WWE>

Hat WWE seinen wichtigsten Star kaputt gemacht?

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Hat WWE seinen Topstar verhunzt?

Die Wrestling-Liga WWE will den Status ihres Topstars Cody Rhodes durch die Fehde mit der scheidenden Legende John Cena eigentlich festigen. Stattdessen könnte das Gegenteil passieren – auch wegen der unglücklichen Rolle von Megastar The Rock.
Muss Cody Rhodes sich bei WWE neu erfinden?
Muss Cody Rhodes sich bei WWE neu erfinden?
© IMAGO / Imagn Images
Die Wrestling-Liga WWE will den Status ihres Topstars Cody Rhodes durch die Fehde mit der scheidenden Legende John Cena eigentlich festigen. Stattdessen könnte das Gegenteil passieren – auch wegen der unglücklichen Rolle von Megastar The Rock.

Eigentlich stehen sie bei WWE gerade so stark da, dass sie vor Kraft kaum laufen können.

{ "placeholderType": "MREC" }

Die 41. Ausgabe der Megashow WrestleMania am vergangenen Wochenende war – wie erwartet – die kommerziell erfolgreichste Veranstaltung der Ligageschichte. Die größte Showkampfpromotion der Welt befindet sich nach wie vor in einer riesigen Boomphase, der kurz zuvor verkündete Aufkauf der mexikanischen Liga AAA hat die globale Machtbasis des Unternehmens weiter vergrößert. Nichtsdestotrotz drücken Misstöne die Stimmung im Milliarden-Imperium, ausgerechnet rund um das wichtigste Match des wichtigsten Kampfwochenendes.

Das WWE-Titelduell zwischen Cody Rhodes und dem neuen Rekordtitelträger John Cena hat viel Enttäuschung und Negativecho nach sich gezogen – und die Diskussion um die Abwesenheit von Megastar Dwayne „The Rock“ Johnson ist nur eine von mehreren Ebenen.

Die Frage, die sich derzeit viele stellen: Hat WWE bei WrestleMania in unbedachter Art und Weise ihren derzeit wichtigsten Star nachhaltig beschädigt? Auf eine Weise, die womöglich mehr ins Rutschen bringt, als der Promotion lieb sein kann?

{ "placeholderType": "MREC" }

„Sie haben Cody Rhodes den Stecker gezogen“

„Ich hoffe, sie wissen, was sie tun – denn sie haben Cody Rhodes gerade den Stecker gezogen“: So lautete die spontane Reaktion des langjährigen und in der Szene hoch angesehenen Wrestling-Reporters Mike Johnson (Pro Wrestling Insider) in seinem Liveblog zu WrestleMania. Bei anderen journalistischen Meinungsführern wie dem Duo Dave Meltzer und Bryan Alvarez (Wrestling Observer) sowie Sean Ross Sapp (Fightful) war der Tenor ähnlich.

Die einhellige Kritik: Das Finish des Matches, bei dem Rhodes gegen den zum ruchlosen Bösewicht verwandelten Cena den Titelgürtel in die Hände bekam, dann aber zögerte, ihn einzusetzen und deswegen dann dreckig besiegt wurde, habe den „American Nightmare“ allzu schlecht aussehen lassen.

Wie ein vom Zweifeln im Ringen zwischen Gut und Böse zerrissener Held sollte Rhodes offensichtlich aussehen. Der Sohn der verstorbenen Legende Dusty Rhodes habe stattdessen wie ein naiver Idiot gewirkt, den man nicht mehr ernst nehmen könne, monieren die Kritiker.

Letztlich gab auch der bei der Story vor und hinter der Kamera stark involvierte The Rock zu, dass der Schlüsselmoment für ihn gut gemeint, aber schlecht gemacht war: Er hätte da einiges „angepasst und verfeinert“, sagte Johnson in der Pat McAfee Show – was ihm dann wiederum als illoyaler Seitenhieb auf den WWE-Lenker und alten Ringrivalen „Triple H“ Paul Levesque ausgelegt wurde.

{ "placeholderType": "MREC" }

Der Plan scheint klar – aber passt er noch?

Die Art und Weise, wie Rhodes der Titel abgenommen wurde, lässt erahnen, wie die Story eigentlich geplant ist: Cena, der für das Ende des Jahres angekündigt hat, zurückzutreten (was Realität ist), als amtierender Champion in den Ruhestand zu gehen und Rhodes und den Rest der neuen WWE-Generation damit zu blamieren.

Die Idee ist offensichtlich, dass Cena den Titel in den kommenden Monaten gegen diverse Herausforderer verteidigt und dann im letzten Moment doch wieder an Rhodes verliert – mutmaßlich mit dem unfairen Gürtelhieb, vor dem er bei WrestleMania zurückgeschreckt ist.

Es wäre eine logische dramaturgische Wendung. Doch inzwischen wächst die Skepsis, ob sie so noch funktionieren wird – oder WWE nicht zum Umplanen gezwungen ist.

{ "placeholderType": "MREC" }

Buhrufe gegen Rhodes - wird ein Trend draus?

Schon bei WrestleMania bekam Rhodes, nach seiner Rückkehr von Konkurrent AEW 2022 von einer Welle der Begeisterung zum Championtitel getragen, gegen Cena viele Buhrufe zu hören – die Lust auf Veränderung nach einem Jahr Regentschaft war an diesem Abend größer als die klassischen Gut-Böse-Schemata.

Branchenguru Meltzer gab in seinen jüngsten Radioshows zu bedenken, dass das Publikum bei WrestleMania speziell und besonders „hardcore“ ist. Bei Rhodes‘ nächstem Auftritt könnte stimmungstechnisch wieder alles beim Alten sein, einerseits.

