Nach dem vom norwegischen Team ausgelösten Manipulations-Skandal bei der Nordischen Ski-WM hat die FIS eine klare Aufbereitung der Geschehnisse versprochen. Für eine einheitliche Linie und mehr Gerechtigkeit im Skispringen soll nun eine Maßnahme sorgen, die man nur zu gut aus dem Fußball kennt.
Wintersport: Regel-Revolution beim Skispringen
Regel-Revolution beim Skispringen
Um Regelverstöße härter zu sanktionieren, soll es beim Skispringen ab sofort Gelbe und Rote Karten geben. Dies teilte der Welt-Skisprungverband (FIS) auf einer außerordentlichen Sitzung am Dienstag mit, wie die norwegische Zeitung Dagbladet sowie das Online-Portal Nettavisen berichten.
Ex-Skisprung-Star Tom Hilde, der als Vertreter des norwegischen Verbands bei der Sitzung dabei war, erklärte die Regelung wie folgt:
„Wenn man während eines Springens disqualifiziert wird, bekommt man eine Gelbe Karte. Das ist quasi eine Warnung. Wenn man noch einmal disqualifiziert wird, sieht man Rot und wird für ein Weltcup-Wochenende gesperrt“, berichtete er dem Dagbladet.
Anzug-Manipulation der Norweger bewegt FIS zum Umdenken
Bis zuletzt war der übliche Weg bei Disqualifikationen, die betroffenen Springer lediglich für den Wettkampf selbst aus der Wertung zu nehmen.
Bei der Nordischen Ski-WM wurde den Norwegern jedoch eine wissentliche Manipulation nachgewiesen, woraufhin Marius Lindvik und Johann-André Forfang nicht nur für das Springen von der Großschanze disqualifiziert worden sind.
Ersterer hatte auf der Normalschanze kurz zur vor Gold vor DSV-Adler Andreas Wellinger gewonnen.
Die beiden Norweger wurden im Nachgang wie die weiteren bei der WM anwesenden norwegischen Springer auch noch für den Rest der Weltcup-Saison gesperrt.
Skisprung-Revolution: Fortan zwei Kontrolleure im Einsatz
Der Material-Skandal hat neben der Karten-Regelung noch eine weitere Konsequenz. Fortan werden anstelle von einem, künftig zwei FIS-Mitarbeiter das Material der Athleten kontrollieren. Dadurch können deutlich mehr Springer zur Kontrolle herangezogen werden.
Christian Winkler aus Deutschland und Mathias Hefele werden den Job als Chefkontrolleure übernehmen. Sie treten die Nachfolge des zurückgetretenen Christian Kathol an.
Norwegens Skisprung-Chef Jan-Erik Aalbu zeigte sich im Gespräch mit dem Portal Nettavisen als Befürworter der Änderungen, wollte aber noch keine Prognose abgeben. „Die Nationen müssen in der Lage sein, den Testverfahren mehr zu vertrauen als es bisher der Fall war“, forderte er. „Wir müssen darauf vertrauen können, dass alle Nationen gleich behandelt werden“, fügte er hinzu.
Skisprung-Krach eskaliert: WM wird zum traurigen Höhepunkt
In der vergangenen Saison hegten einige Kritiker Verdacht, dass die FIS keine klare Linie fahre und gerade bei den großen Nationen gerne mal ein Auge zudrücke. Diese beschuldigten sich im Laufe der Saison auch gegenseitig.
Bei der Tournee monierte beispielsweise Norwegen das Material der Österreicher, ehe der deutsche Bundestrainer Stefan Horngacher im Januar argwöhnisch das Material der Slowenen betrachtete. DSV-Adler Karl Geiger musste sich im Gegenzug Schummel-Vorwürfe aus Polen gefallen lassen.
Nachdem die Diskussion bei der WM ihren traurigen Höhepunkt fand, reagierte die FIS und ließ bis Saisonende - mit der Ankündigung einer längeren Aufarbeitung - nur noch einen Anzug pro Athlet zu.
Stoppen konnte die erste Maßnahme das gegenseitige Misstrauen aber noch nicht. Hilde erklärte, dass die Situation nach dem WM-Skandal „schlimmer und schlimmer“ wurde. Man habe plötzlich „Anzüge gesehen, die wir noch nicht gesehen haben“.
Ob das Skispringen mit den beiden nun verkündeten Regel-Neuerungen seine Glaubwürdigkeit zurückgewinnen kann, wird jedoch erst der anstehende Olympia-Winter zeigen können.