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"Schickt Gebete und Kraft": Große Sorge um einen Wrestling-Mythos

Große Sorge um Wrestling-Mythos

Er ist eine der letzten Legenden einer versunkenen Ära: Der für seine brutalen Ringschlachten gegen zahllose Stars vergangener Zeiten bekannte Abdullah the Butcher liegt mit „ernsten“ Problemen im Krankenhaus.
Abdullah the Butcher bei einer Legenden-Gala in Texas 2019
Abdullah the Butcher bei einer Legenden-Gala in Texas 2019
© IMAGO / MediaPunch
Er ist eine der letzten Legenden einer versunkenen Ära: Der für seine brutalen Ringschlachten gegen zahllose Stars vergangener Zeiten bekannte Abdullah the Butcher liegt mit „ernsten“ Problemen im Krankenhaus.

Große Sorge um eine der letzten mythischen Figuren einer vergangenen Wrestling-Ära: WWE Hall of Famer Abdullah the Butcher liegt laut Schilderungen aus seinem Umfeld im Krankenhaus. Die Situation des 84-Jährigen soll bedrohlich sein.

Der „Wild Man from the Sudan“ kämpfte mit „ernsten gesundheitlichen Problemen“, teilte der Booking-Agent Steve Stasiak via Social Media mit, ohne nähere Details zu nennen: „Schickt heute Nacht Gebete, Liebe und Kraft in seine Richtung.“

Abdullah the Butcher: Legende einer versunkenen Ära

Lawrence Shreve, wie Abdullah eigentlich heißt, ist eine der berühmtesten Ikonen des „Hardcore Wrestling“, berühmt für seine vielen brutalen und blutigen Schlachten, die er im Lauf von über 50 Karriere-Jahren mit Legenden aus zahlreichen Generationen geschlagen hat.

Shreve stammt eigentlich aus Kanada und wuchs in bitterarmen Verhältnissen auf, ehe er im Jahr 1958 sein Ringdebüt feierte und ein Showkampf-Star wurde. Shreve entwickelte in seiner Heimat die Rolle eines unberechenbaren arabischen Bösewichts, der vorgeblich kein Englisch spricht und sich nur durch rohe Gewalt auszudrücken wusste.

In der Zeit vor dem Aufstieg von WWE zum nationalen und globalen Marktführer in den Achtzigern war Abdullah eine Attraktion in dem damals üblichen Territorialsystem: Er zog in Nordamerika von Region zu Region und wurde überall als monströse Bedrohung der lokalen Stars inszeniert, begleitet von wechselnden Managern, die für ihn das Reden übernahmen - unter ihnen Legenden wie der „Grand Wizard“ Ernie Roth, Paul Jones, Gary Hart und J.J. Dillon.

Auch in anderen Wrestling-Hochburgen wie Puerto Rico und Japan ist Abdullah ein populäres Phänomen, das zum Teil kulturelle Grenzen sprengt. In Nippon gibt es sogar mehrere Manga- und Anime-Charaktere, die ihm nachempfunden sind.

Rivalitäten mit zahlreichen Ikonen

Zu Abdullahs berühmtesten Rivalitäten zählten seine Fehden gegen andere berühmte, inzwischen verstorbene Hardcore-Legenden wie den Original Sheik (Edward Farhat, Onkel und Vorbild des in diesem Jahr verstorbenen Sabu), Bruiser Brody und Terry Funk. Auch mit unzähligen anderen Legenden verschiedener Zeitabschnitte und Länder stand Abdullah in großen Matches im Ring: Harley Race, Jack Brisco, Giant Baba, Jumbo Tsuruta, Antonio Inoki, Carlos Colon, Dusty Rhodes, Stan Hansen, Andre the Giant, Hulk Hogan (in Japan), Kenta Kobashi - es ist ein Who is Who der Branche.

Abdullah setzte gern eine Gabel als Spezialwaffe einsetzte und war berühmt für seine Vorliebe für Blutschlachten. Nach Angaben des Hall-of-Fame-Kollegen und Weggefährten Mick Foley (Mankind, Cactus Jack) konnte Abdullah große Münzen in die charakteristischen Stirnnarben stecken, die er sich durch „Blading“ - absichtliche Selbstverletzung mit Rasierklingen für den Blut-Effekt im Ring - selbst zugefügt hatte.

Abdullah wurde in der Szene weltberühmt, obwohl er kaum je in einer überregionalen Top-Liga aktiv war. Einzige Ausnahme war ein eher missglücktes Intermezzo des Schwergewichts beim früheren WWE-Konkurrenten WCW Anfang der Neunziger, wo er Matches gegen Sting und Foley bestritt. Danach folgten noch vereinzelte Gastauftritte bei Paul Heymans Kultliga ECW und auch noch mit über 60 bei Ring of Honor, der stilbildenden Independent-Promotion der Nullerjahre.

Seine aktive Karriere beendete Abdullah erst 2010, mit fast 70 Jahren.

WWE ehrte das Vermächtnis 2011

Die Legende Abdullahs ist nicht ohne Makel: Im Jahr 2014 wurde er in Kanada wegen fahrlässiger Körperverletzung verurteilt, weil er einen Wrestler-Kollegen bei einem seiner typischen Blutmatches mit Hepatitis C angesteckt hatte. „Hannibal“ Devon Nicholson wurde eine Millionensumme an Schadenersatz zugesprochen, weil durch die Krankheit ein konkret angebahntes Engagement bei WWE geplatzt war.

Abdullahs Vermächtnis ist auch innerhalb der Szene nicht unumstritten: Als er 2011 in die WWE Hall of Fame aufgenommen wurde, drohte der frühere Champion „Superstar“ Billy Graham mit einem Rückzug aus der Ruhmeshalle: Er wolle nicht in einer Reihe mit einem „blutdurstigen Tier“ stehen.

Ebendas, was manche an ihm verachten, war nur eben genau das, was Abdullah in der Szene Ikonenstatus verlieh. WWE bringt den besonderen Rang der Legende in ihrer Hall-of-Fame-Biografie auf den Punkt: „Ein Champion war kein Champion, so lange er nicht mit Abdullah the Butcher im Ring stand.“