Nach 25 Jahren ist die Mega-Karriere von WWE-Rekordchampion John Cena offiziell vorbei - nicht so, wie viele Fans es sich gewünscht hätten.
Unwürdiges Ende einer WWE-Ikone? Großer Fan-Aufruhr nach John Cenas letztem Match
Fan-Aufruhr nach Cenas WWE-Abschied
Beim TV-Special Saturday Night‘s Main Event in Washington verlor Cena in der Nacht zum Sonntag sein letztes Match gegen Österreich-Phänomen Gunther. Was an sich zu erwarten war, ließ die Emotionen der Zuschauer in der Halle und den sozialen Medien dennoch hochkochen - vor allem durch die Art und Weise: Der inzwischen auch als Hollywood-Schauspieler bekannte Cena verlor durch Aufgabe in Gunthers berüchtigtem Sleeperhold-Würgegriff. Er klopfte nach langem Kampf von sich aus ab.
Zahlreiche Fans waren nicht einverstanden damit, es entluden sich Buhrufe und Schmähungen gegen den für die WWE-Kreativentscheidungen verantwortlichen „Triple H“ Paul Levesque. Erinnerungen an den Fanaufstand gegen das bis heute umstrittene Ende der WrestleMania-Siegesserie des Undertaker gegen Brock Lesnar wurden wach.
WWE: John Cena gibt gegen Gunther auf
Das Match zwischen Cena und Gunther dauerte rund 25 Minuten und erinnerte in vielerlei Hinsicht an die großen „Big Matches“ des mittlerweile 48-jährigen Cena in den 2000er und 2010er Jahren - gegen die es seinerzeit ironischerweise oft laute Fan-Kritik gab, weil „Super-Cena“ aus Sicht der Kritiker zu viele davon am Ende zu klar gewann.
Nun verkehrten sich die Vorzeichen: Während „Super-Cena“ zu früheren Zeiten fast immer eine Antwort auf alle „Big Moves“ seiner Gegner fand, hatte Gunther diesmal das Kryptonit, gegen das Cena machtlos blieb. In einer packenden Schlussphase setzte Gunther seinen Sleeper immer wieder an - und jedes Mal, wenn Cena sich scheinbar daraus befreit hatte, setzte der „Ringgeneral“ stattdessen erfolgreich nach.
Letztlich sah Cena keine Wahl mehr und vollführte den „Tap Out“. Es war der ultimative Sieg für Gunther und die ultimative Niederlage für Cena - wie zuvor von Gunther beim Aufbau des Matches angedroht.
Buhrufe gegen Triple H: „Du hast es versaut“
Auf den Abschluss des Matches folgte eine emotionale Abschiedzeremonie. Zu Cena gesellten sich diverse Stars und Rivalen der Vergangenheit und Gegenwart - CM Punk, Cody Rhodes, Shawn Michaels, der Undertaker - sowie auch Levesque und Ehefrau Stephanie McMahon.
Es gab Umarmungen, symbolische Gesten - Punk und Rhodes überreichten Cena zwischenzeitlich ihre jeweiligen Titelgürtel - und schließlich den großen Auszug Cenas unter dem Ruf „Thank you, Cena“.
Ein Stück weit überschattet wurde der Tribut aber von lauten Buhrufen und dem Sprechchor „You f**ked up“ („Du hast es versaut“), wenn Levesque in den Mittelpunkt rückte.
Im Netz kochte die Stimmung noch mehr über: Es kam über Nacht zu harten, teils bösartigen Angriffen gegen Levesque. Unter anderem ging ein Bild viral, das ihn als Terrorfürst Osama bin Laden porträtiert. Zu lesen sind auch Unterstellungen, dass Levesque sich spät dafür gerächt hätte, dass Cena zu Levesques eigenen aktiven Zeiten ein größerer Star geworden sei als er - und er für ihn auch auf großer Bühne (bei WrestleMania 2006) abklopfen musste, als noch Ex-Boss Vince McMahon am Ruder war.
WWE-Macher verteidigt seine Entscheidung
Levesque reagierte mit demonstrativer Gelassenheit auf den geballten Unmut: „Ich bin ehrlich gesagt enttäuscht, ich hätte es noch viel lauter erwartet“, sagte er noch vor Ort in einem Interview in der Post-Show.
Unter weiteren Negativreaktionen - darunter auch hämische Sprechchöre für WWE-Konkurrent AEW - führte Levesque seinen Standpunkt danach aus.
„John selbst hat immer wieder gesagt, worum es geht: diesen Ort besser zu hinterlassen als man ihn vorgefunden hat“, sagte Levesque: „Die Leute können das jetzt in diesem Moment noch nicht verstehen. Aber man tut, was das das Richtige fürs Geschäft ist, für dieses Gewerbe ist. John hat das seine ganze Karriere über getan, ich habe das meine ganze Karriere über getan. Ich habe getan, was das Beste fürs Geschäft ist - aber ich verstehe, dass das für die Leute schwer zu verstehen ist.“
Es sei das übliche Muster und auch der eigene Wunsch der meisten Aktiven, ihre Karriere mit einer Niederlage zu beenden, die einem anderen, noch aktiven Wrestler diene. Wenn die Fans ihren akuten Ärger darüber an ihm auslassen wollten, sei das für ihn „in Ordnung, ich habe breite Schultern“.
Ist Brock Lesnar der Nächste?
Tatsächlich hat Cena in seiner Karriere - speziell nach seinem Zenit als Topstar - immer wieder Niederlagen gegen aufstrebende Stars kassiert und schien dies stets als teamdienliche Pflicht und nie als Angriff auf seinen eigenen Nimbus zu verstehen.
Die große, klare Niederlage zum Abschied weckt nun dennoch noch einmal andere Emotionen bei den Fans. Für den 38 Jahre alten Gunther - der in diesem Jahr bereits Bill Goldberg in Rente geschickt hat - bedeutet der Sieg derweil einen großen Prestigegewinn und Schub für die weitere Karriere.
Es ist mehr denn je damit zu rechnen, dass WWE noch große Pläne mit dem Wiener hat - und womöglich gehört dazu ein weiteres großes Match gegen einen scheidenden Star: Kurz vor dem Cena-Abschied sind Gerüchte durchgesickert, dass auch Brock Lesnar im kommenden Jahr seine Karriere beenden wolle. Gunther wäre auch für ihn ein naheliegender Abschiedsgegner.