Zwei Wimbledon-Sieger, die eine Dopingsperre hinter sich haben: Für Nick Kyrgios wirft dieser Umstand einen Schatten auf das Turnier und das Tennis an sich.
Kyrgios reagiert vielsagend auf Sinner
„Glaube ich, dass es ein gutes Bild für den Sport abgibt, dass Swiatek und Sinner nach Verbüßung einer Sperre im Finale von Wimbledon stehen?“, fragte sich der Australier in einem Interview mit dem britischen Medium I Paper schon vor den Endspielen - und beantwortete sich die Frage selbst: Ich denke nicht, dass das ein gutes Bild abgibt.“
Wimbledon-Sieger haben kurze Doping-Sperren hinter sich
Iga Swiatek gewann am Samstag das Damenfinale mit 6:0, 6:0 gegen Amanda Anisimova, Sinner setzte sich am Sonntag bei den Herren gegen Carlos Alcaraz durch – beide nach zuvor ausgesprochenen Dopingsperren, die jeweils auf unbeabsichtigte Verunreinigungen zurückgeführt worden waren.
Sinner war positiv auf Spuren des muskelaufbauenden Steroids Clostebol getestet worden. Die Internationale Tennis-Integritätsagentur (ITIA) akzeptierte seine Erklärung, wonach ein versehentlich aufgetragenes Wundheilspray seines Physiotherapeuten verantwortlich gewesen sei. Mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) einigte sich der Weltranglistenerste auf eine dreimonatige Sperre.
Swiatek wiederum wurde nach einem positiven Test auf das leistungssteigernde Medikament Trimetazidin für einen Monat gesperrt. Sie machte eine verunreinigte Melatonin-Dosis verantwortlich.
Kyrgios kritisierte Sinner schon vorher
Kyrgios, Wimbledon-Finalist im Jahr 2022, ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, schon nach Bekanntwerden der Affäre Sinner hatte er den Italiener scharf kritisiert („Du solltest für zwei Jahre gesperrt werden“).
Der Australier betont auch jetzt, dass er mit der Länge der Sperre für Sinner „nicht einverstanden“ ist, wobei er nicht unterschlägt: „Aber er kam zurück und hat hervorragendes Tennis gespielt. Am Ende des Tages ist die Entscheidung gefallen und liegt nun in der Vergangenheit.“
Nach Sinners Finalsieg bekräftigte Kyrgios dennoch ein weiteres Mal seine Ansicht: Er postete bei X kurz nach dem Finale ein Sternchen-Symbol - im Englischen drückt das Wort dafür („asterisk“) aus, dass etwas eine Fußnote, einen Makel hat.
Der 30 Jahre alte Kyrgios tritt inzwischen eher als Kommentator und Experte in Erscheinung. Im vergangenen Jahr war in Wimbledon Teil des TV-Teams der englischen BBC - in diesem Jahr allerdings nicht mehr.