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Wie Díaz das taktische Gefüge des FC Bayern neu ordnet

Wie Díaz Bayerns Gefüge neu ordnet

Nach langer Suche landet Bayern München einen Kracher auf dem Transfermarkt. Der Rekordmeister verspricht sich von Luis Díaz eine Verstärkung für die linke Seite - aber sein spielerisches Profil ist vielfältiger.
SPORT1-Chefreporter Stefan Kumberger schätzt die Lage an der Säbener Straße ein, nachdem Luis Díaz offiziell vorgestellt wurde.
Nach langer Suche landet Bayern München einen Kracher auf dem Transfermarkt. Der Rekordmeister verspricht sich von Luis Díaz eine Verstärkung für die linke Seite - aber sein spielerisches Profil ist vielfältiger.

Mit einem Lächeln nahm Luis Díaz seine Arbeit beim FC Bayern am Donnerstag offiziell auf. Nach den Abgängen von Leroy Sané und Thomas Müller sowie der Verletzung von Jamal Musiala musste der deutsche Meister aktiv werden.

„Es war klar, dass wir etwas in der Offensive machen wollen“, betonte Sportvorstand Max Eberl bei Díaz Vorstellung. „Wir wollten Tempo, Eins-gegen-Eins, Tore, Assists und Verlässlichkeit, viele Einsatzminuten. Wir sind dann relativ schnell auf Luis gekommen. Luis bringt all das mit, was wir brauchen.“

Díaz war beim FC Liverpool aufgrund seiner kämpferischen Spielweise ein Publikumsliebling. Das eine oder andere Tor konnte er auch beisteuern. 41 Treffer und 23 Vorlagen waren es in 148 Spielen.

Aber die alles entscheidende Frage ist: Ist er wirklich die notwendige Extraklasse-Verstärkung für die linke Seite?

Díaz-Rolle? „Geplant ist er vor allem für den Flügel“

Auf genau der Position sehen ihn die Bayern, wenngleich der Neuzugang auch den verletzten Musiala im Zentrum ersetzen könnte, wie Eberl ausführte: „Geplant ist er aber vor allem für den Flügel.“

Michael Olise wird auf rechts seine Kreise ziehen. Sein französischer Landsmann Kingsley Coman wird wie gehabt seine Minuten erhalten und vor allem über links den Weg zur Grundlinie suchen. Allerdings weiß man um die Verletzungsanfälligkeit Comans. Insofern ist eine Verstärkung für links notwendig.

Auf eben jener Seite begann Díaz auch seine Zeit bei Liverpool nach dem Wechsel vom FC Porto im Januar 2022.

Das erste halbe Jahr an der Anfield Road war vielversprechend, dann setzte ihn eine Knieverletzung längere Zeit außer Gefecht. Daraufhin pendelte der Kolumbianer oft zwischen Startelf und Jokerrolle. Mit Cody Gakpo holte Liverpool Anfang 2023 enorm starke Konkurrenz für den linken Flügel.

Veränderter Spielstil nach Verletzung

Ein anderer Transfer unter Federführung von Jürgen Klopp schlug jedoch nicht ein: nämlich Darwin Núñez. Und angesichts der Formschwäche des Uruguayers wurde Díaz immer häufiger als Neuner eingesetzt. In der vergangenen Saison waren es allein 15 Startelfeinsätze als Mittelstürmer im System von Klopp-Nachfolger Arne Slot.

Ein Stück weit musste Díaz infolge der Knieverletzung vor fast drei Jahren seinen Spielstil verändern.

Er verliert graduell etwas an Explosivität, aber ist immer noch ballgewandt und vor allem intelligent im Positionsspiel. Deshalb kann er sich auch gut im Sturmzentrum bewegen und als Pressingspieler fungieren. Zudem obliegt seinem Spiel eine grundlegende Intensität.

Gewiss werden die Bayern ihn zunächst auf der linken Seite einsetzen und hoffen, dass er ähnlich wie Olise rechts immer wieder Wege in die Mitte findet.

Ohne Jamal Musiala, der in der Hinrunde ausfällt, fehlt sicherlich ein Passgeber in engen Zonen gegen dichte Verteidigungsnetze, aber grundsätzlich hat Díaz die Qualität, um sich im Eins-gegen-Eins durchzusetzen oder den intelligenten Weg in eine freie Zone zu finden.

„Ich kann im Sturm oder als Außenstürmer spielen“, betonte Díaz selbst seine Flexibilität. „Der Trainer hat gesagt, dass er mich bevorzugt auf der linken Seite sieht, aber ich spiele da, wo ich gebraucht werde. Ich möchte dem Team helfen, das hat Priorität.“

Auch als zweite Spitze neben Kane denkbar

Ein Einsatz im Zentrum wäre durchaus eine Alternative. Während der Klub-WM experimentierte Cheftrainer Vincent Kompany mit einem 4-4-2, in welchem Serge Gnabry und Harry Kane in der vordersten Linie aufgestellt wurden.

Interessanterweise ging Gnabry häufiger nach vorn und Kane ließ sich etwas ins Mittelfeld fallen. Das könnte es angesichts von Musialas Verletzung auch in den kommenden Monaten des Öfteren zu sehen geben.

Dann würde sich Díaz wiederum als Option für den Zweiersturm anbieten, wo er sich im Rücken von Kane in Abschlussposition bringen sollte.

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Díaz bringt kein komplett klares Profil mit

70 Millionen Euro plus fünf Millionen in Form möglicher Bonuszahlungen legten die Bayern nach SPORT1-Informationen als Ablöse für Díaz auf den Tisch. Angesichts des Preisschilds gehen die Münchner ein Risiko ein, auch weil Díaz kein komplett klares Profil mitbringt.

Seine Pass- und Dribbelstatistiken aus der vergangenen Saison sind etwas zu niedrig für einen Außenstürmer, aber sehr stark für einen Mittelstürmer. Ein Linksaußen aus dem Handbuch für Angreifer ist er jedenfalls nicht mehr.

Was jedoch etwaige Vergleiche zum gefloppten Sadio Mané relativierend sollte, ist der Umstand, dass Díaz in den vergangenen zwei Spielzeiten nie verletzungsbedingt gefehlt hat, taktisch anpassungsfähig scheint und eine grundlegende Qualität im Pressing vorweist.