Nach seinem Horror-Sturz im Eiskanal von Altenberg im vergangenen Februar hat Bob-Anschieber Sandro Michel das erste Mal über das geschehene Unglück gesprochen. Der Schweizer sitzt nach der Reha nach wie vor im Rollstuhl. Geht es nach ihm, hat der Bahnbetreiber eine gehörige Mitschuld.
Bob-Star erhebt schwere Vorwürfe
„Meiner Meinung nach ist das von den Bahnbetreibern extrem schwach, dass man das nicht schon längst in Angriff genommen hat und, blöd gesagt, einfach einen Toten in Kauf genommen hat. Bei mir ist es ja relativ knapp gewesen“, sagte der Schweizer der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Auch Lochner gestürzt
Michel bezieht sich dabei auf den enorm gefährlichen Streckenverlauf in Altenberg. Immer wieder kommt es dort zu dramatischen Unfällen, wo Schlitten nach einem Sturz zurückrutschen und über die Athleten fahren.
Wenige Stunden vor dem Schweizer war auch der deutsche Top-Pilot Johannes Lochner gestürzt. „Lochner machte deutlich auf die Gefahr aufmerksam und forderte explizit Maßnahmen, um ein Zurückrutschen des Schlittens zu verhindern“, betonte Michel.
Der Betreiber änderte aber nichts. Michel wurde im Viererbob aus dem Schlitten geschleudert und blieb bewusstlos liegen. Der etwa eine halbe Tonne schwere Schlitten rutschte zurück und überfuhr den 27-Jährigen.
Schlimme Verletzungen
„Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist das Einlaufen und dann wieder das Spital in Dresden“, berichtet der WM-Dritte von St. Moritz, der insgesamt viermal operiert werden musste.
Die Liste seiner Verletzungen ist dabei lang: „Auf der Seite bei den Hüften hat es mir diverse Haut- und Muskelfetzen abgerissen oder aufgerissen. Dann hat es mir die Hüfte ausgekugelt, also der Oberschenkelknochen ist sichtbar gewesen. Das war sicher keine schöne Sache. Dann hat es mir diverse Rippen gebrochen, dazu hatte ich eine Lungenblutung“, sagte Michel.
Während seiner Reha hat Michel fast 15 Kilogramm abgenommen. Enttäuschung herrscht bei Michel unterdessen über den internationalen Bob-Verband. Dieser soll sich bislang nicht nach seinem Befinden erkundigt haben. „Da muss ich auch sagen, da bin ich extrem enttäuscht“, erklärte Michel.
Die Staatsanwaltschaft Dresden hatte Mitte März entschieden, keine Ermittlungen aufzunehmen.