Zum Jubeln war Deshaun Watson nicht zumute, als sein Teamkollege Jerome Ford mit einem Lauf in die Endzone der Dallas Cowboys auf 17:33 verkürzte. Ein kurzes und emotionsloses Abklatschen auf dem Weg zurück an die Seitenlinie war das höchste der Glücksgefühle. Denn zu diesem Zeitpunkt dürfte Watson schon geahnt haben, wie das Echo auf seine Leistung nach dem ersten Spieltag der neuen NFL-Saison ausfallen würde.
Der schlechteste Deal ever?
Nach gerade einmal einem Spiel glaubt niemand mehr an eine starke Saison der Cleveland Browns. Und Watson wird als Hauptgrund genannt für die düsteren Aussichten.
Deutsche in der NFL | Team | Position | Geburtstag und Ort | Größe/ Gewicht | College | bisherige Stationen |
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Amon-Ra St. Brown | Detroit Lions | Wide Receiver | 24. Oktober 1999 in Anaheim (USA/Kalifornien) | 1,83m/ 92 kg | University of Southern California | USC Trojans |
Brandon Coleman | Washington Commanders | Offensive tackle | 12. Oktober 2000 in Newport News (USA/Virginia) | 1,98 m / 145 kg | Cincinnati | Trinity Valley, TCU |
Jakob Johnson | New York Giants | Fullback | 15. Dezember 1994 in Stuttgart | 1,91 m /116 kg | Tennessee | Stuttgart Scorpions, New England Patriots, Las Vegas Raiders |
ESPN-Experte Stephen A. Smith holte direkt zu einem allgemeinen Rundumschlag gegen die Franchise aus. „Als Titelanwärter wie Dallas will man die Gegner wie Müll aussehen lassen. Und das waren die Browns. Sie sahen aus wie Müll. Sie waren wirklich grottenschlecht.“
Dann ging er auf den Spielmacher ein. „Sie haben vielleicht einen Horror-Quarterback. Oh mein Gott! Houston ist schon so, so lange her. Es sieht so schlecht aus. Er konnte keinen Pass über eine Distanz von fünf Yards werfen.“
Dabei erinnerte der Fachmann seine Zuschauer noch einmal daran, dass Watson einst einen historischen Vertrag unterschrieb, der erst am Wochenende von Dallas-Star Dak Prescott noch einmal übertrumpft wurde.
Star-Experte macht Watson fertig
„Ja, er hat Ausfälle an Stars neben sich wie Nick Chubb. Aber du hast mit Amari Cooper und David Njoku immer noch Waffen, und machst sowas von nichts? Niemand will deine Ausreden hören und dass du Zeit brauchst. Du hattest genug davon. Du bekommst 230 Millionen“, schimpfte Smith.
Nur 24 seiner 45 Passversuche brachte der Quarterback an den Mann. Magere 169 Yards brachten seine Anspiele. Einem Touchdown standen zwei Interceptions gegenüber. Stattdessen wurde er von Dallas satte sechs Mal gesackt und immer wieder massiv unter Druck gebracht.
Die Folge: Schon zur Halbzeit lagen die Browns mit 17 Punkten zurück, hatten nur ein First Down erspielt und waren mit 54:216 Yards unterlegen. Ein komplettes Debakel blieb nur aus, weil Dallas danach eine Gang rausnahm.
„Am Ende des Tages, wenn man auf dem Feld steht, muss man seine Leistung bringen, muss man seine Aufgabe erfüllen. Das haben wir insgesamt nicht getan. Wir alle haben solche Tage und das ist einfach Teil dessen, was dazugehört. Und besonders in meiner Position gilt: Viel wird verlangt“, zeigte sich Watson kleinlaut.
In Cleveland gibt es nicht wenige, die noch immer Watsons Vorgänger hinterhertrauern: Baker Mayfield, der bei den Tampa Bay Buccaneers als Nachfolger der Ikone Tom Brady einen guten Job macht. Ausgerechnet jenen Mayfield, der die Browns im Januar 2021 zum ersten Playoff-Sieg seit 26 Jahren geführt hatte.
Skandalprofi Watson erhielt gigantischen Vertrag
Schon in der vergangenen Saison hatte Watson das Vertrauen der Fans bis zu seiner schweren Schulterverlertzung, die das Saisonaus bedeutete, nahezu aufgebraucht. Doch damals wurden die Leistungen noch mit der langen Zwangspause von fast zwei Jahren erklärt. Denn Watson hatte turbulente Monate hinter sich.
Zur Erinnerung: Um den einstigen Shootingstar nach Cleveland zu lotsen, waren die Verantwortlichen im vergangenen Jahr bereit, elementare Bausteine ihrer Zukunft zu opfern. Insgesamt fünf Picks - darunter drei Erstrundenpicks - wanderten für den dreimaligen Pro-Bowler zu den Houston Texans. Dazu versahen sie den Erstrundenpick des Drafts von 2017 mit einem Vertrag über 230 Millionen Dollar - umgerechnet rund 215 Millionen Euro.
Aber nicht nur mit Picks und Geld wurde der Trade teuer bezahlt. Auch das Image des Teams aus Ohio musste bluten.
22 Klagen wegen sexueller Belästigung
Zum Zeitpunkt der Verpflichtung liefen gegen Watson 22 Zivilklagen wegen des Vorwurfs sexuellen Belästigung. Später kamen noch zwei weitere Klagen hinzu. Am Ende sperrte ihn die Liga für elf Spiele und belegte ihn mit einer Geldstrafe in Höhe von fünf Millionen Dollar.
Seit dieser Sperre ist der inzwischen 28-Jährige nie mehr an seine Form vergangenen Tage herangekommen. Dabei begann seine Karriere so vielversprechend. Bei den Houston Texans lieferte er von 2017 bis 2020 ab und wurde zum Star.
Nun können sich Fans die Glanzleistungen von damals kaum noch vorstellen. Gegen Dallas zeigte der Quarterback fatale Schwächen. Er wirkte völlig hektisch, lief teilweise wild hinter seinen Beschützern herum und brachte keinen einzigen langen Pass an.
Als der einstige Hoffnungsträger das Feld mit hängendem Kopf unter seinem Handtuch verließ, da beschlich viele Zuschauer wieder einmal das Gefühl, dass Cleveland den schlechtesten Deal der Geschichte abgeschlossen hat.