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Ruiniert er eine ganze Sportart?

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Ruiniert er eine ganze Sportart?

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Ruiniert er eine ganze Sportart?

Eine juristische Ohrfeige für den Weltskiverband bringt FIS-Boss Johan Eliasch in Wallung. Dabei eckt der Multimilliardär nicht das erste Mal an - und neue Konfliktfelder nahen.
Johan Eliasch stößt mit seinen Entscheidungen auf große Gegenwehr
Johan Eliasch stößt mit seinen Entscheidungen auf große Gegenwehr
© IMAGO/GEPA pictures
Eine juristische Ohrfeige für den Weltskiverband bringt FIS-Boss Johan Eliasch in Wallung. Dabei eckt der Multimilliardär nicht das erste Mal an - und neue Konfliktfelder nahen.

Dieses Beziehungsgeflecht ist seit Langem hochgradig angespannt, nicht zuletzt wegen des Namens Johan Eliasch. Und nach dem Etappensieg des Deutschen Skiverbands (DSV) gegen den Weltverband FIS um seinen umstrittenen Präsidenten mutet das Verhältnis zwischen den beiden Organisationen noch weitaus toxischer an. Wieso, weshalb, warum?

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Als „gänzlich falsch“ bezeichnete Eliasch die Entscheidung des Landgerichts München I. Die für Kartellrecht zuständige Zivilkammer hatte dem Antrag des DSV auf den Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen die von Eliasch geführte FIS überwiegend stattgegeben. Dessen Ansicht nach war das Vorgehen „inakzeptabel und unprofessionell“.

FIS-Boss wütet über Urteil

Tatsächlich hatten die Richter beanstandet, die im April beschlossene zentrale Vergabe der Medienrechte von allen FIS-Wettbewerben stelle in ihrer konkreten Form eine nach europäischem Kartellrecht „unzulässig bezweckte Wettbewerbsbeschränkung“ dar. Der Weltverband nutze darüber hinaus seine „marktbeherrschende Stellung zum Nachteil des Deutschen Skiverbands aus“, weil der DSV als „originärer“ Rechteinhaber nicht mehr über die Vergabe mitentscheiden könne.

Nach Maßgabe der Kartellwächter ist es ein Wettbewerbsnachteil - für Eliasch ist es eine schallende juristische Ohrfeige. Beim Blick auf den schillernden Werdegang des 62-Jährigen, in dessen Augen europäisches Kartellrecht in besagter Vermarktungsstreitfrage nicht anwendbar ist, dürfte ein friedliches Ende der bereits seit zwei Jahren schwelenden Debatte über die Bündelung internationaler Werbe- und Medienrechte für FIS Worldcup-Veranstaltungen kaum erwartbar sein.

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Zu scharf und aggressiv reagierte Eliasch auf das Urteil, zu sehr eilt dem nun offenbar kalt erwischten Präsidenten, der schon allein die Zuständigkeit des Münchner Gerichts anzweifelt, das alte Image eines rigide bis rücksichtslos agierenden Geschäftsmanns voraus. Wodurch Eliasch laut der so genannten Rich List 2020 der Sunday Times zum Multimilliardär und damit zu einem der reichsten Männer Englands geworden war.

Eliasch will nicht nur DSV ausbooten

Auch diesmal geht es um Geld und Einfluss. Dass die nationalen Medienrechte und ihre Vermarktung über Zwischenhändler wie die Agentur Infront eine wichtige Einnahmequelle für die nationalen Verbände sind, ist Eliasch seit Langem ein Dorn im Auge. Schließlich ließe sich durch eine Rechte-Verschmelzung unter dem alleinigen Dach der FIS doch deutlich mehr Gewinn generieren - zumal Eliasch seit seiner Ernennung zum Präsidenten bislang weit von seinem Ziel entfernt zu sein scheint, den Wintersport in eine prosperierende Ära zu führen.

Womöglich stehen dem Spross einer schwedischen Industriellen-Dynastie dabei nicht zuletzt persönliches Machtbestreben und Geltungssucht im Wege - und Eliasch selbst ist dadurch mehr denn je isoliert.

