Nach seiner Entlassung als polnischer Cheftrainer hat Thomas Thurnbichler beim DSV einen Job bekommen. Der Österreicher wird den deutschen B-Kader trainieren. Ganz reibungslos verlief der Abschied von Thurnbichler jedoch nicht, der in einem Interview bemängelte, dass es in Polen an Strukturen, Ideen und Visionen fehle.
Skisprung-Ikone stichelt gegen DSV
Skisprung-Legende Adam Malysz, seit 2022 als Präsident des polnischen Skiverbands tätig, möchte diesen Vorwurf aber nicht auf sich sitzen lassen und stichelte zurück. „Ich finde es ein bisschen unfair gegenüber dem polnischen Skiverband“, entgegnete er im Interview mit skijumping.pl.
„Ich habe in diesem Interview gelesen, dass es beim DSV ganz anders ist. Wenn es dort so toll ist, ist es seltsam, dass sie normalerweise unsere Ideen und Coaches klauen. Dann sollen sie selbst an solchen Menschen und Strukturen arbeiten“, monierte er. „Aber lassen wir das hinter uns“, schob er nach.
Malysz bezieht sich dabei gewiss nicht nur auf das Thurnbichler-Engagement beim DSV, sondern auch auf den Wechsel von Stefan Horngacher. Dieser kehrte Polen nach einer äußerst erfolgreichen Amtszeit im Jahr 2019 den Rücken und heuerte beim DSV als Nachfolger von Werner Schuster an.
Thurnbichler scheitert an schwieriger Lage in Polen
Thurnbichler übernahm das Zepter in Polen nach der enttäuschenden Saison 2021/22, konnte dem polnischen Team allerdings nur kurzfristig Flügel verleihen. Nach dem Winter 2024/25 musste der 35-Jährige die Koffer packen.
„Es hat einfach nicht geklappt. Wir wissen, dass unsere Mannschaft in ältere und jüngere Spieler aufgeteilt ist. Es ist sehr schwierig, sich anzupassen, vor allem für einen jungen Trainer. Wir haben Thomas eine Chance gegeben“, schilderte Malysz.
Für das Thurnbichler-Aus war neben dem Fernbleiben ganz großer Erfolge insbesondere das schwierige Verhältnis zu den Stars Kamil Stoch und Dawid Kubacki verantwortlich. Letzterer kritisierte den Coach nach dem Saisonfinale ziemlich schroff.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die langjährigen polnischen Stars zwischen 35 und 38 Jahre alt sind. An Nachwuchs fehlt es in Polen schon lange, wobei Thurnbichler mit Pawel Wasek einen jungen Springer in die erweiterte Weltspitze führen konnte.
Thurnbichler lobt Struktur im DSV: Malysz zeigt sich versöhnlich
Während es in Polen nicht nur an Nachwuchs, sondern auch an Schanzen und Trainingszentren mangelt, findet Thurnbichler in Deutschland die nötigen Strukturen vor. Dementsprechend bezeichnete er den DSV als „wirklich gut organisiert, während er in Polen als Coach “allen dagestanden" habe und die Zusammenarbeit mit der Verbands-Spitze einem „Kampf“ geglichen habe.
Malysz schlug in seinem Interview allerdings auch versöhnliche Töne an. „Heute schlagen wir ein neues Kapitel auf, und ich wünsche Thomas alles Gute, damit er seine Träume verwirklichen kann. Ich bleibe dabei, dass er ein sehr guter und talentierter Trainer ist“, lobte er.
Bereits zuvor hatte Malysz den Coach nach den verbalen Attacken von Kubacki und Aleksander Zniszczol verteidigt und warf den Athleten fehlenden Respekt vor.
In Deutschland soll Thurnbichler zunächst den schwächelnden B-Kader nach vorne bringen. Langfristig gilt er als Kandidat für die Nachfolge von Cheftrainer Horngacher.