Nur zwei Stunden lang war Josef „Pepi“ Bader Olympiasieger. Bei den Olympischen Spielen 1968 in Grenoble fuhren er und sein Pilot Horst Floth exakt zeitgleich mit den italienischen Bobfahrern Eugenio Monti und Luciano De Paolis über die Ziellinie.
Olympiasieger für zwei Stunden
Dann folgte der Schock: Der Wettkampf wurde nach zwei Stunden Beratung zu Ungunsten der Deutschen gewertet, als die Jury die bessere Laufzeit im letzten Durchgang für die Italiener heranzog. Ein bitterer Moment. „Die Zeit heilt alle Wunden“, sagte er viele Jahrzehnte später dem Münchner Merkur, als er stolz auf seine Karriere zurückblickte.
Bader wurde 1941 in Grainau geboren und verstarb am 30. Oktober 2021 im Alter von 80 Jahren in Garmisch-Partenkirchen. Als eine herausragende Persönlichkeit des deutschen Bobsports wird er den Fans jedoch weiterhin in Erinnerung bleiben.
Badewanne bei Olympia zu klein
Er war nicht nur für seine sportlichen Leistungen bekannt, sondern auch für seine humorvolle Art, die ihm in vielen Situationen half. So landete Bader einmal splitternackt in Japans Zeitungen, als er sich während der Olympischen Spielen 1972 in Sapporo in eine winzige japanische Badewanne quetschte. Weil die Japaner damals lieber im Sitzen badeten, war die Wanne in Baders Zimmer im olympischen Dorf entsprechend klein.
Das hielt den 1,88 Meter großen Oberbayern aber nicht von einem regenerativen Planschen ab - das von einem Fotografen festgehalten wurde. „Das war so, als hätte ich im Bob gesessen“, lachte er über die Bilder, die damals um die Welt gingen. Eine Woche später gewann Bader in ähnlicher Pose Olympia-Silber.
Gold bei ebenjenen Olympischen Spielen in Japan ging an zwei andere Deutsche. Der Höhepunkt einer Rivalität im deutschen Bobteam, die Baders Karriere prägte. Denn während das Ohlstädter Duo aus Wolfgang Zimmerer und Peter Utzschneider den Sport hierzulande dominierte, blieb Bremser Bader mit seinem Piloten Horst Floth meist in der Rolle des Herausforderers.
Deutsche Bob-Legende: „Einer der besten Bremser der Welt“
Die Konkurrenz brachte jedoch nicht nur Spannungen mit sich, sondern auch Freundschaften. „Pepi war ein feiner Sportsmann und einer der besten Bremser der Welt“, erinnerte sich Zimmerer 2021 nach Baders Tod.
Bei aller Rivalität war das Verhältnis zwischen den Sportlern von Respekt geprägt - und von Erfolg. Bei der WM 1970 in St. Moritz gewannen Zimmerer und Bader Silber im Viererbob, weil der damalige Stamm-Bremser Stefan Gaisreiter kurzfristig ausfiel - und von Bader hervorragend ersetzt wurde. „Er war unheimlich stark als letzter Mann – diese Schnellkraft und diese Statur. Er war einer der besten Bremser“, blickt Zimmerer auf die erfolgreiche Fahrt zurück.
Liebesglück mit 71: Josef „Pepi“ Bader fand zu seiner Jugendliebe zurück
Neben seinen sportlichen Erfolgen war die Liebe ein weiterer zentraler Aspekt seines Lebens. Nach dem Tod seiner ersten Frau Gabriele 2008 knüpfte Bader im Alter von 67 Jahren wieder Kontakt zu seiner Jugendliebe Anneliese. Die beiden hatten sich in der Schule kennengelernt, und es dauerte nicht lange, bis sie wieder unzertrennlich waren. „Wir hatten komplett dieselben Interessen, sei es im Sport oder in der Kultur“, erzählte Anneliese dem Münchner Merkur. 2012 heiratete „Pepi“ seine Anneliese.
Im Spätherbst seines Lebens verfolgte Bader nun viele Bobrennen auf dem heimischen Sofa an der Seite von Anneliese. „Das ist seit Kindheitstagen so drin bei uns und geht auch nicht mehr raus“, sagte Anneliese vor Baders 80. Geburtstag.
Dieser fiel im Mai 2021 mitten in die Pandemie. Statt der großen Feier, die „Pepi“ sich gewünscht hatte, fand der Tag im engsten Familienkreis statt. „Sicherlich kommen dann wieder die alten Geschichten auf den Tisch. Schön ratschen, auch über die kleine japanische Badewanne“, hatte Bader zuvor scherzhaft prophezeit.