Andererseits, warnte der erfahrene Branchenkenner, könnte auch ein Trend werden aus der Lust, Rhodes auszubuhen – und WWE am Ende womöglich gezwungen sein, den Plan mit Rhodes umzuwerfen, weil er so als Gegenspieler für den bösen Cena nicht mehr ins Bild passt.

{ "placeholderType": "MREC" }

Rhodes kennt das Problem aus seiner AEW-Zeit

Wer die Fanbase von WWE und im Wrestling allgemein kennt, speziell ihren harten Kern, weiß, dass man bei ihr schnell als „uncool“ dastehen kann: John Cena weiß es – die ewig polarisierte Stimmung gegen ihn ist ein tragendes Element seiner jetzigen Story. Roman Reigns weiß es. Cody Rhodes weiß es aus seiner Zeit bei AEW.

Wer die Geschichte nicht kennt: Rhodes funktionierte dort wegen anhaltender Negativreaktionen nach einer Weile nicht mehr in der Rolle, auf die er sich selbst festgelegt hatte: als Babyface, also als der Gute. Es manövrierte ihn in eine kreative Sackgasse, was einen gewissen Teil zu seiner Entscheidung beitrug zurück zu WWE zu gehen – was sich als lukrativer Glücksfall für beide Seiten entpuppte.

Nun könnte Rhodes bei WWE allerdings in eine ähnliche Falle geraten wie bei AEW. Eine Rolle spielt dabei auch das einmal mehr unrunde Zusammenspiel mit Megastar Dwayne Johnson.

Dwayne „The Rock“ Johnson sorgt für Verstrickungen

Johnson hatte Rhodes schon im vergangenen Jahr in eine Bredouille gebracht, als er beinahe die lang vorbereitete Krönungsmesse von Rhodes zum WWE-Champion bei WrestleMania 40 gesprengt hätte.

Der seit Anfang 2024 auch im Vorstand der WWE-Mutterfirma TKO sitzende Johnson veranlasste damals die Verschiebung von Rhodes‘ Titelkampf gegen Roman Reigns, weil er selbst sein lang angedachtes „Dream Match“ gegen Reigns bestreiten wollte.

Als die WWE-Fans rebellierten und deutlich hörbar machten, dass Rhodes vs. Reigns das Match ihrer Wahl war, schwenkte Johnson um und positionierte sich stattdessen als Verbündeter Reigns‘, der Rhodes Titelgewinn verhindert wollte.

In diesem Jahr gab es neue Verstrickungen wegen The Rock, als dieser auf Wunsch von TKO-Boss Ari Emmanuel in die Story mit Rhodes und Cena hineingeschrieben wurde – sich dann aber wieder aus ihr zurückzog, zur Irritation vieler, die erwartet hatten, dass Rock länger involviert bleiben würde. Zu prominent wurde er dargestellt in der Story um seinen Wunsch, Cody möge ihm „seine Seele verkaufen“. The Rock wurde letztlich als derjenige dargestellt, der die Feindschaft zwischen Cody und Cena anstiftete.

The Rock schürt die Diskussion um Rhodes‘ Rolle

Der legendäre Hollywood-Agent Emmanuel hat mit seinem Anruf bei The Rock in der komplexen Eigendynamik von WWE womöglich eher Schaden angerichtet, im Moment wirkt er wie ein Katalysator für Irrungen und Wirrungen.

Für Gesprächsstoff sorgte vor WrestleMania auch die Enthüllung, dass Johnson WWE hinter den Kulissen dazu bringen wollte, Cody statt Cena die Rolle als böser „Heel“ in der Fehde zu geben – was Johnson in der Pat McAfee Show bestätigte.

Weil Cody das ablehnte, entschloss sich Cena stattdessen die Rolle erstmals seit 22 Jahren zu übernehmen. Trotzdem hat Johnson bei McAfee nun auch öffentlich die Diskussion geschürt, ob Cody als Heel nicht besser aufgehoben wäre. Johnson erklärte, dass Cody als Publikumsliebling zwar toll sei, aber als Bösewicht „beispiellos“ gut sein könnte.

Gut möglich, dass Johnson damit Recht hat, allerdings: Wie Insider Meltzer berichtet, hat Johnson damit wohl wieder eine falsche Erwartung geweckt, aktuell sei Cody von den WWE-Entscheidern weiter fest als Top-Babyface der Liga eingeplant.

Cody Rhodes in seiner Rolle derzeit kaum ersetzbar

Überraschend ist das bei näherer Betrachtung nicht, denn obwohl Rhodes gewiss auch die gegenteilige Rolle ausfüllen könnte: In seiner aktuellen ist er derzeit nicht 1:1 ersetzbar.

WWE hätte zwar noch Reigns und CM Punk in der Hinterhand, aber Reigns steht wegen seines stark reduzierten Tourplans für deutlich weniger Shows als Rhodes zur Verfügung – was sich als Babyface weniger gut kaschieren lässt als während seiner Langzeit-Regentschaft als böser „Tribal Chief“. Punk ist 46 und war in den vergangenen Jahren wiederholt anfällig für teils schwere Verletzungen, ihm den Top Spot zu geben, ist mit Risiken verbunden.

Vor diesem Hintergrund ist der sieben Jahre jüngere Cody Rhodes, der diese Fußnoten nicht hat, die logische Wahl für die zentrale Rolle als oberster Liebling der Liga. Fällt er aus dieser Rolle, gerät bei WWE viel aus dem Gleichgewicht.

Genau diese Entwicklung könnte WWE durch die verunglückte Inszenierung von Rhodes bei WrestleMania allerdings ungewollt forciert haben.