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Die Tragödie eines besonderen deutschen Sporthelden

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Die Tragödie eines besonderen Helden

Hammerwurf-Hüne Uwe Beyer wurde 1964 mit einem sensationellen Olympia-Coup zum Star - und bekam sogar eine große Filmrolle. Beyer, der heute 80 geworden wäre, starb einen Tag nach seinem 48. Geburtstag tragisch.
Uwe Beyer in der Rolle als Siegfried
Uwe Beyer in der Rolle als Siegfried
© IMAGO / United Archives
Franziska Wendler
Hammerwurf-Hüne Uwe Beyer wurde 1964 mit einem sensationellen Olympia-Coup zum Star - und bekam sogar eine große Filmrolle. Beyer, der heute 80 geworden wäre, starb einen Tag nach seinem 48. Geburtstag tragisch.

Er war ein deutscher Leichtathletik-Held, der als Typ faszinierte - nicht nur die Sportnation.

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Mit 19 Jahren beförderte Uwe Beyer einst sich und seine Sportart bei Olympia sensationell ins Rampenlicht. Der 1,91 Meter und 110 Kilo schwere Modellathlet vom Timmendorfer Strand machte danach nicht nur im Sport Karriere, für ihn öffnete sich auch eine ungeahnte Tür ins Showgeschäft.

Beyer wäre heute 80 Jahre alt geworden - sein Leben endete jedoch tragisch früh.

Eine besondere Familiengeschichte

Am 14. April 1945 erblickte Uwe Beyer das Licht der Welt - und schon seine Familiengeschichte war eine besondere.

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Vater Erich Beyer arbeitete als Technischer Zeichner und hatte als Kugelstoßer an der Qualifikation für die 1940 ursprünglich in Tokio geplanten Olympischen Spiele teilgenommen, die aufgrund des Zweiten Weltkriegs nicht stattfand.

Sein Sohn schlug in der Folge ebenfalls eine sportliche Laufbahn ein, trainiert von seinem Vater. Und Beyer stellte sich dabei außerordentlich gut an. Innerhalb nur eines Jahres gelang dem Hammerwerfer der Sprung in die absolute Weltspitze.

Uwe Beyer war viele Jahre lang Deutschlands bester Hammerwerfer
Uwe Beyer war viele Jahre lang Deutschlands bester Hammerwerfer

Sensations-Coup bei Olympia 1964

Bei Olympia 1964 - genau den Spielen, die dann tatsächlich in Tokio stattfanden - entfachte der damals 19-jährige Hüne bei den Deutschen eine durchaus unerwartete Begeisterung für seine Sportart.

Als jüngster Teilnehmer hatte sich Beyer für die gesamtdeutsche Auswahl qualifiziert. Bei den Spielen schleuderte er sein Sportgerät schließlich 68,09 Meter weit und staubte völlig unerwartet die Bronzemedaille hinter Romuald Klim aus der Sowjetunion und dem Ungarn Gyula Zsivotzky ab - vor dem damaligen Weltrekordler Harold Connolly aus den USA.

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Beyers Coup verschaffte nicht nur dem Hammerwurf in Deutschland einen Beliebtheitsschub, sie machte auch die Unterhaltungsindustrie auf Beyer aufmerksam.

Kurze Karriere als Schauspieler

Regisseur Harald Reinl und der legendäre Filmproduzent Artur Brauner engagierten Beyer trotz fehlender Schauspielerfahrung, um einen deutschen Helden-Mythos zu verkörpern: Er bekam in der Kinoproduktion „Die Nibelungen“ die Hauptrolle des am Ende vom tragischen Schicksal heimgesuchten Drachentöters Siegfried.

Optisch und was die Ausstrahlung anging, passte Beyer perfekt ins Profil. Zum Schauspieler war er aber doch nicht geboren: Die Rolle als Siegfried - für die er einen Synchronsprecher bekam (Thomas Danneberg, die Stimme von Arnold Schwarzenegger, Terence Hill und vielen anderen) - blieb sein einziges großes Kino-Engagement.

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Obwohl die Kritiken durchwachsen waren, bekam Beyer nach Veröffentlichung des Films laut damaligen Medienberichten zeitweise 200 Liebesbriefe pro Tag.

Uwe Beyer während seiner Zeit als Schauspieler
Uwe Beyer während seiner Zeit als Schauspieler

Beyer versuchte sich dann auch noch - wie manche andere Sportstars seiner Zeit - als Schlagersänger („Ich nagle meine Schuhe an unterm Bett bei mir, sonst wandern sie um Mitternacht von ganz allein zu dir“). Auch dies blieb ein kurzer Ausflug.

National lange das Maß der Dinge

In seiner Kernkompetenz Hammerwerfen feierte Beyer weiter Erfolge und blieb national lange das Maß der Dinge. Nach seiner Olympia-Medaille wurde er achtmal in Folge Deutscher Meister.

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International dagegen performte er wechselhaft. Bei Olympia 1968 in Mexiko scheiterte er überraschend schon in der Qualifikation, 1971 gewann er aber Gold bei der Europameisterschaft - mit Hilfe der damals innovativen Idee, beim Abwurf eine vierte Umdrehung einzulegen.

Nach dem Ende seiner professionellen Sportlerlaufbahn orientierte er sich beruflich mit Erfolg um. So leitete er unter anderem die Therapie-Abteilung in einem Reha-Zentrum, betrieb mehrere Sportartikelgeschäfte und handelte mit historischen Häusern.

Ein tragisches Ende: Beyer starb wie sein Vater

Am 15. April 1993 schockierte die Nachricht von Beyers frühem Tod die Leichtathletik-Gemeinde: Beyer hatte sich am Tag nach seinem 48. Geburtstag in einem Türkei-Urlaub nahe Antalya zum Tennisspielen verabredet. Während des Matches brach Beyer zusammen und starb noch auf dem Platz an den Folgen eines Herzinfarkts.

Beyers Tod warf die Frage auf, ob Dopingmissbrauch eine Rolle gespielt hatte: Beyer hatte 1977 bei einem Auftritt im ZDF-Sportstudio zugegeben, im Vorfeld der Olympischen Spiele 1976 in Montréal Anabolika eingenommen zu haben, um seine Qualifikations-Chancen zu verbessern. Er berichtete auch von körperlichen Beschwerden und Depressionen, nachdem er die Mittel abgesetzt hatte.

Ob und wie sehr das Doping ein Faktor bei Beyers frühem Tod war, ist nicht aufzuklären. Sicher scheint, dass er andere Risikofaktoren hatte: Fünf Jahre vor ihm starb auch Vater Erich an einem Herzinfarkt - ebenfalls bei einem Tennisspiel.