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Ist der Wintersport noch zu retten?

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Ist der Wintersport noch zu retten?

Macht der Klimawandel dem Wintersport den Garaus? Der österreichische Sportartikelhersteller Atomic zeigt beispielhaft, wie sich die Branche rüstet, damit auch in 50 Jahren noch Skifahren in den Alpen möglich sein wird. SPORT1 hat mit verschiedenen Protagonisten gesprochen.
Nachhaltigkeit ist im Wintersport aufgrund des Klimawandels ein riesiges Thema - im SPORT1-Interview reagieren Experten auf das Problem.
Macht der Klimawandel dem Wintersport den Garaus? Der österreichische Sportartikelhersteller Atomic zeigt beispielhaft, wie sich die Branche rüstet, damit auch in 50 Jahren noch Skifahren in den Alpen möglich sein wird. SPORT1 hat mit verschiedenen Protagonisten gesprochen.

Am drittletzten Tag der Ski-WM in Saalbach vor knapp zwei Wochen hatte Frau Holle doch noch ein Einsehen. Dicke Flocken rieselten vom Himmel und gaben dem Ort das Flair, auf das die Tourismusbranche sehnlichst gewartet hatte.

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Südseitig hatte sich noch bis zum Vortag ein weißes Band aus Kunstschnee durch die ansonsten weitgehend schneelos braunen Berge gepflügt. Das Symbolbild des Schreckens für die gesamte Skiindustrie war allerdings nur im Rücken der WM-Pisten und abseits der TV-Bilder zu sehen.

Das finale Wochenende bot dann aber im Rundumblick eine echte Postkartenidylle mit verschneiten Tannen und glitzernden Schneekristallen, als es einige Sonnenstrahlen für kurze Zeit durch die grauen Wolken schafften.

Ein trügerisches Idyll? In Zeiten des rasant fortschreitenden Klimawandels täuscht eine solche Momentaufnahme jedenfalls nicht mehr darüber hinweg, dass es für diejenigen, die es mit dem Wintersport halten, schon fünf vor zwölf ist.

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„Der Skisport ist das erste Opfer des Klimawandels“

Für die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer ist es sogar schon später. „Der Skisport ist das erste Opfer des Klimawandels“, sagte sie im Gespräch mit dem vom Thema ebenfalls sehr bewegten Felix Neureuther im Podcast „Pizza & Pommes“ von BR24: „Der Wintersport ist das Erste, was irgendwie unter die Räder gerät.“

Dieser sei zwar „nicht schuld am Klimawandel“, dennoch plädierte die 28-Jährige dafür, „dass man sich sehr ernsthaft und aufrichtig damit beschäftigt, eine Form des Skisports zu finden, die nachhaltig sein kann.“

Dass dies längst geschieht, beweist die Firma Atomic. „Die Zukunft des Skisports steht auf dem Spiel“, heißt es im Klimaschutzbericht, der beim österreichischen Sportartikelhersteller auf der Homepage zu lesen ist. Weil die Temperaturen in den Bergregionen doppelt so schnell steigen wie im globalen Durchschnitt, sei es „richtig und wichtig, dass sich die Akteure in der Branche klar dazu bekennen, die eigenen Umweltbelastungen zu reduzieren“.

Wie das gelingt, erfährt man bei einem Besuch der Atomic-Fabrik in Altenmarkt, die neben der Produktion gewissermaßen als Experimentierfeld in Sachen Nachhaltigkeit dient. Bereits seit Anfang der 1990er Jahre investiert die Firma in Projekte zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit, um die Treibhausemissionen am Produktionsstandort zu senken.

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Atomic fabriziert den „grünen Ski“

„Grundsätzlich ist dieses Thema für uns als Marke sehr wichtig. Es gibt einige Aktivitäten, die in diese Richtung einen positiven Impact haben“, erklärt Herbert Buchsteiner, Vice President Product Creation, im Gespräch mit SPORT1.

Der frühere Profi-Snowboarder ist als Produktentwickler längst nicht mehr nur noch am nackten Ergebnis interessiert, sondern auch daran, den Weg dahin mit einem möglichst geringen C02-Fußabdruck zu schaffen.

