Da stand Rod Laver also nun am Höhepunkt seiner Karriere, hatte Einmaliges erreicht - und war doch völlig aufgeschmissen.
"Der Allergrößte": Ein bis heute unerreichter Tennis-Gigant
Ein unerreichter Tennis-Gigant
„Ich wollte Mary anrufen“, erzählte die Tennis-Legende, schließlich wartete die hochschwangere Ehefrau daheim in Australien gespannt auf Nachrichten aus New York, doch Laver war blank. „Ich hatte einen Scheck über 16.000 Dollar, aber keine zehn Cent in der Tasche, um sie anzurufen.“
Zu Lavers Rettung fand sich ein spendabler Reporter, und so konnte er seiner Mary dann doch noch von seinem Triumph bei den US Open berichten, seinem elften und letzten Major-Titel. An diesem 8. September 1969 hatte „The Rocket“ auf dem sumpfigen Rasen des New Yorker West Side Tennis Club aber weit Größeres geschafft als das.
Rod Laver gewann den Grand Slam 1962 und 1969
Nach 1962 komplettierte Laver - der heute 87 Jahre alt wird - zum zweiten Mal den Grand Slam, keinem Tennisspieler in der Geschichte gelang dieses Kunststück mehrmals. Und nach ihm gewann überhaupt niemand mehr die vier Majors in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York innerhalb eines Kalenderjahres.
„Das ganze Jahr war unglaublich“, sagte Laver später: „Es war ein stressiges Jahr, aber auch ein gutes.“ Vom sportlichen Aspekt sei der zweite Slam der schwerere gewesen, meinte er rückblickend - schließlich war 1962 nur Amateuren die Teilnahme an den Grand-Slam-Turnieren gestattet. Auch Laver wurde anschließend Profi, erst mit der Einführung der „Open Era“ 1968 durfte er wieder bei den Majors starten.
Für den Sieg über seinen Landsmann Tony Roche bei den US Open, die 1969 noch auf Rasen ausgetragen wurden, erhielt Laver 16.000 Dollar - zu dieser Zeit das höchste an einen Einzelsportler ausgeschüttete Preisgeld. „Der Gewinn des zweiten Grand Slams hat mein Leben verändert“, erzählte er - und der Namenspatron der Rod Laver Arena in Melbourne und des Rod Laver Cup ist auch nicht böse darüber, dass die Tennis-Stars von heute weit größere Summen einstreichen als er damals.
Spieler wie Roger Federer, Rafael Nadal oder Novak Djokovic „verdienen das Geld“, sagte er, „schließlich sind sie ein großer Gewinn für unseren Sport“.
Federer, Djokovic, Nadal: Alle scheiterten knapp
Laver, am 9. August 1938 als Sohn eines Rinderfarmers und Metzgers im australischen Rockhampton geboren, entstammt einer ganz anderen, vergangenen Welt - in der er mit insgesamt 200 Turniersiegen das Maß aller Dinge war.
Sein doppelter Grand Slam ist das bleibende Vermächtnis, das auf absehbare Zeit nicht zu toppen zu sein scheint: Während bei den Damen Margaret Court (1970) und Steffi Graf (1988) auf Lavers Spuren wandelten, beißen sich die Tennisherren daran seit über 50 Jahren die Zähne aus.
Bei Jimmy Connors verhinderte 1974 hingegen eine Sperre in Paris die Chance auf den Grand Slam. Federer war 2006 überhaupt der erste Spieler seit dem Australier, der alle vier Endspiele bei den Majors in einem Jahr erreichte. Doch wie auch 2004 und 2007 glückte ihm der Titelgewinn in Paris nicht.
Nadal fehlte 2010 nur der Sieg in Melbourne. Djokovic verpasste 2011, 2015, 2021 und 2023 den vollkommenen Triumph um jeweils ein Turnier.
Kein Wunder, dass gerade auch bei den „Big 3″ der Respekt vor Laver gewaltig ist: „Es spricht viel dafür, dass Rod der Beste der Geschichte ist“, sagte Nadal einmal, Federer ging noch weiter: „Laver ist der Allergrößte.“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)