Es klingt erst einmal komisch, ist jedoch die traurige Realität.
Darum gibt es so wenige Trainerinnen
In der Volleyball-Bundesliga der Frauen ist Lisa Thomsen die einzige Frau, die als Cheftrainerin an der Seitenlinie steht. Im SPORT1 Volleytalk versucht die Trainerin des USC Münster dafür eine Erklärung zu finden.
„Ich kann es mir so erklären: Der Trainerberuf ist sehr fordernd, gerade die Arbeitszeiten sind extrem fordernd und man braucht einen großen Rückhalt, um das zu meistern.“
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Sie selbst merke das an ihrem kleinen Sohn: „Das ist organisatorisch fordernd.“ (Alles zur Volleyball-Bundesliga Frauen)
Thomsen: Frauen haben größeres Sicherheitsstreben
Dazu kommt, dass es in diesem Geschäft üblich ist, mit Zeitverträgen zu arbeiten und selbst diese nicht sicher sind. Sportliche Misserfolge können schnell zu einer Entlassung führen.
„Ich glaube da kommt dann hinzu, dass Frauen ein größeres Sicherheitsstreben haben“, fügte sie einen weiteren Erklärungsversuch hinzu.
Wenn aber mehr Trainerinnen gewünscht sind, stehen ihrer Meinung nach die Vereine in der Pflicht, das passende Umfeld dafür zu schaffen. Es sei nun mal Realität, dass Frauen die Kinder bekommen und dann eine gewisse Zeit nicht zur Verfügung stehen: „Da braucht man die Unterstützung vom Verein und vom Umfeld.“
Thomsen will USC Münster nachhaltig entwickeln
In diesem Punkt ist sie ihrem Verein - dem USC Münster - sehr dankbar.
Dort habe man sie von Anfang an unterstützt: „Das hat mir gutgetan und mich weiter bestärkt in dem Weg, Trainerin zu sein.“
Der Verein ermöglichte es ihr, von Dezember 2020 bis zum Saisonende eine Babypause einzulegen. In dieser Phase wurde sie von Teammanager Ralph Bergmann vertreten.
Diese Unterstützung gebe ihr auch das Gefühl, hier etwas entwickeln zu können. Man will an die erfolgreiche Vergangenheit anknüpfen, als sich der USC neunmal die deutsche Meisterschaft bei den Frauen sichern konnte.
Der letzte Erfolg datiert jedoch aus dem Jahr 2005, als mit dem Pokalsieg das Double gelang.
Professionalisierung ist das Schlüsselwort
An diese Erfolge will der Klub, der als einziger Verein ohne Unterbrechung der Bundesliga angehört und die ewige Tabelle anführt, langfristig wieder hin. Professionalisierung ist dabei das Schlüsselwort für Thomsen.
„Wir haben uns nochmal im Umfeld professionalisiert was Ernährungsberatung und vor allem Sportpsychologie angeht. In diese Dinge haben wir extrem viel investiert (…) Wir wollen noch mehr leben dass wir ein großes Team sind, in dem alle ein kleines Puzzleteil sind, das perfekt ineinander greifen muss, damit der USC Münster erfolgreich sein kann“, beschrieb sie ihre Planung.
Kurzfristig steht dafür zunächst das Erreichen der Playoffs auf der Agenda - auch wenn das Mittelfeld enger geworden ist.
Der langfristige Stufenplan sieht vor, „die TOP4 anzugreifen und ein Halbfinale, sei es in der Meisterschaft oder im Pokal, zu spielen.“ Dafür müsse im Umfeld aber noch viel passieren, da der Erfolg sonst nicht nachhaltig sei.
Thomsen: „In diesem Sinne will ich Vorbild sein“
Ein weiterer Aspekt in ihrem Leben spielt für die 36-Jährige jedoch keine Rolle.
„Ich sehe meine Vorbildrolle nicht darin zu sagen: ich bin homosexuell und hänge das an die große Glocke und das muss jeder wissen.“
Vielmehr solle jeder sein eigenes Leben so gestalten, dass man glücklich sei: „In diesem Sinne will ich Vorbild sein!“