Cortina oder Plan B? Die Posse um den Eiskanal für die Olympischen Spiele 2026 ist noch immer nicht beendet.
Hackl spricht über „tiefe Gräben“
Nachdem ein Sabotageakt in der vergangenen Woche die Organisatoren aufgeschreckt hatte, sieht es derzeit zwar danach aus, dass die Bauarbeiten an der neuen Bob- und Rodelbahn doch noch rechtzeitig fertig werden. Sicher ist das aber noch nicht: Weiterhin schwebt das Damoklesschwert über den Spielen, auf Plan B zurückgreifen zu müssen - und der hat allerorten für großes Kopfschütteln gesorgt.
Für den Fall, dass die Bauarbeiten doch nicht rechtzeitig beendet werden, haben die Organisatoren entschieden, nicht etwa an einem anderen Ort in den Alpen auszuweichen, sondern nach Lake Placid.
Hackl: „Cortina hat es verbummelt“
Warum die Bahn in den USA für den Fall der Fälle ausgewählt wurde, dafür hat auch Rodel-Legende Georg Hackl kein Verständnis. Der frühere deutsche Seriensieger, der seit 2022 als Trainer für Fahr- und Schlittentechnik für den österreichischen Rodelverband tätig ist, plaudert bei SPORT1 aus dem Nähkästchen.
„Grundsätzlich ist es so, wenn man sich die Lage betrachtet: Statt die Bahn mit vernünftigem Zeitpuffer zu bauen, hat Cortina es verbummelt“, sagt Hackl. „Als die Zeit knapp wurde, hat jeder vermutet, dass sie es nie im Leben schaffen werden, deswegen brauchte man einen Plan B.“
Doch warum ist dieser Plan B Lake Placid und nicht das nahe gelegene Innsbruck? „Ich kann nur die Gründe anführen, die ich kenne. Ob dies wirklich der Wahrheit entspricht, vermag ich nicht einzuschätzen“, sagt Hackl zunächst.
Er habe gehört, „dass die Italiener mit den Österreichern irgendwo ein Problem haben. Woher das rührt, weiß ich nicht – aber da müssen die Gräben anscheinend so tief sein, dass sie das den Österreichern in keiner Weise gönnen.“ Dabei hätten zunächst auch andere Ausweichplätze zur Debatte gestanden, wie St. Moritz, La Plagne oder auch deutsche Bahnen.
„Die vernünftigste Lösung wäre gewesen, dass man die Bahn in Innsbruck nimmt, allein wegen der kurzen Wege und der (Süd)-Tiroler Verbundenheit“, führt der 58-Jährige aus. „Das wäre toll gewesen, wenn Innsbruck die Ausweichoption wäre, habe ich mir gedacht. Am Ende sind aber die Amerikaner gekommen und haben gesagt: ‚Ihr braucht euch um nichts kümmern, wir machen es schlüsselfertig für euch, inklusive Organisation und Finanzierung. Wir sind der Plan B‘. Daraufhin haben die FIL (Internationaler Rodelverband, d. Red.) und das IOC (Internationales Olympisches Komitee, d. Red.) gleich zugestimmt.“
„Das wäre ein riesiger Rückschritt für den Rodelsport“
Hackl weiter: „Dass dies, wenn es so käme, für den Rodelsport nicht ganz ideal wäre, ist auch klar – schon wegen der großen Distanz vom übrigen olympischen Geschehen und der Zeitverschiebung. Das wäre ein riesiger Rückschritt für den Rodelsport.“
Immerhin sei derzeit aber davon auszugehen, dass Cortina die Bauarbeiten rechtzeitig abschließen wird. „Jetzt sind wir erstmal froh, dass die Italiener diesen Stolz entwickelt haben. Und wie ich höre, sind die Arbeiten relativ gut im Zeitplan. Da werden große Anstrengungen unternommen, die italienische Regierung hat es zu einem staatlichen Prestigeobjekt erkoren.“
Deshalb hat Hackl „die begründete Hoffnung, dass der Plan A mit Cortina und einer neuen Bob- und Rodelbahn realisiert wird. Dies würde den beiden Sportarten auch langfristig guttun“.
Doch auch schon die Gegenwart ist für den dreimaligen Olympiasieger (1992, 1994 und 1998) durchaus positiv, schließlich hat das österreichische Team zuletzt einige Erfolge eingeheimst. Vor allem der Damen-Doppelsitzer Selina Egle und Lara Kipp räumte in dieser Saison alles ab - inklusive zwei WM-Titeln und den Gesamtweltcup.
„Um sie beneiden uns alle Nationen“, sagt Hackl. „Dabei erkennt jeder ausländische Trainer an, dass die beiden keinen Materialvorteil haben, sondern einfach fahren können. Und zwar augenscheinlich viel besser als die anderen, das ist unfassbar.“
Sein eigener Anteil an diesem Erfolg, sei schwierig zu bemessen, sagt er. „Ich glaube aber, dass ich da auch einen guten Beitrag leisten kann.“