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"Das Image des Skispringens wurde in den Dreck gezogen"

Scharfe Worte nach Anzugskandal

Der Anzugskandal bei der Nordischen Ski-WM 2025 lässt die Skisprung-Szene nicht los. Philipp Raimund und Andreas Wellinger finden einmal mehr scharfe Worte.
Der Anzug-Skandal im norwegischen Team bei der Nordischen Ski-WM 2025 wirkt immer noch nach. Die DSV-Adler um Andreas Wellinger, Pius Paschke und Philipp Raimund sowie Bundestrainer Stefan Horngacher blicken nach wie vor mit Skepsis auf dieses Thema.
Der Anzugskandal bei der Nordischen Ski-WM 2025 lässt die Skisprung-Szene nicht los. Philipp Raimund und Andreas Wellinger finden einmal mehr scharfe Worte.

Das Thema beschäftigt die Skisprung-Szene seit Monaten, doch die Wogen sind noch längst nicht geglättet. Bei der Nordischen Ski-WM im März hatte das norwegische Team Anzüge manipuliert und für einen echten Skandal gesorgt. Athleten wurden suspendiert, Trainer entlassen. Verziehen haben ihnen viele jedoch noch nicht. Auch die Deutschen nicht.

„Es wird dauern, bis ich den Norwegern wieder vertrauen kann. Es hat einen faden Beigeschmack gehabt“, betonte Philipp Raimund zuletzt bei der Einkleidung der deutschen Wintersportler in Nürnberg auf SPORT1-Nachfrage. „Und es ist ja auch überall so, dass man sich nach so einer Situation erst einmal wieder Vertrauen aufbauen muss. In einer solchen Lage sind die Norweger jetzt auch.“

Raimund kann Anzug-Skandal nicht einfach abhaken

Der 25-Jährige spielte seine große Verärgerung über das Verhalten der norwegischen Konkurrenz nicht herunter. Als „extremer Verfechter von fairem Sport“ könne er den Skandal nicht einfach abhaken. „Es hat nicht nur uns persönlich, sondern auch den anderen Athleten und dem gesamten Skispringen geschadet. Das gesamte Image des Skispringens wurde in den Dreck gezogen“, sagte Raimund.

Auch die verhängten Sanktionen sorgen für großen Ärger. Bei der WM waren es Marius Lindvik, Johan Andre Forfang und Kristoffer Eriksen Sundal, die aus dem Vekehr gezogen wurden und bis zum Ende des vergangenen Winters an keinen Wettkämpfen mehr teilnehmen durften. Später wurden sie für drei Monate gesperrt. Doch wenn am 21. November in Lillehammer die neue Saison eingeläutet wird, ist es allen wieder wie gewohnt erlaubt, am Start zu stehen.

„In erster Linie bin ich froh, dass es überhaupt eine Strafe gab, denn zunächst sah es so aus, als würde die Sache unter den Tisch gekehrt werden“, stellte Raimund klar. Dennoch hält er die Sperre für unzureichend. Teamkollege Andreas Wellinger sieht das ähnlich. „Ich finde den Umgang mit der Sache nur wenig zufriedenstellend. Aber es ist nicht meine Entscheidung“, sagte der Olympiasieger.

„Die Gelben und Roten Karten wurden ein Jahr zu spät eingeführt“

Im Großen und Ganzen habe die Glaubwürdigkeit des Skisprungs durch den Anzug-Skandal „sehr gelitten“, bekräftigte Wellinger weiter. „Ob man sich die Glaubwürdigkeit mit dieser Entscheidung zurückgeholt hat, lasse ich mal so im Raum stehen.“ Der Internationale Skiverband (FIS) hat für die kommende Skisprung-Saison derweil grundlegende Änderungen angekündigt.

Bisher hatte eine Disqualifikation aufgrund des Materials lediglich unmittelbare Konsequenzen für den betreffenden Wettbewerb, nicht aber für andere Skispringen im Kalender. Diese Regel wurde nun verschärft und ein System mit Gelben und Roten Karten eingeführt. Eine gute Idee?

„Die Gelben und Roten Karten wurden ein Jahr zu spät eingeführt. Ansonsten hätte es für Deutschland wohl ein paar Medaillen mehr gegeben“, befand Raimund mit Blick auf die von dem Eklat überschattete WM im März.