Ein epischer Krimi wie vor fünf Wochen in Paris war es diesmal nicht: Jannik Sinner hat mit einer Zaubervorstellung erstmals in Wimbledon triumphiert. Der Italiener nahm erfolgreich Revanche an Carlos Alcaraz und verhinderte gleichzeitig dessen dritten Sieg in Serie beim Rasenklassiker in London.
Wimbledon 2025: Sinner gelingt Revanche gegen Alcaraz
Sinner stößt Alcaraz vom Thron
Der Weltranglistenerste schlug die Nummer zwei in einem hochklassigen Gigantenduell in vier Sätzen. Nach etwas mehr als drei Stunden Spielzeit hieß es 4:6, 6:4, 6:4, 6:4 für Sinner, der bei seiner ersten Finalteilnahme in Wimbledon seine Titelpremiere feierte.
Triumph „sehr speziell“ für Sinner
„Es ist sehr speziell. Meine Eltern und meinen Bruder hier zu sehen, ist unfassbar. Extra-Dank an meinen Bruder, es ist kein Formel-1-Rennen dieses Wochenende. Deswegen ist er hier“, sagte Sinner mit einem Lachen.
Alcaraz verlor vor geballter (royaler) Prominenz auf den Rängen des Centre Court nach zuvor zwei Titeln und 20 Siegen erstmals wieder seit 2022 auf dem „heiligen Rasen“. Im Endspiel der French Open hatte Alcaraz in einem epischen Fünf-Satz-Thriller triumphiert.
Die Niederlage in Paris sei hart gewesen, ergänzte Sinner: „Es geht nicht darum, wie du gewinnst oder verlierst. Du musst verstehen, was du falsch gemacht hast und was du daraus lernen kannst.“ Das sei einer der Gründe, „warum ich hier stehe“, sagte Sinner.
„Schöne“ Rivalität zwischen Alcaraz und Sinner
Alcaraz gratulierte seinem Dauerrivalen fair. „Es ist immer schwer, zu verlieren. Ich möchte Jannik mal wieder gratulieren. Es ist sehr verdient. Unfassbare zwei Wochen für dich in London“, sagte Alcaraz.
Die „schöne“ Rivalität zwischen ihm und Sinner führe dazu, dass er „jeden Tag hart arbeite“, fügte der Spanier an. Er dankte dazu dem spanischen König Felipe VI. für dessen Kommen.
Sinner holt vierten Grand-Slam-Titel
Für den Weltranglistenersten Sinner (23) ist es fünf Wochen nach dem Drama von Paris, als er drei Matchbälle im vierten Satz nicht zum Sieg nutzen konnte, eine Erlösung.
Für den Südtiroler ist es der vierte Grand-Slam-Titel und der erste, den er nicht auf Hartplatz gewonnen hat: Zuvor hatte er zweimal in Melbourne (2024, 2025) und in New York (2025) triumphiert. Er streicht drei Millionen Pfund Preisgeld ein.
Dabei stand Sinner in Wimbledon schon vor dem Aus, im Achtelfinale gegen Grigor Dimitrow profitierte er bei 0:2-Satzrückstand von der verletzungsbedingten Aufgabe des Bulgaren.
Beim Dreisatzsieg im Halbfinale gegen Novak Djokovic zeigte er dann wie im Endspiel gegen Alcaraz, gegen den er zuvor fünfmal in Folge verloren hatte, sein bestes Tennis.
Premiere für Alcaraz
Für Alcaraz (22) endete hingegen erstmals ein Grand-Slam-Finale in einer Enttäuschung. Alle fünf vorherigen Endspiele bei Majors hatte er gewonnen, er war seit 24 Spielen unbesiegt und hätte der fünfte Mann in der Open Era werden können, der drei Wimbledon-Titel in Folge gewinnt.
Er hätte dazu an seinem großen Vorbild Rafael Nadal vorbeiziehen können, der ebenfalls zwei Titel an der Church Road vorweisen kann.
Rund 15.000 Zuschauer, darunter William und Kate mit ihren Kindern George und Charlotte und der spanische König Felipe VI., sahen einen ausgeglichenen Start und ein Ass von Alcaraz beim ersten Aufschlag.
Sinner nutzt Alcaraz-Wackler
Beim Stand von 2:2 wackelte der Spanier dann bei seinem Service plötzlich - und Sinner nutzte seine erste Breakchance. Alcaraz ließ sich davon aber nicht beirren, nahm dem Italiener zunächst das Aufschlagspiel zum 4:4 ab - und sorgte wenig später bei seinem zweiten Satzball für ein Highlight: Eine krachende Vorhand von Sinner returnierte er irgendwie noch ins Feld und ließ sich vom ekstatischen Publikum feiern.
In den zweiten Durchgang kam trotzdem Sinner besser hinein, er nahm Alcaraz direkt das Aufschlagspiel ab und agierte in der Folge sehr variabel.
Sinner glänzt mit Zauberschlägen
Als er beim Stand 5:4 zum Satzgewinn aufschlug, spielte er sein bestes Tennis: Nach einem überragenden Passierball zum 15:0 riss es einige Zuschauer von den Sitzen, auch beim Satzball packte er einen Zauberschlag aus.
Sinner nahm den Schwung mit in den dritten Satz. Alcaraz wackelte beim Stand von 4:5 - und Sinner packte mit seinem ersten Satzball eiskalt zu.
Alcaraz haderte mit sich und seinem Spiel, kassierte im vierten Satz erneut ein schnelles Break fand keinen Zugriff mehr. Sinner ließ sich auf dem Weg zum Titel nicht mehr aufhalten.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)