Eines Tages, berichtete der vielleicht bis heute größte Spieler der NFL-Geschichte, sei ihm schlicht ein Licht aufgegangen.
Als der Größte die Lust verlor
Es war das Jahr 1995, die Saison vorbei, sein Team - die Kansas City Chiefs - nach einer mittelmäßigen Saison in der ersten Playoff-Runde ausgeschieden. Und Joe Montana fiel auf: Er hatte die Lust verloren. „Ich brannte nicht darauf, mich für die neue Saison in Form zu bringen. Ich habe mich nicht mehr so sehr darauf gefreut, wie ich es sonst immer getan hatte“, erklärt er später. Also machte die Football-Legende Schluss. Und blieb dabei. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NFL)
Am 18. April 1995 - heute vor 29 Jahren - verkündete der viermalige Meister-Quarterback der San Francisco 49ers seinen Entschluss der Öffentlichkeit. In einem Rahmen, der der Größe des Augenblicks angemessen war: bei einer Zeremonie vor rund 25.000 Zuschauern auf dem Justin Herman Plaza, einem großen Platz in San Francisco, live im Fernsehen übertragen.
„Ich hatte ehrlich gesagt nie daran gedacht, dass irgendwann mal der Moment kommen würde, an dem sich dieses Wort sage: Rücktritt. Aber jetzt ist er gekommen“, teilte „Joe Cool“ den Anwesenden mit.
Joe Montana tritt ab - Fans rufen: „No! No! No!“
Obwohl zu ahnen war, dass der Rücktritt des damals 38-Jährigen der Anlass für den Termin war - warum sonst hätte er die Menschenmenge in seiner alten Wahlheimat versammeln sollen -, hatte es doch noch einen Rest Hoffnung bei seinen Fans gegeben. „No! No! No!“, skandierten sie, als Montana den Rücktritt aussprach - und: „One more year! One more year!“ Obwohl es ein Jahr mehr bei der Konkurrenz gewesen wäre. Aber Montana und San Francisco: Das war Liebe über die berufliche Trennung hinaus.
Mit den 49ers gewann der Spielmacher vier Super Bowls - alle, in denen er stand (1982, 1984, 1989, 1990). Tom Brady hat Montana mit sieben Triumphen zwar mittlerweile überflügelt, aber den Makellos-Rekord hält weiter Montana, zusammen mit Terry Bradshaw.
Ebenfalls historisch: Montana wurde als erster Spieler überhaupt dreimal zum MVP des Endspiels gewählt. Bis heute unübertroffen sind auch seine 122 Endspiel-Pässe ohne eine Interception.
Das Wort GOAT war noch nicht in Mode, als Montana abtrat, aber als er ging, gab es wenig Diskussionen, dass Montana zu diesem Zeitpunkt derjenige welcher war.
Irritation mit Rivale Young auch beim Abschied
Bei den 49ers genoss die langjährige Identifikationsfigur auch noch Heldenstatus, als er die Franchise 1993 nach einem jahrelang schwelenden Drama verließ: Als Montana sich 1991 schwer am Ellbogen verletzte, fiel er lange aus, in der Zwischenzeit legte Steve Young als Vertreter den Grundstein für seine eigene Hall-of-Fame-Karriere. „Joe Cool“ entschloss sich schließlich zum Wechsel, als er den Eindruck gewann, dass die interne Rivalität mit Young das Team zu zerreißen drohte.
Auch beim Abschied Montanas gab es Irritationen: Der bei einem Offseason-Termin in Florida weilende Young wäre gern zur Montana-Zeremonie gekommen und hatte auch schon Flugtickets gekauft, eine scheinbare Einladung entpuppte sich jedoch als Streich mit unbekanntem Urheber: Young war doch nicht eingeladen.
Die verwirrende Posse hätte das Zeug zum hässlichen Eklat gehabt - aber Young schluckte seinen Ärger herunter und verlor bei einem eigenen Medientermin am selben Abend nur nette Worte über den Rivalen. (Joe Montana vs. Steve Young: Das bitterste Quarterback-Duell der NFL-Geschichte)
„Jeder Traum endet damit, dass du aufwachst“
Vom Zuspruch, den er von den anwesenden Fans bekam, zeigte sich Montana tief berührt: „Ihr habt mich jahrelang immer wieder überwältigt, aber das schlägt alles.“
Die Rührung änderte jedoch nichts daran, dass Montana die Zeit gekommen war, sein zweites Leben zu beginnen: „Ich habe einen Traum gelebt. Aber jeder Traum, ob du es willst oder nicht, endet damit, dass du aufwachst.“
Schon vor dem großen Abschiedsfest bei einem Medientermin im kleineren Kreis ausgeführt, dass gesundheitliche Aspekte eine Rolle gespielt hätten: „Ich bin noch gesund und habe relativ viele Körperteile beisammen. Es ist Zeit den Golfschläger herauszuholen“,