Der sogenannte Roster-Cut-Day, an dem die Teams der NFL ihre Kader auf ein Stammpersonal von 53 Spielern verkleinern müssen, war in diesem Jahr ein schwarzer Tag für sechs deutsche Footballprofis.
Deutsche Hoffnung exklusiv: "In der NFL ist leider nie etwas sicher"
Deutsche Hoffnung mit neuer Chance
Einer der vermeintlichen Verlierer des Tages war Offensive Tackle Kilian Zierer, der von den Cleveland Browns entlassen wurde. „Es war mir schon fast klar, da ich nur drei Wochen in Cleveland war“, berichtet Zierer im exklusiven Gespräch mit SPORT1 und erklärte: „Es dann innerhalb dieser Zeit ins Roster zu schaffen, das ist für jeden schwer. Man hat immer ein bisschen Hoffnung, aber es war mir schon fast bewusst, dass es in Cleveland nicht direkt etwas wird.“
Lange auf seine nächste Chance in der NFL musste Zierer jedoch nicht warten. Etwa 24 Stunden nach der Kaderstreichung nahmen die San Francisco 49ers den 25-Jährigen in ihren Practice Squad auf. „Ich kenne hier noch niemanden, ich bin hier komplett neu. Aber die 49ers klangen sehr interessiert. Ich habe mit dem General Manager am Telefon gesprochen und wir dachten, dass es die beste Möglichkeit für mich ist, hierherzukommen“, meint Zierer, der es aufgrund physischer Untersuchungen nicht zu seiner ersten Trainingseinheit mit dem Team schaffte.
Deutscher NFL-Profi mit klarem Ziel
Ob Zierer aber wirklich für die 49ers zum Einsatz kommen wird, ist weiterhin unsicher, da er sich nicht im festen 53-Mann-Kader befindet. „In der NFL ist leider nie etwas sicher. Die ganzen Practice-Squad-Verträge sind noch nicht reguliert: Das ist immer ein Einjahresvertrag, aber die sind jederzeit kündbar“, sagt Zierer.
Das klare Ziel sei es jedoch „eines Tages im 53-Mann-Kader zu stehen“, damit dies gelingt müsse er sich zunächst in das völlig neue Team integrieren und sich im Training beweisen. „Ich hatte nicht allzu viel Pre-Season-Tape, wie in den zwei Jahren davor. Aber praktisch kannst du für jedes Team spielen, wenn du auf dem Tape gut ausschaust, dann hast du einen Job“, erklärt Zierer seine Aussichten.
2023 schloss sich Zierer den Houston Texans an, nachdem er im NFL Draft nicht ausgewählt wurde, und blieb für zwei Jahre bei der Franchise. Vor den Cleveland Browns folgte eine weitere Station im Practice Squad der Atlanta Falcons.
Ein Neustart mit alten Gewohnheiten?
Einzig Long Snapper Jon Weeks spielte bereits bei den Houston Texans zusammen mit Zierer, dennoch könnte es zumindest taktische Vorteile geben, die es dem Deutschen erleichtern, sich in San Francisco einzuleben. „Das Gute für mich ist, dass ich fast dasselbe System in Houston hatte für meine zwei Jahre. Das Offensivsystem dürfte sehr ähnlich sein, was mir deutlich hilft, nicht das ganze Playbook komplett neu lernen zu müssen, wie zum Beispiel in Cleveland“, sagt Zierer.
Hoffnung machen dürfte Zierer dieses Mal auch, dass die 49ers offenbar schon Interesse am Offensive Liner zeigten, bevor dieser sich den Browns angeschlossen hatte. Aufgrund der schlechteren Platzierung im Vorjahr hatten die Browns das Vorrecht auf eine Verpflichtung vor allen weiteren Interessenten.