Oberflächlich betrachtet war es ein Abgang, wie er idealer nicht hätte sein können.
Legendenabschied mit Beigeschmack
Exakt drei Jahrzehnte vorher, am 22. November 1990, hatte der Undertaker sein Debüt für WWE gefeiert. Auf den Tag genau 30 Jahre später zelebrierte er beim selben Event seinen Abschied - im Beisein zahlreicher Weggefährten und sogar mit einem emotionalen letzten Gruß an den verstorbenen Manager Paul Bearer, dessen Ebenbild als Hologramm eingespielt wurde. (NEWS: Alle Neuigkeiten zu WWE)
Einen bedauerlichen Beigeschmack hatte das „Final Farewell“ für einen der legendärsten Wrestler der Geschichte bei den Survivor Series 2020 in Orlando trotzdem: Er musste wegen der Corona-Pandemie ohne Fans vor Ort stattfinden und damit in eher kühler steriler Atmosphäre. Und es war nicht das einzige, das beim langem Abschied der Showkampf-Ikone nicht nach Wunsch lief.
Undertaker quälte sich durch den Karriere-Herbst
Wer die höchst sehenswerte WWE-Doku „The Last Ride“ gesehen hat, hat viele Einblicke gewonnen, wie schwer der heute 59-Jährige mit dem Spätherbst seiner scheinbar nicht enden wollenden WWE-Karriere kämpfte, mit Selbstzweifeln und Versagensängsten rang, dem fortgeschrittenen Alter, körperlichen Gebrechen und nachlassenden Ringleistungen haderte.
„Eine meiner größten Ängste ist die Angst zu einer Art Parodie meiner selbst zu werden“, bekannte Mark Calaway, wie der Taker wirklich heißt, in der Serie: „Es würde mich fertig machen, wenn ein Zuschauer, der mich von früher kennt, seinem Sohn jetzt über mich sagen würde: Du hättest sehen müssen, wie er früher war. Nicht, wie er heute ist.“ Die Legende ging aber auch offen damit um, dass ihr das nicht immer gelungen war.
Schon viele Male schien die Karriere des „Dead Man“ beendet: Schon 2014, nach dem schockierenden Ende seiner mythischen WrestleMania-Siegesserie gegen Brock Lesnar, herrschte Abschiedsstimmung. Endgültig Schluss schien zu sein nach seinem missratenen WrestleMania-Match gegen Roman Reigns 2017, nach dem er symbolisch sein Kampfoutfit im Ring zurückließ. Immer wieder aber kam er zurück, weil er nicht zufrieden mit seiner Performance war und hoffte, doch noch einmal eine bessere Abschiedsshow hinzubekommen.
Letztes Match platzte in der geplanten Form
Es vergingen wieder drei Jahre, bis der Taker 2020 den wirklich letzten Akt anging: Bei WrestleMania 2020 war AJ Styles sein Gegner - ein Ausnahmeperformer, in den das „Phenom“ berechtigte Hoffnungen setzte, ihn kurz vor seinem 55. Geburtstag nochmal zu einem echten Klassiker zu tragen.
Höhere Gewalt durchkreuzte dann aber die Pläne: Wegen der damals frisch ausgebrochenen Pandemie musste WrestleMania vom NFL-Stadion in Tampa in das Trainingszentrum von WWE in Orlando verlegt werden. Anstelle eines echten Matches inszenierte WWE das Taker-Styles-Duell als vorproduzierten Minifilm - hochwertig und packend inszeniert, aber eben nicht der letzte große Auftritt in Stadionatmosphäre, der es hätte sein sollen.
Der Taker machte am Ende trotzdem seinen Frieden damit, dass der perfekte Abschied, den er sich gewünscht hätte, nicht zu haben war - und verkündete am Ende der Last-Ride-Doku, dass es ihn nicht nochmal in den Ring ziehen würde. Er hielt sich diesmal an sein Ansinnen, vollzog das „Farewell“ am 30. Debüt-Jahrestag.
Eine weitere Abschiedsshow in würdigerem Rahmen folgte einige Monate später, als der Taker vor WrestleMania 2021 in Tampa in die WWE Hall of Fame einzog und dort auch wieder vor Publikum gefeiert wurde.
Undertaker nun mit nostalgischer Show auf Tour
Seit dem Ringabschied konzentriert sich Mark Calaway, seit 2010 verheiratet mit Ex-WWE-Kollegin Michelle McCool, auf sein Familienleben - er hat mit McCool eine Tochter sowie einen Adoptivsohn sowie drei Kinder aus zwei früheren Ehen. Zu seinen anderen Projekten zählen ein Podcast und seine „1 Deadman Show“, mit der er in unregelmäßigen Abständen durch die USA tourt und vor Bühnenpublikum Anekdoten aus seinem Leben erzählt.
Auch zu Gastauftritten bei WWE zieht es den Taker immer wieder, zuletzt gab es eine umjubelte Cameo im Hauptkampf von WrestleMania 40, wo der Taker seinen alten Rivalen Dwayne „The Rock“ Johnson ausschaltete und so Cody Rhodes zum Gewinn des WWE-Titels verhalf.