„Wann immer wir ein neues Produkt entwickeln oder kreieren, machen wir eine Lebenszyklus-Analyse“, erklärt der Atomic-Manager. „Wir berechnen also genau, welchen C02-Fußabdruck die verschiedenen Komponenten im Produkt, in der Herstellung verursachen.“ Das hilft, den Schadstoffausstoß bei neuen Modellen zu reduzieren.

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Die Herstellungsprozesse würden bewertet, gemessen und zertifiziert, sagt Buchsteiner. „Dadurch gelingt es uns, diejenigen Komponenten, die einen geringen negativen Einfluss hätten, zu identifizieren und mit ihnen zu arbeiten.“

Neureuther lobt Saalbach: „Richtig toll gemacht“

Dass das Thema Nachhaltigkeit auch anderswo längst kein Randthema mehr ist, konnte man während der zwei Wochen von Saalbach hautnah erleben. Die Organisatoren legten im WM-Ort einen starken Fokus auf das Thema Recycling und den öffentlichen Nahverkehr. „Die haben das wirklich toll gemacht. Die haben richtig Geld in die Hand genommen, um das umzusetzen“. lobte Neureuther.

Einer, der sich für einen möglichst klimaneutralen Wintersport stark macht, ist auch Markus Wasmeier. Eine Firma müsse schauen, „wo sie grüne Energie reinbringt, wie sie die Prozesse anders verarbeiten kann, auch die Materialien“, sagt der Doppelolympiasieger von 1994 im Gespräch mit SPORT1.

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Wasmeier, der früher selbst mit Atomic-Skiern unterwegs war, ist vom Konzept des österreichischen Ski-Giganten überzeugt: „Was kann man recyclen? Mittlerweile haben die Skifirmen Akzente gesetzt, Atomic macht das hervorragend, aber da muss man immer dranbleiben. Es ist am Ende zwar ein kleiner, aber trotzdem ein wichtiger Beitrag.“

Die mit Abstand größten Emissionen werden dabei bei der Hin- und Abfahrt aus den Wintersportgebieten ausgestoßen. „Wir fahren alle mit dem Auto herum, weil Skigebiete mit Zügen schwer erreichbar sind. Jeder sollte sich darüber Gedanken machen“, fordert Wasmeier.

Wasmeier: „Es sind nicht nur wir alleine“

Dennoch findet der 61-Jährige, dass die Diskussion um den Wintersport nicht immer fair verläuft. „Man weiß, dass eine Schwimmhalle im Winter so viel Energie wie ein ganzes Skigebiet benötigt“, erklärt Wasmeier. „Ein Flug nach New York hat den zehnfachen C02-Ausstoß eines Skigebietes. Der Skisport wird gerne mal als Sündenbock hergenommen, was ich ein bisschen schade finde, weil es nicht ganz der Wahrheit entspricht. Es sind nicht nur wir alleine.“

Dass der Wintersport die Auswirkungen des Klimawandels dennoch besonders stark spürt, ist unbestritten. Auf die Frage, ob es in 50 Jahren noch möglich sein wird, skizufahren, muss Buchsteiner kurz überlegen.

„Das ist ein langer Zeitraum“, sagt der Atomic-Manager dann. „Dennoch glaube ich: ja. Vielleicht nicht mehr auf der Seehöhe, auf der es heutzutage noch möglich ist, denn man sieht schon in den letzten Jahren, dass die Schneefallgrenze nach oben gegangen ist. Zugleich weiß man aber auch, dass die Beschneiung immer besser und professioneller wird, deswegen bin ich zuversichtlich.“

Immerhin scheint die gesamte Wintersportbranche die Dringlichkeit begriffen zu haben: Auf Einladung von Atomic trafen sich 28 Marken, 20 Verbände und acht Zulieferer im September 2023 zu einem Klimagipfel, um die Herausforderungen des Klimawandels anzugehen. Auch Ski-Stars wie Mikaela Shiffrin machen immer wieder auf das Thema aufmerksam.

Dass die Uhr unerbittlich tickt, wird man auch bei der am Mittwoch begonnenen Nordischen-Ski-WM im norwegischen Trondheim zu sehen bekommen: Bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt sind Regenfälle angesagt.