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NFL-Megatrade lässt Vollmer verständnislos zurück

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Vollmer: „Wie in einer Daily Soap“

Der Deutsche Sebastian Vollmer gewann zweimal den Super Bowl. Heute begleitet er das NFL-Geschehen als TV-Experte. Mit SPORT1 spricht der 41-Jährige über die bevorstehende Saison.
Morice Norris erwischt es bei einem Tackle so böse, dass ein NFL-Testspiel abgebrochen wird. Sein Trainer ist anschließend völlig aufgelöst und vergießt Tränen.
Der Deutsche Sebastian Vollmer gewann zweimal den Super Bowl. Heute begleitet er das NFL-Geschehen als TV-Experte. Mit SPORT1 spricht der 41-Jährige über die bevorstehende Saison.

Die NFL-Saison 2025 steht in den Startlöchern. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag startet Super-Bowl-Champion Philadelphia Eagles gegen die Dallas Cowboys (2.20 Uhr) in die neue Spielzeit.

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Sebastian Vollmer spielte von 2009 bis 2016 selber in der NFL und war als Offensive Tackle der New England Patriots der Beschützer von Tom Brady.

Im Interview mit SPORT1 spricht Vollmer über seine Favoriten für die anstehende Saison, die Durststrecke seines Ex-Teams, die Perspektive von Russell Wilson und Aaron Rodgers bei ihren neuen Teams sowie über die schwierige Situation der Deutschen.

Philadelphia Eagles „nicht schlechter geworden“

SPORT1: Herr Vollmer, wie schätzen Sie den Saisonauftakt zwischen den Philadelphia Eagles und den Dallas Cowboys ein?

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Sebastian Vollmer: Man muss dem Titelverteidiger viel Respekt zollen. Sie sind nicht schlechter geworden, sondern haben sich in den vergangenen Monaten eher noch verstärkt. Aber es besteht immer die Gefahr, dass man nach einem Super-Bowl-Sieg zu lange den Erfolg genießt. Auf der anderen Seite stehen die Dallas Cowboys, die gerade das Drama rund um Micah Parsons haben…

SPORT1: Er ist einer der besten Verteidiger der NFL und wollte einen neuen Vertrag, wurde stattdessen aber zu den Green Bay Packers getradet…

Vollmer: Die Cowboys sorgen immer für besondere Storylines. Rund um den Besitzer Jerry Jones passieren Dinge wie in einer Daily Soap. Irgendwie bekommen die Cowboys diese Themen nicht abgestellt. Ich gehe davon aus, dass die Eagles das Spiel gewinnen werden.

SPORT1: Können Sie verstehen, dass die Cowboys Micah Parsons abgegeben haben?

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Vollmer: Nein, für mich ergibt das wenig Sinn. Das ist ein Generation-Player, den es vermutlich in den nächsten 25 Jahren nicht noch einmal geben wird. Natürlich kann man über die geforderten Geldsummen spekulieren. Aber wenn sie ihn ohnehin abgeben wollten, hätten sie das früher machen sollen – nicht eine Woche vor dem Saisonstart.

Vollmer rechnet auch mit den Kansas City Chiefs

SPORT1: Wer sind abgesehen von den Philadelphia Eagles die Titelkandidaten?

Vollmer: Die Kansas City Chiefs sind immer zu nennen, weil sie Patrick Mahomes haben. Das ist genauso wie früher mit den New England Patriots und Tom Brady – die können immer den Super Bowl gewinnen. Die Buffalo Bills zählen auch zu den Super-Bowl-Kandidaten. Allerdings müssten sie bald den Titel holen, weil sich ansonsten das Super-Bowl-Fenster schließt. Die Baltimore Ravens sind ebenfalls sehr stark, denn sie haben mit Lamar Jackson einen überragenden Quarterback. Zudem wurde der Kader weiter verstärkt.

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SPORT1: Es gab einige prominente Wechsel in dieser Saison. Die New York Giants haben Russell Wilson als neuen Quarterback geholt, die Pittsburgh Steelers wiederum Aaron Rodgers. Wie stark werden diese Teams 2025 sein?

Vollmer: Ich glaube, dass die Giants besser sein werden als viele Leute denken. Mir gefällt vor allem der Defensive End Abdul Carter, der beim NFL Draft an Position 3 gepickt wurde. Das ist eine Maschine. Es würde auch der Offense Mut machen, wenn die Defense funktioniert. Dann können 21 Punkte auch mal genügen, um ein Spiel zu gewinnen. Ich halte auch Brian Daboll für einen guten Coach. Wenn er Russell Wilson annähernd zu einer Form bekommt wie damals in Seattle, sind die Giants für eine Überraschung gut.

SPORT1: Und die Steelers?

Vollmer: Als Aaron Rodgers zu den New York Jets kam, sprachen viele davon, dass sie nun ein Anwärter auf den Super Bowl sind. Dann riss er sich die Achillessehne. Im zweiten Jahr war er fit, aber trotzdem ist nicht viel Positives passiert. Ich befürchte, Rodgers ist aus seiner Prime-Zeit raus. Er ist 41 Jahre alt, wird bald 42. Ab einem gewissen Alter wird es schwierig.

