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Ein deutscher Tennis-Urknall

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Ein deutscher Urknall

Heute vor 40 Jahren sorgte Boris Becker mit 17 Jahren in Wimbledon für einen deutschen Tennis-Urknall. Nie zuvor hatte ein Deutscher das berühmteste Tennisturnier der Welt gewonnen, nie zuvor war ein Sieger so jung.
Im Podcast "Becker Petkovic" mit der ehemaligen Tennis-Spielerin Andrea Petkovic verkündet Tennis-Legende Boris Becker eine frohe Botschaft aus seinem Privatleben.
Heute vor 40 Jahren sorgte Boris Becker mit 17 Jahren in Wimbledon für einen deutschen Tennis-Urknall. Nie zuvor hatte ein Deutscher das berühmteste Tennisturnier der Welt gewonnen, nie zuvor war ein Sieger so jung.

Es ist der 7. Juli 1985, 17.26 Uhr Ortszeit in London. Endspiel auf dem legendären Centre Court in Wimbledon. Drei Stunden und 17 Minuten sind gespielt, als der erst 17-jährige Boris Becker wieder die Chance zum Sieg hat. Zwei Matchbälle hat er zuvor schon gegen Kevin Curren aus Südafrika vergeben, nun folgt Nummer drei.

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Becker holt noch einmal tief Luft. Unter dem weißen T-Shirt und der weißen kurzen Hose scheint sein Körper angespannt. Dann hämmert Becker mit seinem letzten Aufschlag Curren ein Ass um die Ohren und schafft einen der denkwürdigsten Momente der deutschen Sportgeschichte, der weit über die Sportart Tennis hinausgeht. „Unerreichbar! Unerreichbar für Kevin Curren”, schreit TV-Kommentator Rainer Deike im ZDF.

Game, Set, Match Becker. 6:3, 6:7, 7:6, 6:4. Ein Rotschopf aus Leimen im Rhein-Neckar-Kreis ist der jüngste Sieger in der Geschichte von Wimbledon und der neue Held einer Nation. Boris Becker reißt die Arme hoch und dreht sich zur Loge, in der sein Vater Karl-Heinz den Auslöser seiner Pocket-Kamera drückt. „Es wird das Leben dieses 17-Jährigen mit Sicherheit ändern“, sagte Deike voraus - er sollte Recht behalten.

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„Das ganze Land hat mich umarmt“

Der Sieg prägte Beckers gesamtes weiteres Leben. Seit jenem 7. Juli 1985 ist bei ihm viel passiert: Fünf weitere Grand-Slam-Titel, der Olympiasieg mit Freundfeind Michael Stich, zwölf Wochen als Nummer eins der Weltrangliste, vier Auszeichnungen als Deutschlands Sportler des Jahres, eine zweite Tennis-Karriere als Trainer von Novak Djokovic und die Aufnahme in die Hall of Fame des deutschen Sports sind wenige Teile davon.

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Neben den positiven Auswirkungen gab es allerdings auch negative. Becker stand ständig unter Beobachtung. Auf und neben dem Platz. Privat wie als Sportler gehörten ihm die Schlagzeilen. „Das ganze Land hat mich umarmt. Das war sicherlich nett gemeint, aber man hat mich fast erdrückt und mir die Luft zum Atmen genommen“, sagte die Tennis-Ikone zuletzt in einem Interview mit dem Stern. „Ich war immer ein freiheitsliebender Mensch, und plötzlich war diese Freiheit weg.“

Jeder wollte wie Boris Becker sein. In Deutschland entstand ein regelrechter Tennis-Boom. Dem Ansturm auf die Tennisplätze folgte konsequent die Expansion der Vereine. In nahezu jedem kleinen Ort schossen neue Klubs aus dem Boden. Alles dank Becker, der quasi über Nacht zum absoluten Weltstar wurde – vom Nobody zum Wimbledon-Champion.

„Ich war vielleicht noch nicht reif genug“

„Ich wäre ein besserer Tennisspieler geworden, wenn ich Wimbledon später gewonnen hätte“, sagte Becker später immer wieder. Auch persönlich hatte seine „Mondlandung“, wie er selbst den historischen Erfolg nannte, eine Schattenseite: „Ich war damals vielleicht noch nicht reif genug, plötzlich so im Rampenlicht zu stehen. Ich hatte ja eigentlich keine Jugend. Ich war sehr früh mit Erwachsenen zusammen und konnte nicht normal aufwachsen, wie das halt 17-, 18-Jährige tun.“

Er habe „irgendwo einen 24-Stunden-Job“, betonte Becker einmal. Ein Privatleben habe er nie mehr gehabt. Die besondere Faszination seines Heimatlandes für das, was er vollbracht hat, war auch ein Fluch, eine Überforderung des Helden. „Ich war nie euer Boris, ich war immer bei mir“, blickte Becker bitter auf die Vereinnahmung zurück.

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“Ich vermisse wirklich Wimbledon“

Doch London sollte nicht nur der Ort seiner größten Siege werden, sondern auch auf ganz andere Weise sein Schicksalsort sein. Im April 2022 wurde der heute 57-jährige an seinem langjährigen Wohnsitz zu einer Haftstrafe verurteilt, da er seinen Insolvenzverwaltern Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwiegen hatte. Aufgrund einer Sonderregelung für ausländische Häftlinge wurde er im Dezember 2022 bereits entlassen, erhielt jedoch zeitweise ein Einreiseverbot für Großbritannien.

Auch in diesem Jahr stellte sich die Frage nach einer persönlichen Reise nach Wimbledon nicht. Becker kommentiert die zweite Turnierwoche für den italienischen Sender Sky Italia aus Mailand, da er dort einen Vertrag habe. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums haben die Organisatoren keine offizielle Zeremonie zu seinen Ehren vorgesehen.

Es gibt also diesmal nichts Besonderes. Bei seinem 30. Jubiläum im Jahr 2015 führte Becker Djokovic noch als Trainer zum Titel. Danach war er bis zu seiner Haftstrafe lange Zeit als Kommentator für den britischen Sender BBC tätig. Doch die Sehnsucht bleibt: „Ich vermisse London, ich vermisse wirklich Wimbledon“, sagte Becker kürzlich.