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Riesiger Streit in Österreich! Olympiasieger zerlegt eigenen Verband

Olympiasieger zerlegt eigenen Verband

Kurz vor dem Start der Wintersportsaison kommt es in Österreich zum Knall um einen der größten Stars.
Benjamin Karl rechnet mit dem österreichischen Verband ab
Benjamin Karl rechnet mit dem österreichischen Verband ab
© IMAGO/GEPA pictures
Kurz vor dem Start der Wintersportsaison kommt es in Österreich zum Knall um einen der größten Stars.

In Österreich ist es noch vor den ersten Wintersportwettkämpfen zum großen Knall gekommen. Denn mit Benjamin Karl hat einer der größten Stars den eigenen Verband komplett zerlegt.

Der Snowboarder gehört seit vielen Jahren zu den besten Athleten der Welt in seiner Disziplin. Bei den Olympischen Spielen 2022 gewann er Gold im Parallelriesenslalom. Bereits 2010 hatte er Silber gewonnen und 2014 Bronze nachgelegt. Karl sammelte zudem acht Medaillen bei Weltmeisterschaften.

Doch nun rechnete der 40-Jährige im Interview mit der Zeitung Kurier ab. „Diese Herabwürdigung von unserem eigenen Verband ist ein Wahnsinn“, begann er seinen Rundumschlag.

Snowboard-Olympiasieger rechnet mit dem ÖSV ab

Er bemängelt die aus seiner Sicht unterirdischen Trainingsbedingungen. „Wir können nie nach Übersee fahren zum Trainieren“, sagt Karl. Auf die Frage nach einem Plan B, sollte im Herbst nicht genügend Schnee gefallen sein, habe er die Antwort erhalten: „Wir hoffen. Ich meine: Wir reden hier vom großen ÖSV. Und wir reden vom Training auf allerhöchster Ebene und Weltcupniveau!“

Es handele sich bei den Snowboardern um eine „extrem erfolgreiche Sparte des ÖSV, aber es ist einfach kein Geld da, damit wir wirklich professionell trainieren. Das nagt seit Jahren an mir. Es wird einfach nicht gewürdigt, welche Leistungen wir bringen.“

Deshalb hat er entschieden, nach diesem Winter einen Schlussstrich zu ziehen. Er beendet seine Karriere im Frühjahr. „Ich habe mir den Arsch aufgerissen, aber ich bin jetzt müde vom vielen Kämpfen. Das Motivationsproblem ist dem geschuldet, dass es im Verband nicht gut läuft. Das saugt mir richtig Energie.“

„Dann geht jeder vor dir in die Knie“

Einmal in Rage, fand Karl kein Ende mehr. „In den letzten Jahren unter Präsident Peter Schröcksnadel sind wir etwas ernster genommen worden. Da haben wir uns beim ÖSV nicht so schlecht aufgehoben gefühlt. Momentan fühle ich mich aber wie das Letzte“, meinte der Star.

Er fügte an: „Als Roswitha Stadlober Präsidentin geworden ist, war sie sofort da und dort und hat die Skifahrer besucht. Glauben Sie, dass sie einmal bei uns Snowboardern gewesen wäre? Bei uns war nie jemand.“

Sein größter Vorwurf ist die extreme Konzentration auf die Skifahrer. „Skifahren ist bei uns halt die Obersportart. Wenn du in Österreich Skifahrer bist und dann auch noch beim ÖSV, dann geht jeder vor dir in die Knie, wenn du durch die Stadt gehst.“

Dabei bekam Karl auch immer wieder Aufmerksamkeit geschenkt. Bei Österreichs Wahl zum Sportler des Jahres 2022 belegte er immerhin Rang vier.

Trotzdem befand er im fortgeschrittenen Sportler-Alter: „Ich fühle mich fitter als mit 25, bin extrem leistungsfähig. Aber es ist für mich vor allem mental von Jahr zu Jahr anstrengender geworden. Es ist mühsam, wenn du ständig mit den gleichen Problemen konfrontiert bist.“