Es war eines der spektakulärsten Comebacks, das es bei WWE bis dahin je gegeben hatte.
WWE-Paukenschlag verklang schnell
Am 5. April 1992 - heute vor 33 Jahren - überraschte die Wrestling-Liga die Fans mit einem Knalleffekt am Ende der Megashow WrestleMania: Nach dem Hauptkampf zwischen Superstar Hulk Hogan und dem im vergangenen Jahr verstorbenen Sid Justice ertönte plötzlich die Musik des Ultimate Warrior.
Der frühere Champion der damaligen WWF stürmte zum Ring und rettete Hogan vor einer Attacke von Sid und dessen Verbündetem Papa Shango - nachdem er sich erst wenige Monate übel mit dem damaligen Ligachef Vince McMahon verkracht hatte.
McMahon holte den Warrior allerdings unerwartet zurück, er übernahm wieder eine Hauptrolle im Ligageschehen - nur sieben Monate später aber folgte der nächste Skandal-Abgang.
Ultimate Warrior: Zwei Skandal-Abgänge in zwei Jahren
Noch im August 1992 spielte der Warrior - der 1990 Hogan bei WrestleMania VI als Champion beerbt hatte - eine tragende Rolle in einer der größten Shows der Ligageschichte, stand beim SummerSlam 1992 im Londoner Wembley-Stadion in einem weiteren Titelduell mit dem damaligen Gürtelträger „Macho Man“ Randy Savage.
Drei Monate danach verschwand der Warrior wieder von der Bildfläche - ebenso wie der „British Bulldog“ Davey Boy Smith, umjubelter Sieger des legendären Hauptkampfs gegen Bret Hart.
Was war passiert?
McMahon feuerte beide
McMahon feuerte den Warrior und den Bulldog aus Gründen, die eigentlich folgerichtig waren und doch ein bemerkenswerter Vorgang, von dem Smiths Schwager Hart später in seiner Autobiografie berichtete.
„Am 18. November hat Vince mich angerufen, dass er gerade den Warrior entlassen hat und dass Davey leider der nächste sein würde“, schrieb Hart. Die beiden hätten „Pakete mit Wachstumshormonen von einem Dealer aus Großbritannien erhalten, der gerade verhaftet worden ist. Und Vince stand so unter Druck, dass er beide sofort rauswarf.“
Was genau damals hinter den Kulissen ablief, kommunizierte die WWF seinerzeit nicht nach außen und sickerte erst nach und nach durch. Widersprüchliche Medienberichte und Aussagen der Beteiligten sorgten auch noch Jahre danach für Verwirrung.
Der Warrior - wenngleich er nicht bestritt, als Aktiver massiv Steroide benutzt zu haben - behauptete in einem Interview, nie den Grund für seinen Rauswurf erfahren zu haben. Smith dagegen bestätigte, dass die Dopingmittel-Lieferung der Grund war. Nach seiner Darstellung habe er für den Warrior aber nur den Kontakt hergestellt und dafür die Konsequenzen tragen müssen.
WWE-Legenden in Skandal verstrickt
Gewiss ist: McMahon griff in für ihn ungewohnter Schärfe durch, weil die Affäre für ihn zu einem prekären Zeitpunkt kam: Die WWF stand damals im Zentrum eines Steroidskandals - und McMahon wurde angeklagt, systematisches Doping mit Muskelwachstumsmittel in seinem Unternehmen aktiv befördert zu haben.
Vor diesem Hintergrund konnte McMahon damals keine weiteren Negativschlagzeilen brauchen und bestrafte seine beiden Stars mit seltener Härte. Er nahm auch in Kauf, dass ein schon angesetztes Topmatch für den Großevent Survivor Series kurzfristig mit heißer Nadel umgeschrieben wurde - anstelle des Warrior tat sich damals nach einem berühmten Plot-Twist „Mr. Perfect“ Curt Hennig mit Savage gegen Ric Flair und Razor Ramon zusammen. (Das tragische Ende von „Mr. Perfect“ Curt Hennig)
Der Warrior und der Bulldog waren bei weitem nicht die einzigen WWE-Legenden, die sich in einen Steroid- bzw. HGH-Skandal verstrickten. In den meisten anderen Fällen ist die interne Konsequenz höchstens eine kurzzeitige Suspendierung, oft auch gar keine, weil (oft zweifelhafte) ärztliche Verschreibungen vorgebracht werden.
Unter dem Druck der staatlichen Ermittlungen passierten damals aber lange undenkbare Dinge im McMahon-Reich: Dopingtests wurden eingeführt, Topstars wie Hulk Hogan verloren auffällig an Muskelmasse, andere Muskelberge wie der Warlord oder der Barbarian verschwanden ganz von der Bildfläche. Körperlich weniger imposante Wrestler wie Hart und Michaels kletterten die Karriereleiter nach oben.
Prozess endete mit Freispruch
Der formaljuristisch wacklige Prozess gegen McMahon endete letztlich mit einem Freispruch. Der durch ihn angestoßene Kulturwandel wurde - Zufall oder nicht - nicht konsequent durchgehalten: WWE schaffte die Steroidtests 1996 wieder ab, im selben Jahr wurde der Warrior wiedereingestellt, Smith schon zwei Jahre zuvor. Erst die Tragödie um Eddie Guerrero 2005 (und wiederum staatlicher Druck) führte zur dauerhaften Rückkehr einer Anti-Doping-Politik.
Dass es dafür gute Gründe gab und gibt, zeigen nicht zuletzt die Schicksale von Smith und dem Warrior: Smith starb 2002 mit 39 Jahren an einem Herzinfarkt, die Muskelaufbaumittel werden - wie auch längere Probleme mit Schmerzmittelsucht - für einen Faktor gehalten.