Das Leben als Nordischer Kombinierer ist alles andere als einfach. Dies betrifft auch die Stars der Szene. In den vergangenen Jahren galt schließlich fast immer das Motto: „Egal wie gut du bist, Jarl-Magnus Riiber ist besser“.
Schummelei? Stars misstrauen Riiber
Der 27 Jahre alte Norweger springt wie ein Spezialspringer und bringt seinen Vorsprung im Langlauf meist mit einer spielerischen Leichtigkeit ins Ziel. 61 Weltcupsiege, vier WM-Goldmedaillen im Einzel und fünf Siege im Gesamt-Weltcup sind die Konsequenz.
Zu den härtesten Widersachern der vergangenen Jahre gehören Deutschlands Kombi-Ass Vinzenz Geiger und der österreichische Weltmeister Johannes Lamparter. Im Rahmen der neuesten Folge seines Podcasts „Ski Happens“ blickt Geiger mit dem als Gast geladenen Lamparter auf die neue Saison. Dabei nehmen beide Überflieger Riiber genauer ins Visier - und überraschen mit ziemlich deutlichen Aussagen.
Geiger verblüfft von Riiber-Flügen: „Eigentlich unlogisch“
Insbesondere die Material-Tüfteleien von Riiber beäugen beide äußerst kritisch. „Wenn man sich die letzten beiden Jahren anschaut, was er auf der Schanze gemacht hat mit dem Material, ist es immer schwierig zu sagen, wie legal das dann war. Es war jedenfalls hart am Limit“, schilderte Geiger und führte vielsagend aus: „Seine Sprünge waren einfach besser als 95 Prozent des Spezialsprung-Feldes und dann kommt man schon in eine Sphäre, die eigentlich unlogisch ist für einen Sportler unserer Sportart.“
Riiber ist bekannt dafür, nicht nur meisterhaft auf der Schanze und auf der Loipe zu sein, sondern auch akribisch an seinem Material zu tüfteln. „Er baut sich die Anzüge selber, perfektioniert das und reizt das aufs letzte Detail aus“, verdeutlichte Lamparter. Der Österreicher beobachtet das ähnlich wie Geiger mit Bauchschmerzen. „Er geht derartig hart ans Limit oder darüber. Seine Anzüge sind definitiv nicht die engsten“, beschrieb der Weltmeister aus dem Jahr 2021.
„Er hat den Schnitt selbst so hingebracht, dass er sich in die Kontrolle stellt und der Anzug passt. Für uns ist das fast unerklärlich - wir sagen immer - mit was für einem Zelt er daherkommt“, verdeutlichte er seine Zweifel an der Legalität des Materials. Dabei bezieht er sich auf die Schrittlänge des Anzugs. Insbesondere hier geht ein weiterer Anzug einher mit mehr Fläche und einer größeren Weite auf der Schanze.
Lamparter mit steiler These: „Würde bei den Skispringern nicht durchkommen“
„Was er sich teilweise erlaubt, ist am obersten Limit“, gab Geiger dem 23-Jährigen recht. „Er hat sein Set Up auf kleinste Detail ausgereizt und ist zum Teil definitiv darüber. Da kann man sich nicht vorstellen wie man damit durch eine Kontrolle kommen will“, nahm er indirekt Kritik an den Kontrolleuren.
Lamparter stellte dazu prompt eine gewagte These. „Mit dem gleichen Anzug würde er bei den Skispringern nicht durchkommen“. Die Kontrollen seien im Spezialspringen „strenger“ und zudem seien die Top 10 in der Nordischen Kombination im Vorteil, weil am Anfang mehr Zeit zum Kontrollieren sei. „Das sollte eigentlich nicht so seien“, kritisierte er.
Geiger und Lamparter sind mit ihrem Misstrauen anscheinend nicht allein. Vielmehr blickt das gesamte Feld offenbar argwöhnisch auf den Superstar der Szene. „Wir vergleichen unseren Anzug mit anderen Nationen und den restlichen Norwegern und da fällt keiner so richtig auf. Beim Riiber denkt sich das jede Nation“, verriet Lamparter.
Lamparter adelt Riiber: King in unserer Sportart
Riiber wird auch in der kommenden Saison der Mann sein, den es zu schlagen gilt, obwohl es Fragezeichen bezüglich seiner Verfassung gibt. Riiber hat sich in der Vorbereitung einen Magen-Darm-Virus eingefangen und „vier Wochen lang“ beim Stuhlgang „Blut“ ausgeschieden.
Eine ernst klingende Geschichte, die niemand zu wünschen ist, Geiger und Lamparter jedoch die ein oder andere Tür öffnen könnte. „Wenn man mal die Chance hat, muss man es auch nutzen und das Risiko gehen und alles probieren“, weiß Geiger ohnehin schon aus langjähriger Erfahrung, was im Falle des Falles zu tun ist. Dies ist dem 27-Jährigen unter anderem bei den Olympischen Spielen 2022 gelungen, als er furios Gold gewann, während Riiber aufgrund einer Corona-Erkrankung auf seinen Start verzichten musste.
Natürlich hoffen Geiger und Lamparter aber deswegen keineswegs auf gesundheitliche Probleme beim Dauer-Konkurrenten. Beide verdeutlichten auch, privat kein Problem mit Riiber zu haben und zeigten sich von seinem Können beeindruckt. „Er ist ein unglaublich sympathischer Kerl, ich mag ihn richtig gern und man kann mit ihm über alles reden. Ich habe höchsten Respekt, was er leistet. Er ist der King in unserer Sportart“, stellte Lamparter klar. Allerdings sei er eben auch „ein Fuchs auf der Schanze und auf der Loipe“.