„Alles, was er geplant hat, ist gescheitert. Alles, was er vorhat, wird scheitern“, hatte im März bei SPORT1 auch der zweimalige Ski-Olympiasieger Markus Wasmeier kritisiert. „Er nimmt die Verbände nicht mit, er scheint vieles nicht zu verstehen, es ist echt eine Katastrophe.“

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Seien es zusätzliche Events in den USA und mehr Rennen auf immer mehr Kontinenten ungeachtet von Umweltbilanz oder dem Klagen der Athleten über eine zu hohe Belastung, seien es Ideen über Skihallen oder mehr Entertainment in Saudi-Arabien: Oftmals stießen Eliaschs Visionen auf heftigen Widerstand.

Matterhorn-Ideen als Rohrkrepierer

Im Zuge seiner zahlreichen Einlassungen hatte der Businessman als persönliches Prestigeprojekt auch Weltcup-Abfahrten am Matterhorn realisieren wollen, um mit spektakulären neuen Abfahrten ein weiteres Vermarktungsfeld zu erschließen.

Dass Experten vor den dortigen Wetterkapriolen gewarnt und letztlich recht hatten, weil zwei Jahre lang sämtliche angesetzte Rennen ausfielen und damit auch das Mega-Event mit einer Abfahrt von der Schweiz nach Italien, ignorierte er - und machte sich damit zu einem der größten Hassobjekte im alpinen Ski-Zirkus.

Als „eine Katastrophe für unseren Sport“, längst untragbar als Oberhaupt eines Weltverbandes, brandmarkte Peter Schröcksnadel, Ex-Präsident des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV), Eliasch, der in der Süddeutschen Zeitung Anfang des Jahres als „fortwährender Problemfall“ bezeichnet wurde.

Die FIS, bedauerte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer wiederum, lerne nicht aus Fehlern der Vergangenheit, sie blockiere den ganzen Alpin-Betrieb. „Dieser ganze Führungsstil ist eine Unart“, kritisierte Wasmeier, dessen Meinung sich die deutsche Ski-Ikone Maria Höfl-Riesch anschloss. Selbst Markus Waldner, Renndirektor der FIS, ging zuletzt auf Distanz zu seinem Boss, als es in einem erneuten Versuch darum ging, China als Ausrichtungsort im Rennkalender zu verankern.

Kritik auch von Wasmeier und Maier

Wasmeier sieht schon deshalb einen Interessenskonflikt, weil Eliasch nicht aus dem Skisport komme und „alles von der geschäftlichen Seite her“ denke, dabei die Folgen des Klimawandels völlig außer Acht lasse.

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DSV-Sportdirektor Wolfgang Maier, der sich trotz des jetzigen - noch nicht rechtskräftigen - Urteils auf neue Scharmützel mit Eliasch einstellen mag, wetterte: „Durch die Position eines FIS-Präsidenten ruiniert er diesen Skisport.“

Eliasch, dessen Wiederwahl ohne Gegenkandidaten 2022 vom DSV als Farce bezeichnet wurde, ficht all der Gegenwind offenbar nicht an. Als ehemaliger Chef des britischen Sportartikelherstellers Head ist er Auseinandersetzungen gewohnt.

2008 hatte gar der Geheimdienst Brasiliens gegen ihn ermittelt, nachdem Eliasch eine Erklärung abgegeben hatte, das gesamte Amazonasgebiet könne für nur 50 Milliarden Dollar aufgekauft werden.

Im Visier vom Geheimdienst - und bald IOC-Boss?

Eliasch begründete seine damalige Initiative damit, den Regenwald so vor illegalen Rodungen durch Bauern und Viehzüchter zu schützen. Die brasilianischen Behörden sahen das indes als dreisten Eingriff in die Souveränität ihres Landes, warfen Eliaschs Organisation Cool Earth „grünen Kolonialismus“ vor.

Fast zwei Jahrzehnte später bringt sich Eliasch nun noch für ganz andere Positionen in Stellung - sogar über den Skisport hinaus: Ende September kündigte er an, Nachfolger von Thomas Bach werden zu wollen, der im März 2025 sein Amt als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) niederlegen wird.

Nicht wenige Insider und Beobachter fragen sich schon: Wie viel Porzellan zerschlägt Eliasch erst, wenn er fortan tatsächlich im Zeichen der fünf Ringe die Strippen ziehen sollte?