Schon seit einiger Zeit brodelt ein brisanter Streit zwischen einer Legende von WWE und einem der größten Stars des Konkurrenten AEW.
Brisanter Wrestling-Streit eskaliert
Nun hat Swerve Strickland es sich nehmen lassen, den Ärger auf die große Bühne zu tragen: Nach dem Ende der Übertragung des Pay Per-Views Dynasty, bei dem er im Hauptkampf gegen World Champion Jon Moxley stand, wandte sich der ehemalige Titelträger ans Publikum - und beschloss seine Ansprache mit folgenden Worten: „Eine letzte Sache hier nur noch zu meiner persönlichen Belustigung: F**k Booker T!“
Die Antwort des ehemaligen WCW und WWE World Champions ließ nicht lange auf sich warten.
Rassismus? Strickland sauer auf WWE
Worum geht es? Strickland - der sich nach einem eher unrühmlichen WWE-Aus zu einem der Aushängeschilder von AEW und dem ersten afroamerikanischen World Champion der jungen Liga entwickelt hat - hat seinem Ex-Arbeitgeber WWE in der Vergangenheit wiederholt Rassismus vorgeworfen.
Zuletzt wurde Stricklands Ärger geschürt, nachdem der 34-Jährige im vergangenen Jahr einen lukrativen neuen Vertrag bei AEW unterschrieben hatte - und danach anonyme Kritik aus WWE-Kreisen kolportiert würde.
AEW zahle Strickland zu viel, der Vertrag sei nicht marktgerecht und daher „schlecht für den Sport“, zitierte der bekannte Wrestling-Reporter Dave Meltzer in seinem Wrestling Observer Newsletter eine WWE-Quelle. Dieselbe Kritik sei in Bezug auf den aufstrebenden Lateinamerikaner Daniel Garcia geäußert worden.
Strickland schoss scharf zurück, nachdem er auf die bemerkenswerten Anwürfe angesprochen wurde: „Die beschweren sich nur, wenn ein Schwarzer gut bezahlt wird, so viel sage ich dazu.“
Später legte Strickland mit Grundsatzkritik nach: WWE behandle seine afroamerikanischen Stars „nicht fair“, sie würden im Verhältnis weniger gut vermarktet als andere.
Macht WWE zu wenig aus afroamerikanischen Stars?
Strickland kochte damit eine Debatte auf, die es rund um WWE schon öfter gab. Sie wurde befeuert dadurch, dass im vergangenen Jahr mehrere afroamerikanische Stars von WWE zu AEW wechselten (Mercedes Moné/Sasha Banks, Ricochet, Bobby Lashley, MVP) - auch MVP äußerte die Ansicht, dass WWE-Lenker „Triple H“ Paul Levesque afroamerikanische Stars besser fördern könnte, als er es tue („Ich habe nie gesagt, dass Triple H ein Rassist ist, aber wie er people of color bookt, das ist ein anderes Thema“).
Levesque hat derartige Vorwürfe zurückgewiesen („Ich urteile nicht nach Farbe, ich urteile nach Talent“). Die Frage, ob WWE das in ausreichendem Maße tut, ist schon in der Vergangenheit oft gestellt worden. WWE kann inzwischen auf eine längere Liste afroamerikanischer World Champions verweisen (The Rock, Booker T, Mark Henry, Kofi Kingston, Lashley, Big E, Banks, Bianca Belair), im Aufbaukader NXT regiert Oba Femi als Champion, dem wie Vorgänger Trick Williams eine rosige Zukunft bevorzustehen scheint. Die Frage, ob noch mehr möglich gewesen wäre und ist, liegt im Auge des Betrachters.
Im Fall Strickland - bei WWE: Isaiah „Swerve“ Scott - hat der Marktführer definitiv etwas verschenkt, wenngleich der Verantwortliche dafür nicht Levesque, sondern Vorgänger Vince McMahon war: Er erkannte Swerves Potenzial nicht und feuerte ihn kurz nach der Hauptkader-Berufung sang- und klanglos - während er im damals von Levesque verantworteten Aufbaukader NXT als Anführer der Gruppierung Hit Row noch eine tragende Rolle spielte und wie der kommende Star schien, der er bei AEW dann auch wurde.
