Gibt es Antworten auf die vielen Fragezeichen? Noch bevor die neue NBA-Saison so richtig Fahrt aufnimmt, sind bei Dennis Schröder und speziell seinem neuen Team, den Sacramento Kings, noch viele Fragen offen.
Dennis Schröder: Endlich eine sportliche Heimat oder doch mitten im Chaos?
Endlich eine Heimat für Schröder?
Für Schröder selbst wird die wichtigste Frage wohl sein, ob er in den USA endlich eine sportliche Heimat findet. Denn anders als bei der Nationalmannschaft war der Point Guard in der NBA zuletzt selten so richtig unangefochten - und vor allem selten lange bei einem Team.
Allein in der vergangenen Saison wurde er von den Brooklyn Nets über die Golden State Warriors zu den Utah Jazz und dann nach Detroit weitergereicht.
Beim DBB-Team dagegen ist Schröder nach dem WM- und EM-Titel mit der jeweiligen individuellen Auszeichnung als MVP des Turniers der Erfolgsheld.
Schröder? „Er soll als gutes Beispiel vorangehen“
Sein neuer Arbeitgeber Sacramento wird das zehnte NBA-Team sein, für das er auf dem Parkett stehen wird, hinzu kommt der Kurzaufenthalt bei den Utah Jazz, für die er aber nie spielte.
Sacramento soll jetzt endlich wieder eine langfristige sportliche Heimat werden. Ein Zeichen dafür ist der Vertrag, mit dem ihn die Kings im Sommer ausstatten. Rund 44 Millionen US-Dollar bekommt Schröder für drei Jahre. Speziell die Laufzeit garantiert zumindest theoretisch eine gewisse Planbarkeit.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Kings planen mit Schröder als Starter auf der Point-Guard-Position. Kings-Coach Doug Christie machte in der Vorbereitung deutlich, dass Schröder sein Anführer ist: „Er soll verdammt noch einmal als gutes Beispiel vorangehen. Das will ich sehen. Ich will, dass er auf dem Feld sofort seine Mitspieler mitreißt.“
Zumal Christie sich im Sommer selbst ein Bild von Schröders Qualitäten machte, als er zusammen mit GM Scott Perry und Besitzer Vivek Ranadive bei der Basketball-EM vorbeischaute - und dabei sogar direkt neben Schröders Familie saß.
Sacramento will den DBB-Dennis
Christie lachte begeistert über den gemeinsamen Jubel von Schröder mit seinem Sohn Dennis Malick Junior nach jedem getroffenen Dreier. Wie Schröder die deutsche Nationalmannschaft zum Titel führte, beeindruckte die Bosse der Kings nachhaltig.
Sie hätten ihm gesagt, verriet Schröder im Podcast Got Nexxt, er solle den Laden so schmeißen „wie in der Nationalmannschaft auch“. Die Kings wollen auch in der NBA den legendären FIBA-Dennis.
„Dennis ist eine Klette“
Bei der Nationalmannschaft trug Schröder besonders die Last in der Offensive. Zurück in der NBA wartet auf ihn eine andere spezielle Aufgabe.
„Ich will über das ganze Feld verteidigen, Druck ausüben und diese Kettenhund-Mentalität auf meine Mitspieler übertragen. Dafür wurde ich geholt“, sagte Schröder selbst über seine Rolle.
Sein neuer Mitspieler DeMar DeRozan schwärmte bei NBC Sports schon von Schröders Qualitäten: „Dennis ist eine Klette. Immer wenn ich gegen ihn gespielt habe, hat er die ganze Zeit Trash getalkt und sehr physisch gespielt.“
Bei den Kings droht Chaos
Und die Kings werden Schröders Qualitäten in der Defensive an allen Ecken und Enden brauchen, wenn sie auch nur ansatzweise erfolgreich spielen wollen. Denn weder DeRozan noch die anderen Kings-Stars Domantas Sabonis und Zach LaVine sind als gute Verteidiger bekannt.
Allgemein wirkt der Kader der Kings sehr konfus zusammengestellt - zumal die Offseason nun auch noch mit der Verpflichtung des alternden Ex-MVP Russell Westbrook abgeschlossen wurde.
Wer nimmt welche Rolle ein? Wer ist der Go-to-Guy in der Offensive? Wie soll das defensiv gutgehen?
Für Schröder droht in Sacramento eine Menge Chaos. „Ich hasse dieses Team. Ich hasse diesen Kader. Ich hasse die Stimmung. Ich hasse alles. Ich glaube, das wird ein höllisches Jahr für die Kings“, sagte der renommierte US-Journalist Zach Lowe bei The Ringer zuletzt.
Nowitzki traut Kings die Playoffs zu
Die Kings sind ohnehin in den vergangenen Jahren nicht gerade für Erfolge bekannt. Seit 2007 erreichten sie genau einmal die Playoffs, vor zwei Jahren war in der ersten Runde Schluss.
Auf dem Papier scheint es also keine rosigen Aussichten für Schröder zu geben. Doch NBA-Legende Dirk Nowitzki machte beim SID trotzdem Hoffnung: „Sacramento kann gefährlich sein, sie haben gute Spieler. Ich hoffe, dass Dennis ein gutes Jahr spielt und dass sie vielleicht sogar in die Playoffs kommen.“
Damit diese Überraschung gelingen kann, braucht es aber definitiv einen Schröder in EM-Form. „Wir wissen alle, dass er die Klasse und die Athletik hat. Ich hoffe, dass er sich gut eingewöhnt. Dann ist, glaube ich, einiges drin“, sagte Nowitzki.
So sieht es auch Schröder, der sich selbstverständlich der großen Herausforderung stellt und hofft, „dass die Saison gut wird und wir erfolgreich Basketball spielen können.“ Das Ziel seien ganz klar die Playoffs.
Sollten diese Ambitionen sich allerdings früh als unrealistisch erweisen, könnte es bei den Kings dann gleich auch den nächsten Umbruch geben.
Klar ist: Es wird eine aufregende Saison für Dennis Schröder. Von der neuen sportlichen Heimat bis zum erneuten Chaos scheint alles möglich zu sein.