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New England Patriots? „In diesem Jahr besser“

SPORT1: Ihr früheres Team, die New England Patriots, hat seit dem Weggang von Tom Brady im Jahre 2020 nicht zurück in die Erfolgsspur gefunden. In den vergangenen beiden Spielzeiten gelangen nur jeweils vier Siege. Haben Sie Hoffnung, dass es kommende Saison besser wird?

Vollmer: Es ist kein Geheimnis, dass die Patriots in den letzten Jahren einen Rebuild hatten. Ich glaube definitiv, dass sie in diesem Jahr besser sein werden. Sie werden jetzt auch besser gecoacht. Das tut mir ein bisschen in der Seele weh, weil Ex-Coach Jerod Mayo ein guter Freund von mir ist. Nun haben sie mit Mike Vrabel einen neuen Trainer. Die Preseason war vielversprechend. Im Draft haben sie Offensive Tackle Will Campbell (Pick Nummer 4, Anm. d. Red.) verpflichtet. Das wird ihnen im Laufspiel helfen. Im Passspiel hat die Offensive Line noch Probleme. Wenn es ihnen gelingt, ihrem Quarterback Drake Maye mehr Zeit zu verschaffen, könnte das im Zusammenspiel mit Stefon Diggs funktionieren. Das Laufspiel sollte mit TreVeyon Henderson und Rhamondre Stevenson gut sein. Beide haben das Potenzial für 1000 Rushing-Yards. Ich glaube, dass die Patriots hinter den Buffalo Bills um Platz 2 in der AFC East spielen.

SPORT1: Für die Deutschen verlief die Saisonvorbereitung eher unerfreulich. Mit Ausnahme von Amon-Ra St. Brown, der ein Superstar bei den Detroit Lions ist, steht nahezu kein Deutscher im offiziellen Kader der NFL-Teams. Die meisten Deutschen sind im Practice Squad gelandet.

Vollmer: Gut, wir haben auch noch Brandon Coleman (ein Deutsch-Amerikaner, Anm. d. Red.) bei den Washington Commanders. Aber ansonsten ist das richtig. Man muss realistisch sein: In der NFL spielen die besten Footballspieler der Welt. Es ist sehr schwierig, dort unterzukommen. Aber auch der Practice Squad kann eine Chance sein – besonders für einen internationalen Spieler, der aufgrund der Regularien nicht gecuttet wird. Sie haben im Trainingslager NFL-Luft geschnuppert, können sich jetzt weiterentwickeln und trainieren mit den besten Spielern. Dazu muss man wissen: Die Jungs aus dem Practice Squad übernehmen im Training die Rolle des Gegners. Das heißt, dass sie gegen die Top-Spieler aus dem eigenen Kader trainieren. Gut möglich, dass sie sich im Verlaufe der Saison empfehlen und eine Chance bekommen.

Vollmer freut sich für Österreicher Raimann

SPORT1: Mit dem Österreicher Bernhard Raimann gibt es bei den Indianapolis Colts einen deutschsprachigen Spieler, der kürzlich einen Vertrag über vier Jahre und 100 Millionen Dollar unterschrieben hat.

Vollmer: Ja, ich freue mich total für ihn. Er hat sich das wirklich verdient. In der NFL bekommt ein Österreicher oder ein Deutscher nicht ohne Grund so viel Geld. Das ist ein harter Weg. Er ist nun sogar der Top-Verdiener bei den Colts. Das zeigt einmal mehr, wie schnell es in der NFL gehen kann. Auch er musste sich hocharbeiten. Und wenn die Leistung stimmt, dann wird man entsprechend bezahlt.

SPORT1: Raimann wird im November in Berlin mit den Indianapolis Colts auf die Atlanta Falcons treffen. Auch in Madrid findet ein International Game der NFL statt, zudem drei in London, eines in Dublin und eines in Sao Paulo. Was bedeutet dies für die NFL?

Vollmer: Zunächst einmal freue ich mich total auf das Spiel in Berlin. Ich werde die gesamte Woche vor Ort sein. Das Olympiastadion ist ein tolles, traditionelles Stadion. Das wird ein absolutes Highlight. Die vielen internationalen Spiele zeigen, dass die Städte weiterhin großes Interesse daran haben. Solche Spiele haben einen positiven wirtschaftlichen Einfluss – auf die Hotels, die Restaurants etc. Und für die NFL ist es ebenfalls gut, weil mehr Leuten der Sport vorgestellt wird.

SPORT1: 2028 wird Flag Football – eine Variante des American Football ohne Tackling – olympisch sein. Welchen Einfluss könnte dies haben?

Vollmer: Das ist eine gute Sache, weil sich noch mehr Augen auf den Sport richten. Man erreicht durch die Olympischen Sommerspiele Nationen, die bislang kaum Kontakt dazu hatten. Das hilft zunächst einmal dem Flag Football, auf lange Sicht aber auch dem normalen American Football. Früher war Flag Football nur ein Hobby. Nun haben die Leute ein Ziel vor Augen. Sie können Olympiasieger werden. Und vielleicht schaut ein sechsjähriges Mädchen zu, das in 15 Jahren selber Olympiasieger wird.