Die Curling-WM der Herren ist zu Ende gegangen: Weltmeister wurde Schottland und Deutschland freut sich über das Olympia-Ticket. Doch ein Skandal überschattet aktuell diese positiven Nachrichten.
Betrugsvorwürfe erschüttern Sportart
Denn während des Turniers wurden Betrugsvorwürfe gegen das chinesische Team laut, die von Tag zu Tag an Bedeutung gewannen, desto mehr Hinweise darauf gefunden wurden. Am Ende verpasste Underdog China (Platz 17 im World Ranking) nur knapp eine Medaille und belegte Rang vier.
Worum geht es? China wird vorgeworfen, mit Absicht „burning a rock“-Situationen herbeizuführen. Dies bedeutet, dass beim Wischen des gespielten Steins Kontakt mit dem Besen - oder auch einem Körperteil - hergestellt wird.
Üblicherweise passiert dies in einer ansonsten als sehr fair geltenden Sportart aus Versehen und wird vom jeweiligen Team sofort zugegeben, woraufhin der betroffene Stein im Idealfall noch unterwegs gestoppt und aus dem Spiel genommen wird.
Genau dies tat China aber wiederholt nicht und schien den Kontakt stattdessen sogar bewusst herzustellen, um den jeweiligen Stein in die gewünschte Richtung zu stoßen.
Dieses Curling-Video löst einen Aufschrei aus
Ein größeres Thema wurde dies aber erst nach dem Viertelfinale gegen Norwegen, als der CBS-Reporter Devin Heroux ein Video auf X postete, das genau dies zeigen soll.
In diesem Ausschnitt wirkt es zumindest so, als ob der Chinese Li Zhichao im letzten Moment den Kontakt zum Stein bewusst mit seinem Besen suchte, um dessen Richtung zu ändern.
Die Norweger hatten dies sofort bemerkt, da auch kleine ungewöhnliche Richtungsänderungen erfahrenen Curling-Spielern in der Regel auffallen - den Offiziellen entging dies jedoch und Norwegens Team ging vergeblich in Austausch mit den Chinesen, die nichts bemerkt haben wollten.
Curling-WM: Darum gibt es keinen Videobeweis
Wie der Weltverband “World Curling“ auf Nachfrage erklärte, ist der Videobeweis zudem nicht erlaubt gewesen, da er nicht in jeder Partie dieses Wettbewerbs zur Verfügung hätte gestellt werden können.
Norwegen entschied sich nach dem Gespräch mit den Chinesen dazu, aus der Situation kein größeres Fass aufzumachen und auch danach keinen Protest einzulegen, was im Curling auch sehr unüblich ist.
Am Ende setzte sich China in dem WM-Viertelfinale denkbar knapp mit 8:7 aus - womöglich auch dank dieses Steins. Li Zhichao und Chinas Coach Weidong Tan betonten nach dem Spiel aber, dass sie keinen Kontakt bemerkt hatten.
Australiens ehemaliger Skip Jay Merchant fand auf Social Media klare Worte: „Ich habe in den letzten 15 Jahren gegen China gespielt. Es ist ein Team, dem ich auf dem Eis nie vertraut habe - und das aus gutem Grund. Für so etwas gibt es im Curling keinen Platz. Sie müssen Sanktionen erwägen.“
Betrog China auch gegen das deutsche Team?
Was die Situation noch bedenklicher und ein Versehen unwahrscheinlicher macht: Es gibt laut theCurlingnews rund um Chinas Team weitere strittige Situation - unter anderem auch in dem Spiel gegen die deutsche Mannschaft.
Dort soll ebenfalls ein Stein bewusst angestoßen worden sein - diesmal mit dem Fuß -, was Deutschland demnach einen wichtigen Zähler in diesem End kostete, China gewann am Ende mit 11:10.
Das deutsche Team um Skip Marc Muskatewitz beschwerte sich nach der Szene, doch wieder wollte das chinesische Team nichts Ungewöhnliches bemerkt haben. Auch der Wunsch nach dem Videobeweis konnte aus dem weiter oben aufgeführten Grund nicht erfüllt werden.
Kanada stellt sich auf mögliche Betrugsversuche ein
Erst nach dem Spiel gegen Norwegen hatte sich der Zweifel an manchem chinesischen Stein jedoch herumgesprochen und die gegnerischen Teams begannen, sich gezielt darauf vorzubereiten. So nahm Kanada im Duell um Bronze Chinas Schlüsselversuche auf, um im Zweifel Protest einlegen zu können.
„Unsere Funktionäre auf weltweiter und olympischer Ebene müssen in solchen Situationen eine direktere Rolle übernehmen“, forderte Kanadas Coach Paul Webster danach. Sein Schützling Ben Hebert ging sogar noch weiter und sagte, dass das chinesische Quartett „kein richtiges Team“ sei.
Curling wird sich diesem Problem nun widmen müssen, denn mit den Olympischen Spielen 2026 wartet das größte Ereignis auf die Sportart. Betrugsvorwürfe gegen ein oder womöglich sogar bald mehrere Teams, falls der aktuelle Fall nicht genau untersucht wird, kann die Sportart in Cortina d’Ampezzo sicher nicht gebrauchen.