Sollte der frisch gebackene englische Meister FC Liverpool in der Tat das Wettrennen um Wirtz gewinnen, so müsste Reds-Trainer Arne Slot ein wenig an seinem taktischen Gebilde schrauben. Sein Plan war entscheidend für die Wende beim Leverkusen-Star.
Wirtz: Nächste Stufe der Evolution
Doch wie könnte dieser Plan aussehen? Angesichts eines Transfers im dreistelligen Millionenbereich wäre es sicherlich frevelhaft vom niederländischen Coach, stur an der in dieser Saison verwendeten Grundformation festzuhalten.
In 37 von 38 Premier-League-Partien spielte Liverpool in einem 4-3-3 oder 4-2-3-1. Dabei besetzte Dominik Szoboszlai in aller Regel die Zehnerposition oder hohe Acht, während Diogo Jota oder Luis Díaz in der Spitze agierten. Weit vorne könnte sich nun auch Wirtz einreihen.
Wirtz würde Szoboszlai nicht aus Team verdrängen
Ein wichtiges Detail: Das Projekt Darwin Núnez ist an der Anfield Road gescheitert, weshalb der Uruguayer verkauft werden soll. In jedem Fall hat Slot auch schon in dieser erfolgreichen Spielzeit häufig ohne echten Neuner gespielt. Sowohl Jota als auch Díaz sind keine klassischen Stürmer wie Núnez.
Mit einer möglichen Verpflichtung von Wirtz könnte die Besetzung des Sturms in die nächste Evolutionsstufe gehen. Denn es ist unwahrscheinlich, dass Wirtz einfach Szoboszlai auf der Zehn ersetzen würde.
Dafür ist der Ungar, der bei seinem Wechsel von Leipzig an die Anfield Road im Sommer 2023 immerhin auch 70 Millionen Euro gekostet hatte, viel zu wichtig im Mittelfeldgefüge und vor allem als Pressing-Maschine.
Gerade im Anlaufen und Stören des gegnerischen Spielaufbaus gehört Szoboszlai zu den Besten in der Premier League.
Wirtz als Spitze einer Raute
Mit Wirtz in der Startformation könnte Slot demnach auf ein 4-3-1-2, sprich eine Formation mit Mittelfeldraute, umstellen. In dieser Grundordnung würde Wirtz die Spitze der Raute bilden und mehr oder weniger zwischen zwei breit aufgestellten Stürmern agieren.
Da ohnehin die Torerzielung bei den Reds auf den Schultern von natürlichen Halb- und Flügelstürmern wie Mohamed Salah, Cody Gakpo sowie Jota und Díaz ruht, sollte man diese auch weiterhin in Abschlusspositionen bringen.
Mit Wirtz in einer Hybridrolle zwischen Neuner und Zehner könnte dies genauso oder vielleicht sogar noch besser funktionieren als mit Jota oder Díaz auf der Neun. Zumal Ersterer recht verletzungsanfällig ist – er verpasste seit Saisonbeginn 2023/24 rund 40 Spiele aufgrund diverser Probleme.
Wirtz‘ große Stärke sind seine Entscheidungsfindung in engen Räumen und seine Fähigkeit, in die Zonen vor die gegnerische Abwehrlinie zu stoßen und damit das Defensivgefüge des anderen Teams zu stören. Er ist keine absolute Tormaschine, aber jemand, der an der großen Mehrheit der Schüsse seines Teams beteiligt ist.
Die Top-Achter hinter Wirtz
Zudem könnte Slot mit einer Mittelfeldreihe weiterhin Szoboszlai sowie Alexis Mac Allister, den zweiten Top-Achter im Team, auf dem Rasen belassen. Szoboszlai würde in diesem Szenario etwas höher spielen und gerade in Pressing- bzw. Gegenpressing-Momenten an der Seite von Wirtz stehen.
Einmal in dieser Saison probierte Slot bereits eine Formation ohne Mittelstürmer und dafür mit Szoboszlai und Curtis Jones ein offensives Duo zwischen Salah und Díaz aus. Das war beim 2:0-Sieg gegen Manchester City auswärts im Etihad Stadium.
Daran könnte Slot im Zuge des angedachten Königstransfers anknüpfen. Wirtz durfte sich bereits bei Bayer Leverkusen hier und da als Neuner-Zehner-Hybrid ausprobieren und sollte sich auch an der Anfield Road in dieser Rolle wohlfühlen.