Wenn Johannes Thingnes Bö in die Loipe geht, bleibt für die Konkurrenz oft nur der zweite Platz. Auch in der kommenden Biathlon-Saison gilt der Weltcup-Gesamtsieger aus dem verganenen Jahr als Favorit auf die große Kristallkugel - es wäre bereits seine sechste!
Rätsel um Biathlon-Superstar
Zudem kann sich der Norwegen zum alleinigen Rekord-Champion bei Weltmeisterschaften aufschwingen. Bei einem weiteren WM-Titel wäre der 31-Jährige alleiniger Rekordhalter und würde die Biathlon-Ikone Ole Einar Björndalen von der Spitze verdrängen. Die beiden Norwegen haben jeweils 20 Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften gesammelt. So könnte die kommende Saison für Bö also absolut historisch werden.
Doch ausgerechnet jetzt scheint der Superstar des Biathlon-Sports ein wenig zu schwächeln - seine Ergebnisse in der Vorbereitung waren alles andere als weltmeisterlich - und das wiederum ruft Björndalen auf den Plan.
Björndalen: „Bö scheint mit etwas zu kämpfen“
Johannes Thingnes Bö scheine „mit etwas zu kämpfen“, befand Ole Einar Björndalen im Interview mit dem Sender TV2. Er könne „nicht sagen, ob es körperlich, mental oder familiär bedingt ist, aber er ist eindeutig nicht er selbst.“
Bö hatte in den letzten Vorbereitungsrennen ungewohnte Schwächen gezeigt. Bei den traditionellen Test-Rennen, die vor wenigen Tagen in Sjusjön bei Lillehammer ausgetragen wurden, belegte der 31-Jährige im Sprint nur den zehnten Rang, tags darauf trudelte er im Massenstart als 17. im Ziel ein. Dabei zeigte der Dominator ungewohnte Schwächen in der Loipe.
Im Sprint stand auf der Schlussrunde lediglich die 33. Laufzeit zu buche. „Auf der letzten Runde war er von der Körpersprache nicht mehr so motiviert, kriegt 37 Sekunden“, gab 2006-Olympiasieger Michael Rösch im Podcast „Extrarunde“ zu bedenken. Und auch im Massenstart wurde Bö in der ersten Runde nur als 26. gestoppt, im letzten Umlauf war es immerhin die siebtschnellste Zeit.
Björndalen geht von einem starken Bö aus
Dabei kann Bö seinem berühmten Landsmann sogar noch einen weiteren Rekord abjagen. Neben den meisten WM-Titeln geht es bei den beiden auch um die meisten Individual-Weltcupsiege. Björndalen trug sich insgesamt 95 Mal in die Siegerlisten ein. Bö stand in seiner Karriere bislang 85 Mal ganz oben auf dem Treppchen. Dem Gesamt-Weltcup-Sieger aus dem letzten Jahr fehlen somit noch elf Siege, um wirklich als erfolgreichster Biathlet aller Zeiten in die Geschichte einzugehen.
So lässt sich Björndalen von der bislang mäßigen Verfassung seines Landmannes nicht täuschen. „Ich denke, dass er in vier oder fünf Tagen wieder auf Schnee unterwegs sein wird - und dann ist er bereit für Kontiolahti. Dann wird es in den finnischen Wäldern nach Feuer riechen“, prognostizierte der 50-Jährige.
Bö kündigt Abschied nach Olympia 2026 an
Der Norweger hatte vor wenigen Tagen bekanntgegeben, seine Karriere nach den Olympischen Spielen 2026 in Mailand-Cortina beenden zu wollen, wie der Biathlon-Rekordjäger im Podcast „Extrarunde“ verriet. „Ich werde nicht weitermachen“, sagte Bö im Interview. „Ob ich fünf, sechs oder sieben Kugeln oder ob ich 85, 90 oder 100 Siege habe, spielt dann keine Rolle. Das Datum steht fest. Ich muss bis dahin also alles mitnehmen, was möglich ist.“