Das in Wimbledon erstmals eingesetzte Electronic Line Calling System sorgt beim Tennis-Klassiker weiter für Diskussionen - diesmal mittendrin: ein deutscher Schiedsrichter.
Deutscher Schiri im Kreuzfeuer
Was war passiert?
Wimbledon-Zoff: „Du hast mir das Spiel gestohlen!“
In der Achtelfinalpartie zwischen der Britin Sonay Kartal und der Russin Anastassija Pawljutschenkowa wurde ein Ball, der klar im Aus gelandet war, vom Hawk-Eye nicht als Aus erkannt. Beim Stand von 4:4 und Vorteil Pawljutschenkowa hätte die Russin eigentlich das Spiel gewonnen. Der deutsche Schiedsrichter Nico Helwerth unterbrach nach langem Hin und Her und einem Telefonat mit der Turnierleitung die Partie - der Punkt musste wiederholt werden.
Wenig später kassierte Pawljutschenkowa das Break zum 4:5 - und war stinksauer. „Du hast mir das Spiel gestohlen“, sagte die Weltranglisten-50. in Richtung Helwerth.
Pawljutschenkowa siegte am Ende mit 7:6, 6:4 - so dass die Diskussion am Ende nicht entscheidend war. In der Pressekonferenz nach dem Spiel war die Siegerin folglich wieder lockerer drauf und beendete das Thema mit Ironie.
Auf die Frage, was sie gesagt hätte, wenn der Hawk-Eye-Fehler sie das Match gekostet hätte, antwortete sie: „Ich hätte gesagt, dass ich Wimbledon hasse und nie wieder komme.“
Die ausgeschiedene Kartal nahm Helwerth derweil in Schutz: „Das war einfach eine ungewöhnliche Situation, die so wahrscheinlich noch nie passiert ist. Was soll man machen? Der Schiedsrichter hat sein Bestes versucht und ich denke, er hat das gut gelöst.“
Auch Draper und Raducanu ärgerten sich über Hawk-Eye
Bereits zuvor hatten sich Profis über ein ungenaues Hawk-Eye beschwert, darunter die britischen Aushängeschilder Jack Draper und Emma Raducanu. „Es ist eine Schande“, hatte Draper nach seiner Zweitrundenniederlage gegen den Kroaten Marin Cilic gesagt: „Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es hundertprozentig genau ist.“ Raducanu habe in ihren Spielen einige Entscheidungen gehabt, „die sehr falsch waren“, sagte die 22-Jährige: „Hoffentlich können sie das irgendwie beheben.“
Beim traditionsreichen Turnier in Wimbledon kommen erstmals in der langen Geschichte keine Linienrichter zum Einsatz. Durch das Electronic Line Calling System sollen Diskussionen um Millimeter-Entscheidungen eigentlich vermieden werden.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)