Diese Ausbootung kommt überraschend: Karoline Offigstad Knotten, im vergangenen Winter mit Platz 14 im Gesamtweltcup immerhin zweitbeste Norwegerin, wird in der kommenden Saison nicht mehr der norwegischen Biathlon-Nationalmannschaft angehören und durch Ragnhild Femsteinevik (29) ersetzt. Das gab der Verband im Rahmen seiner offiziellen Präsentation für das Olympiajahr bekannt.
Paukenschlag! Biathlon-Star degradiert
Grund sind offenbar Unstimmigkeiten zwischen Knotten und den Verantwortlichen. Zentraler Streitpunkt: die Frage, wie das Training im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2026 gestaltet werden soll. Der Verband hat einen klaren Plan ausgearbeitet, den die Athletinnen und Athleten gemeinsam absolvieren sollen. Knotten soll jedoch mitgeteilt haben, dass ihr dieser nicht passe und sie lieber andere Schwerpunkte setzen wolle.
„Wir brauchen Athleten, die das Programm zu 100 Prozent mittragen und darauf vertrauen, dass es der Plan ist, der jedem Einzelnen die bestmöglichen Erfolgschancen bietet“, sagte Per Arne Botnan, Leiter der Nationalmannschaft, daraufhin. „Wir und Karoline Knotten haben unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse für die nächste Saison. Deshalb haben wir uns entschieden, dass Karoline nicht Teil der Nationalmannschaft sein wird.“
Knotten: „Es war ein Schock“
Doch obwohl Botnan von „wir“ sprach, offenbarte Knotten, von dem Rauswurf völlig überrumpelt worden zu sein. „Es war ein Schock“, sagte die 30-Jährige dem NRK. „Ich finde es unglaublich traurig und bin enttäuscht.“ Sie könne die Entscheidung nicht nachvollziehen und habe nach eigenen Angaben sogar noch „stark zum Ausdruck gebracht“, dass sie gerne Teil der Mannschaft bleiben möchte.
Knotten ging es in den Planungen vor allem um das Höhentraining, das sie bereits seit über zehn Jahren praktiziert. „Aber mir wird nicht erlaubt, diese Erfahrung auch zu nutzen, weil alle das Gleiche machen sollen“, so die Norwegerin, die betonte, dass jede Athletin anders auf das Höhentraining reagiere. Deshalb habe sie den Plan des Verbandes hinterfragt. „Neugierig zu sein heißt nicht, illoyal zu sein“, fügte sie hinzu.
Von nun an ist die Freundin des deutschen Biathleten Philipp Nawrath bei der Trainingsplanung in der Saisonvorbereitung weitgehend auf sich allein gestellt. Der norwegische Verband stellt ihr nur noch das Material zur Verfügung. Aber: Chancen auf Weltcup-Starts hat Knotten nach wie vor. In Norwegen gibt es eine Reihe von Athleten, die nicht im Nationalkader stehen und das Land trotzdem bei internationalen Wettkämpfen vertreten.
Björndalen reagiert auf Knoten-Rausschmiss
Biathlon-Ikone Ole Einar Björndalen zeigte sich indes verwundert über Knottens Rauswurf. „Ich bin überrascht, dass sie sich nicht einig geworden sind“, sagte er TV2 und vermutete, dass zwischen den Beteiligten etwas vorgefallen sei.
Die 30 Jahre alte Knotten habe zwar immer wieder Schwankungen gehabt, „aber ihre guten Leistungen waren fantastisch. Also sollte sie auch Teil des Teams sein“, stellte Björndalen fest.
Knotten lief im vergangenen Winter fünfmal in die Top-10 und schaffte es im Dezember beim Sprint von Hochfilzen als Dritte auch einmal auf das Podest.