Seit der Meldung, dass Laura Dahlmeier bereits am Montag am Laila Peak in Pakistan verunglückt ist, bangte die Sportwelt um die deutsche Olympiasiegerin, am Mittwoch gab es dann traurige Gewissheit: Die 31-Jährige wurde für tot erklärt. Zuvor waren mehrere Bergungsversuche gescheitert. Ein Experte erklärt, was ein solches Unterfangen so schwer macht.
Biathlon: Warum Dahlmeier nicht vom Helikopter geholt werden kann
Warum Dahlmeier kein Heli holte
„Der Laila Peak ist extrem steil, das Gelände sehr ausgesetzt“, beschreibt Kari Kobler, ehemaliger Expeditionsleiter und Bergsteiger-Legende, im Gespräch mit dem Schweizer Blick und verweist auf eine besondere Schwierigkeit in diesem Gebiet: „Eine Helikopterlandung ist dort schlicht unmöglich.“
Warum Dahlmeier nicht von Helikopter geborgen wurde
Der Schweizer hat nicht nur den Gipfel des Mount Everest sechsmal erreicht, sondern auch den K2, der wie Dahlmeiers Unglücksberg im Karakorum-Gebirge liegt, bestiegen und weiß: Hier kommt ein anderer Umstand erschwerend hinzu: In Pakistan werden nur Militärhelikopter eingesetzt - diese sind auf Transporte spezialisiert und nicht für Rettungszwecke vorgesehen.
Deswegen sei eine sogenannte Long-Line-Rettung, wie sie in den Alpen üblich ist, gar nicht durchführbar. „Die Piloten riskieren ihr Leben nicht und können es oft auch gar nicht, weil sie die nötige Ausbildung nicht haben“, erklärt Kobler: „Dazu fehlen die Systeme, das Training – und auch die Infrastruktur.“
Für eine Long-Line-Rettung muss ein Helikopter über dem Unglücksort schweben, Material oder Menschen werden an einem bis zu 80 Meter langen Seil transportiert. Das wäre in Dahlmeiers Fall nicht möglich gewesen.
„Mit den Mitteln vor Ort war schlicht nichts zu machen“, stellt Kobler fest: „Ohne Long Line hätte man sie nicht lebend runtergebracht.“ Auch Dahlmeiers Management hatte zuvor schon bestätigt, dass eine Bergung aus der Luft „aufgrund technischer und bergetechnischer Limitierungen des Hubschraubers“ nicht möglich gewesen sei.
„Vom sofortigen Tod Laura Dahlmeiers auszugehen“
Wie im offiziellen Statement vom Mittwoch erklärt wurde, sei „vom sofortigen Tod Laura Dahlmeiers“ direkt nach dem Unfall am Montag auszugehen. Ihre Seilpartnerin hatte demnach noch versucht, die Verunglückte selbst zu bergen, bevor sie „aufgrund der Schwere des Geländes und des weiterhin anhaltenden Steinschlags“ abbrechen musste.
„Nachdem die Seilpartnerin außerdem keine Lebenszeichen vernehmen konnte, entschied sie sich während der Nachtstunden für einen Rückzug aus der Gefahrenzone und den weiteren Abstieg“, hieß es im Statement.
Am Morgen des 29. Juli wurde Dahlmeier dann bei einem Überflug eines Militärhubschraubers gesichtet, Lebenszeichen waren aber nicht zu erkennen.
Biathlon-Legende soll doch noch geborgen werden
Auf Dahlmeiers Wunsch hin sollte keine Bergung stattfinden, wenn damit das Leben anderer Menschen gefährdet würde. „Es war Laura Dahlmeiers ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille, dass in einem Fall wie diesem, niemand sein Leben riskieren darf, um sie zu bergen“, erklärte ihr Management.
Der Alpine Club of Pakistan (ACP) und die lokalen Behörden wollen die Bergung dennoch zu einem späteren Zeitpunkt noch durchführen, „sobald die Bedingungen einen sicheren Zugang zum Fundort zulassen“, berichtet die Associated Press of Pakistan.