Booker T sieht sich von WWE fair behandelt
Das Erbe von WWE-Gründer McMahon - Anfang 2024 wegen schwerer Skandal-Vorwürfe anderer Art zurückgetreten - ist ein zentrales Thema, über das Strickland und Booker T zuletzt über Podcast-Auftritte in Streit geraten waren.
Booker - nach The Rock der zweite Afroamerikaner, dem McMahon einen großen Titel gab - verteidigte WWE gegen Stricklands Vorwürfe, er sei in 20 Jahren von der Liga immer fair behandelt worden.
Strickland sieht das anders, er verwies auf das berühmt-berüchtigte Segment bei den Survivor Series 2005, in dem McMahon provokativ das N-Wort vor Bookers Augen in den Mund nahm (als Witz dargestellt, um sich mit seinem weißen Star John Cena zu verbrüdern): „Da ist er auf jeden Fall nicht fair behandelt worden.“
In dem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass auch Booker und Triple H eine spezielle Geschichte haben: Booker verlor bei WrestleMania 2003 sein größtes Match bei WrestleMania gegen den damaligen World Champion, der die Fehde innerhalb der Story zuvor mit rassistischen Untertönen aufgeheizt hatte („Leute wie du verdienen es nicht, World Champion zu sein. Leute wie du sind dazu da, um Leute wie mich zu unterhalten“) - was damals ebenfalls viel Kritik auf sich zog und bis heute vielen in schlechter Erinnerung ist.
„Ohne mich wäre er vielleicht nicht hier“
Nichtsdestotrotz zeigt sich der nun als Kommentator agierende Booker nun einmal mehr loyal gegenüber seinem langjährigen Arbeitgeber.
Er beharrte auf seiner Verteidigung von WWE und verwies auf seine eigene Vita: „Ich habe hier für Leute wie Swerve Strickland Türen geöffnet und Rassenschranken eingerissen. Ohne mich wäre Swerve Strickland vielleicht gar nicht hier. Ich habe mich für nichts zu entschuldigen, was ich in dieser Branche getan habe.“
Mit dieser persönlichen Ebene scheint Booker Strickland zusätzlich gereizt zu haben - in jedem Fall ist die Ansicht beider weiter konträr. Bei seinem Dynasty-Auftritt hob Strickland nochmals seinen Stolz hervor, bei AEW eine so zentrale Rolle zu spielen und damit auch das Thema der „Repräsentation“ voranzutreiben. Er dankte dafür demonstrativ den Fans, die das mit dem Zuspruch für ihn ermöglicht hätten - ehe er dann zu seiner Schmähattacke auf Booker ausholte, dem er sich offensichtlich nicht zu Dank verpflichtet sieht.
Booker T spricht von „schlechtem Schachzug“
Booker ließ die Beleidigung in seinem Podcast an sich abperlen: „Ich werde ihm nicht den Gefallen tun, mich darüber aufzuregen.“
Lieber wolle er Strickland und anderen „einen Ratschlag“ geben, ergänzte der 60-Jährige: „Rede über nichts anderes als das Ende des Pay Per-Views. Das ist das, worüber geredet werden sollte und was die Leute im Kopf behalten. Ich glaube nicht, dass Tony Khan (Chef von AEW, d. Red.) das gefällt, dass die Leute jetzt über Booker T reden statt über die Matches der Show. Das war ein schlechter Schachzug.“
Merklich verstimmt ließ Booker dann noch folgen, dass er Strickland „nur das Beste wünsche“, er aber offensichtlich „aus einem anderen Holz geschnitzt“ sei als er, „aus einem völlig anderen Holz“.
Er werde Strickland fortan nicht mehr erwähnen, ob negativ oder positiv, um den Streit nicht weiter zu befeuern: „Ich habe meine Lektion gelernt.“