Stefanos Tsitsipas nahm am 1. Juli 2021 kein Blatt vor den Mund und verkündete in der Sportbild kurzerhand den Anbruch einer neuen Tennis-Ära.
Eine große Fehleinschätzung
„Derzeit gibt es nur einen großen Spieler: Novak Djokovic. Er ist immer noch der Beste der Welt. Aber Daniil Medvedev, Alexander Zverev und ich kommen direkt dahinter. Wir können die nächsten großen drei werden“, sagte der Grieche damals mit Blick auf die legendären „Big 3″, Roger Federer, Rafael Nadal und Djokovic. (Wimbledon 2025 täglich im LIVETICKER)
Exakt vier Jahre später wird deutlich: Tsitsipas gab damals die größte Fehleinschätzung seit Jahrzehnten ab. Denn während in Wimbledon die zweite Runde läuft, sind Tsitsipas, Medvedev und Zverev allesamt an der Auftakthürde gescheitert und von Dominanz der Szene ganz weit weg.
Zur Erinnerung: Tsitsipas gab gegen Valentin Royer beim Stand von 3:6, 2:6 mit einer Rückenverletzung auf. Zverev unterlag überraschend Arthur Rinderknech (6:7, 7:6, 3:6, 7:6, 4:6). Und Medvedev verlor gegen Benjamin Bonzi (6:7, 6:3, 6:7, 2:6).
Zverev offenbarte nach seiner Pleite große mentale Probleme: „Ich fühle mich im Moment im Allgemeinen ziemlich allein im Leben. Und das ist kein sehr schönes Gefühl“, sagte er sichtlich mitgenommen am Dienstagabend im All England Club. Er versuche „Wege zu finden, aus diesem Loch herauszukommen“.
Tsitsipas, Zverev und Medvedev stürzen ab
Der Hamburger wartet seit Jahren auf seinen ersten Grand-Slam-Sieg. In der Rangliste steht er konstant unter den Top drei, doch mit Carlos Alcaraz (22) und Jannik Sinner (23) sind jüngere Konkurrenten längst vorbeigezogen. Zverev ist mittlerweile bereits 28.
Während Zverev immer wieder außerhalb der Grand Slams glänzt, läuft bei Tsitsipas nichts mehr.
Nach dem erneuten frühen Aus zeigte sich der 26-Jährige verzweifelt: „Es fühlt sich an, als hätte ich keine Antworten mehr. Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe alles versucht, unglaublich viel an meiner Fitness gearbeitet, mit meinem Physio gearbeitet. Ich habe alles maximiert, was in meiner Macht steht. Aber gerade habe ich keine Antworten. Ich weiß nicht, was ich machen soll.“
Im August 2021 war er noch die Nummer drei der Welt, seitdem ging es nur noch bergab. Im März gewann er in Dubai seinen einzigen Titel des Jahres. 2024 hatte er zum zweiten Mal ein Masters-Turnier gewonnen in Monaco. Doch sonst eilt er von einer Enttäuschung zur nächsten.
Aktuell ist er nur noch die Nummer 26 und durch das frühe Aus wird es weiter nach unten gehen. Die Beziehung zu Tennis-Kollegin Paula Badosa sorgte zuletzt für mehr Aufsehen als seine Leistungen.
Unter den drei Genannten erfüllte Medvedev am ehesten noch die riesige Tsitsipas-Ankündigung.
Bei den US Open 2021 gewann der Russe im Finale gegen Djokovic seinen einzigen Grand-Slam-Titel, im Februar 2022 war er kurz die Nummer eins der Welt.
Medvedev: „Werde mir vielleicht Sorgen machen“
Doch seit Mai 2023 ist er ohne Titel. Damals gewann er in Rom das Masters. Er flog zuletzt sogar aus den Top 10 raus, kämpfte sich vor Wimbledon auf Rang neun zurück. Nun folgte der nächste Rückschlag.
Medvedev bleibt dennoch entspannt: „Im Moment mache ich mir keine großen Sorgen. Wenn ich das Jahr irgendwo um die Nummer 15 der Welt beende, werde ich mir vielleicht mehr Sorgen machen. Aber im Moment mache ich mir keine.“
Im Februar 2026 wird er übrigens 30 Jahre alt. Damit dürften die besten Jahre hinter ihm liegen.