mit ihrem extrem großen Gehaltsspielraum sogar zusätzlich noch einen der überbezahlten Rollenspieler der Bucks übernehmen könnten. Zudem haben sie im 2025er-Draft gleich vier Erstrunden-Picks (wahrscheinlich 6,19,26 und 27), einen ungeschützten Pick-Tausch mit den Suns 2028 und drei ungeschützte Picks der Knicks.
Es wird also deutlich: Die Bucks hätten durchaus attraktive Möglichkeiten, einen Neuaufbau einzuleiten. Dafür müssten sie sich aber dazu durchringen, das quasi Unvorstellbare zu tun und ihren Superstar Antetokounmpo traden.