Da stand sie auf dem Rasen, schaute auf das Handy und tippte immer wieder darauf herum. Doch die Technik streikte und schließlich winkte Maria Sharapova ab. Im Moment ihres größten Triumphs wollte die Teenagerin unbedingt einen Anruf tätigen.
Ein Glücksfall für eine Sportart
„Ich habe versucht, meine Mutter zu erreichen, aber es schaltete sich immer wieder ab“, berichtete die Russin später. Kurz vor diesem Moment hatte Sharapova Serena Williams im Wimbledon-Finale am 3. Juli 2004 mit 6:1, 6:4 sensationell geschlagen. (Wimbledon 2025 täglich im LIVETICKER)
Mit 17 Jahren und 75 Tagen wurde sie vor 21 Jahren die drittjüngste Frauensiegerin bei dem legendären Tennisturnier.
Beginn einer neuen Tennis-Ära
Der Triumph sorgte für den Anbruch einer neuen Ära und war für das Damentennis ein wahrer Glückstag. „Sharapova ist eine russische Sensation“, meinte der Guardian. Die Zeitung schrieb damals auch von einer „Offenbarung“ und einer „Vernichtung“ für Williams. Die US-Amerikanerin hatte damals bereits sechs Grand Slams gewonnen und war die Nummer eins der Welt. Nun trat Sharapova ins große Rampenlicht und es entwickelte sich in den folgenden Jahren eine spektakuläre Rivalität, die die Fans fesselte.
Vor allem Sharapova flogen die Herzen der Fans zu. Das wurde auch in Wimbledon deutlich, als die 17-Jährige nach dem Match durch die Ränge zu ihrem Vater Juri ging und die Leute ihr zujubelten. Die blonde Russin wurde für viele Mädchen auf der ganzen Welt zu einem riesigen Idol und wurde auch aufgrund ihres Aussehens zum Teil vergöttert.
Für all die folgenden Schlachten war dieses 6:1, 6:4 an jenem heißen Samstagnachmittag in London der Ausgangspunkt, für den Sharapova nur 73 Minuten benötigte.
Damit führte sie auch Russland in erfolgreiche Tennis-Zeiten. Das Land hatte 100 Jahre auf eine Grand-Slam-Siegerin gewartet. Wenige Wochen zuvor hatte Anastasia Myskina die French Open gewonnen und nun hatte Russland gleich den zweiten Titel eingefahren.
Sharapova zog mit sieben Jahren in die USA
Russland feierte sich, doch hatte kaum etwas mit der Karriere der Teenagerin zu tun. Sharapovas Eltern lebten einst in Weißrussland, flüchteten aber nach der Chernobyl-Katastrophe 1986 nach Sibirien. Mit nur sieben Jahren ging es für Sharapova mit Vater Juri in die USA nach Bradenton zum legendären Coach Nick Bollettieri in die Akademie. Mutter Jelena kam erst zwei Jahre später nach.
Bollettieri machte aus ihr ein riesiges Talent. Im Finale von Wimbledon hatte die Rechtshänderin eine große Unerschrockenheit gezeigt und ihre Gegnerin mit den vom Star-Trainer erlernten brachialen Grundschlägen übertrumpft. Dabei hatte Sharapova zuvor schon viel Selbstvertrauen getankt.
Vor Wimbledon hatte sie 2004 schon drei Titel gesammelt. Wenige Wochen vorher gewann sie das Vorbereitungsturnier in Birmingham. Sharapova war also mit 17 Jahren schon an Position 13 gesetzt in Wimbledon. Am Ende des Jahres gewann sie auch noch die WTA Tour Championships gegen Williams und beendet das Jahr als Nummer vier - immer noch nicht volljährig.
Insgesamt errang sie fünf Titel bei Grand Slams. In Wimbledon siegte sie nie wieder. Es hätten noch weit mehr Titel folgen können. Doch bei den Australian Open im Januar 2016 wurde die Russin positiv auf Meldonium getestet.
Die ehemalige Nummer eins der Welt wurde daraufhin für zwei Jahre gesperrt, nach einer Berufung wurde die Sperre schließlich auf 15 Monate reduziert. Mit dem Doping-Knall einher ging seinerzeit auch das Abspringen einiger Sponsoren. Viele wollten mit der einst so begehrten Russin mit den Modelmaßen – Sharapova ist 1,88 Meter groß – nichts mehr zu tun haben.
Im April 2017 endete die Sperre der Russin schließlich, an alte Erfolge konnte sie in den darauffolgenden Jahren aber nicht mehr anknüpfen.
Sharapova hat Millionen-Imperium
Schließlich trat die Ikone 2020 ab und hat riesige Fußspuren hinterlassen. Als eine von bis heute nur zehn Frauen gewann sie alle vier Grand-Slam-Titel und stand 21 Wochen lang an der Spitze der Weltrangliste. Bis heute erreichte keine Tennisspielerin ansatzweise diesen Glamourfaktor. Sharapova wurde zum Beispiel vier Jahre in Folge zur heißesten Sportlerin der Welt gewählt.
Auffällig schon zu ihrer aktiven Zeit: Sharapova verdiente weit mehr Geld außerhalb ihrer Tätigkeit als Tennisspielerin. Mittlerweile hat sie ein Millionen-Imperium mit ihrer Süßigkeitenmarke „Sugarpova” aufgebaut.
Doch nicht nur mit ihrer eigenen Firma läuft es ausgezeichnet. Kurz nach ihrem Karriereende gab Sharapova ihre Verlobung mit dem britischen Geschäftsmann Alexander Gilkes bekannt, im Juli 2022 erblickte dann Söhnchen Theodore das Licht der Welt.
Mittlerweile ist die Tennis-Sensation von damals 38 Jahre alt und auf den Courts dieser Welt kaum noch zu sehen.