Damit hat kaum jemand gerechnet! Die Denver Broncos schafften in Woche acht der NFL-Saison die große Überraschung und gewannen mit 24:9 gegen die Kansas City Chiefs.
Die Belächelten schlagen zurück
Damit beendete das Team aus der Mile High City ihre schwarze Serie von 16 Niederlagen in Serie gegen den Division-Rivalen. „Es bedeutet uns sehr viel“, sagte Linebacker Baron Browning nach der Partie der Denver Post.
Doch es war nicht nur der erste Erfolg über die Chiefs seit 2015: Es war bereits der zweite Triumph in Folge, sodass das Team nach einem schwachen Saisonstart vor dem Gastspiel bei den Buffalo Bills im Monday Night Game wieder an den Playoffs schnuppert.
Broncos mit schwachem Saisonstart
Dabei stand es vor knapp anderthalb Monaten alles andere als rosig um die Franchise. In der dritten Partie unter der Regie des neuen Headcoaches Sean Payton hagelte es eine heftige 20:70-Pleite gegen die Miami Dolphins.
„Mir fehlen die Worte“, schilderte Payton schockiert, ehe er heftig mit einem Reporter aneinander geriet. Auch viele Spieler schämten sich für das Auftreten, war es doch eine der deutlichtesten Niederlagen in der NFL-Geschichte.
Wirklich viel Besserung gab es zunächst nicht. Zwar bezwangen sie die Chicago Bears knapp, doch es folgten zwei offensiv schwache Auftritte gegen die New York Jets und die Chiefs, sodass das Team mit lediglich einem Sieg am Ende der Conference stand.
Angesichts der nahenden Trade-Deadline häuften sich bereits die Gerüchte, dass die Broncos einige Stars wie Jerry Jeudy oder Courtland Sutton wegschicken, um wichtige Draftpicks für einen Rebuild zu sammeln.
Broncos-Defense im Aufschwung
Die Verantwortlichen entschieden sich allerdings anders, vor allem aufgrund der jüngsten Erfolge. Schließlich sind sie mittlerweile wieder mitten im Rennen um die begehrten Plätze für die Postseason.
„Nach der Niederlage in Miami gab es eine Menge Selbstreflexion“, erklärte Safety Justin Simmons nach dem Chiefs-Sieg. Damit dürfte er nicht zuletzt seine eigene Unit gemeint haben.
Zwar stehen sie in den meisten Kategorien immer noch auf einem der unteren Plätze, doch die Leistung hat sich enorm verbessert. So erlaubten sie in den vergangenen drei Partien nie mehr als 19 Punkte - und das, obwohl sie zweimal gegen den amtierenden Super-Bowl-Champion aus Kansas City spielten, die gar nur einen mageren Touchdown erzielen konnten.
Mega-Lob für Broncos-Rückkehrer
Dabei profitieren die Broncos auch von zahlreichen Rückkehrern in der Defense. Simmons, Linebacker Josey Jewell, Defensive Tackle Mike Purcell, Safety Kareem Jackson, Linebacker Baron Browning und Safety P.J. Locke haben alle mehrere Spiele verpasst, sind aber mittlerweile wieder einsatzbereit.
Während Jewell als erst zweiter Broncos-Spieler seit 1987 in fünf aufeinanderfolgenden Partien mindestens zehn Tackles sammelte, verbesserte Browning den bis dato lahmen Pass Rush. Mit 33 Pressures stellten die Broncos beim Chiefs-Erfolg eine neue Saisonbestleistung auf, Browning sackte in seinem zweiten Saisonspiel Quarterback Patrick Mahomes gleich zweimal.
„Er hat Bewegungen wie Von Miller“, schwärmte sein Teamkollege Zach Allen. Auch Simmons lobte den Comebacker: „Wir brauchen ihn und sein Talent.“
Broncos-Defense glaubt an das Konzept von Joseph
Doch auch der viel kritisierte Defensive Coordinator Vance Joseph hat durch einige Personal-Rochaden der Unit Stabilität gegeben. Er schickte Star-Spieler Randy Gregory per Trade zu den San Francisco 49ers, nachdem dieser nur bedingt überzeugen konnte. Zudem beorderte er Cornerback Fabian Moreau in die Startelf und funktionierte Ja´Quan McMillian zum Nickel-Cornerback um.
McMillian liefert in der neuen Rolle ab. Der Youngster, der 2022 als Undrafted Rookie zum Team kam, fing gegen die Chiefs seine erste Interception in der NFL und untermauerte somit die Worte von Joseph, der in ihm das „perfekte Profil“ für diese Rolle sieht.
Der Fokus liegt dabei auf Disziplin und Ballgewinnen. Mit vier forcierten Turnovern gegen die Chiefs bewiesen Simmons und Co. eindrucksvoll ihre Stärke in dieser Kategorie, auch wenn die Broncos bisher „nur“ zwölfmal den Ball eroberten.
Wilson stellt Mahomes in den Schatten
Im Schatten der verbesserten Defense hat sich auch die Offensive Stück für Stück gesteigert. Dabei sticht vor allem der viel gescholtene Russell Wilson ins Auge.
Der Quarterback steht nach acht Partien bei 16 Touchdown-Pässe und lediglich vier Interceptions - und stellt damit sogar Mahomes in den Schatten. Auch sein Passer Rating von 101,7, mit dem er ligaweit auf Rang vier liegt, ist besser als das seines Konkurrenten (95,8).
Zwar liegt Wilson in den Effizienzstatistiken wie dem Quarterback-Rating, in dem mehr Faktoren als nur die reine Pass-Statistik eine Rolle spielen, weiterhin hinter Mahomes, doch Payton und sein Spielmacher verstehen sich immer besser.
Als wichtiger Erfolgsgarant haben sich dabei die Screen-Pässe, bei dem der Receiver mehrere Vorblocker hat, entpuppt. Laut TruMedia führen die Broncos die Liga mit 15 Catches an und haben zudem das beste Passer Rating (134,8).
Broncos legen Fokus aufs Run Game
Besonders den Running Backs kommen diese Spielzüge zugute. Rookie Jaleel McLaughlin hat so schon zwei Touchdowns erzielt, Javonte Williams lief damit einmal in die gegnerische Endzone. „Wenn Sie uns fragen, was wir in Bezug auf die Running-Back-Screens für wichtig halten, werden wir es gegen Teams spielen, die auf eine bestimmte Art und Weise rushen“, schilderte Payton.
Darüber hinaus passte der Star-Trainer in den vergangenen Duellen den Gameplan an und legte den vollen Fokus auf das Run Game. Seit Woche sechs gelang seinem Team 4,7 Yards pro Run - nur zwei Teams waren noch besser.
Im Duell gegen die Chiefs baute er dabei häufig auf auf je zwei Running Backs und Tight Ends. Eine solche Aufstellung findet man in der passlastigen NFL nur noch sehr selten. „Wir fangen an, unsere Identität zu entwickeln“, meint der Broncos-Coach.
Allerdings weiß er auch, dass seine Offense noch viel Luft nach oben hat. Ein funktionierendes Play-Action-Game sucht er weiterhin vergebens, wie auch tiefe Pässe. Dementsprechend wird er die anstehende Bye-Week nutzen, um weiter an den Problemen zu feilen.