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Seine schlechteste Saison seit zehn Jahren - und nun das!

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Eine verblüffende Auferstehung

Jan-Lennard Struff steht bei den US Open sensationell im Achtelfinale. Dieser Höhenflug war nach seiner schlechtesten Saisonbilanz seit 2015 nicht ansatzweise zu erwarten. Nun aber verblüfft der Deutsche auf großer Bühne als abgezockter Spielverderber.
Cool und abgezockt: Jan-Lennard Struff hat sich bei den US Open in einen Lauf gespielt
Cool und abgezockt: Jan-Lennard Struff hat sich bei den US Open in einen Lauf gespielt
© IMAGO / Imagn Images
Jan-Lennard Struff steht bei den US Open sensationell im Achtelfinale. Dieser Höhenflug war nach seiner schlechtesten Saisonbilanz seit 2015 nicht ansatzweise zu erwarten. Nun aber verblüfft der Deutsche auf großer Bühne als abgezockter Spielverderber.

Nein, er jubelte einfach nicht. Auch jetzt nicht, als er seinen zweiten Matchball nach 2:09 Stunden verwandelt und somit für eine weitere große Überraschung bei diesen US Open (täglich im LIVETICKER) gesorgt hatte.

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Jan-Lennard Struff verhielt sich so, wie er es im gesamten Match gegen Frances Tiafoe getan hatte: zurückhaltend und emotionslos. Oder auch einfach nur: eiskalt und cool.

Dabei hätte es dem 35-Jährigen niemand verdenken können, wenn er laut aufgeschrien hätte, womöglich sogar jubelnd über den blauen Hartplatz gelaufen wäre.

Denn Struff hatte in dieser dritten Runde ein grandioses Match gespielt. 6:4, 6:3, 7:6 (8:6) hatte er sich durchgesetzt. Gegen Frances Tiafoe - den Vorjahres-Halbfinalisten, die Nummer 17 der Setzliste. Einer derjenigen Profis, dessen Name immer mal wieder fällt, wenn es darum geht, welcher US-Amerikaner denn wohl endlich mal wieder diese US Open gewinnen könne? Denn der bislang letzte Triumph liegt mittlerweile 22 Jahre zurück.

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„Weiß, dass ich vielen gefährlich werden kann“

Tiafoe wird mindestens bis 2026 warten müssen. Struff hingegen hat beim letzten Grand Slam des Jahres sensationell das Achtelfinale erreicht, steht erstmals in seiner Karriere in der Runde der besten 16 von Flushing Meadows. Und das mit 35 Jahren.

„Ich weiß, dass ich vielen gefährlich sein kann“, meinte er mehr als eine Stunde nach seinem Triumph auf der Pressekonferenz, klang dabei aber weder ausgelassen, noch sonderlich euphorisch. Er freue sich aber schon über den Erfolg, hob der eher als introvertiert geltende Rechtshänder hervor.

Ganz anders war - natürlich - die Gemütslage bei Tiafoe. „So schlecht ging es mir schon lange nicht mehr“, sagte er sichtlich frustriert. Der US-Amerikaner sprach leise, suchte nach Erklärungen für seine Leistung und kam dabei immer wieder auf Struff zurück. „Er hat sehr gut gespielt, sehr gut serviert, großartig retourniert“, betonte der 27-Jährige. „Seinetwegen“, so Tiafoe weiter, habe er sich „sehr unbequem“ auf dem Platz gefühlt.

Derlei Reaktionen seines Gegners waren vor zwei Wochen noch nicht mal ansatzweise zu erahnen gewesen, als dieser Jan-Lennard Struff nach New York kam. Denn seine Jahresbilanz war eine zum Vergessen: 9:18. So schlecht war er zuletzt 2015 gewesen. Selbstbewusstsein? Pffff. Zuversicht? Woher denn? Bei der Generalprobe für diese US Open war Struff am 11. August im mexikanischen Cancun in der ersten Runde ausgeschieden. Eine Woche zuvor hatte Struff sogar das Auftaktmatch der Qualifikation in Cincinnati verloren. Warum also sollte sich das ausgerechnet in New York ändern? Hätte jemand allen Ernstes geglaubt, dass Struff hier sechs Matches nacheinander gewinnt?

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16 Auftakt-Niederlagen und tiefer Absturz in Weltrangliste

Schließlich konnte er in diesem Jahr insgesamt 16 Mal nach nur einer Partie seine Tennistasche greifen und wieder abreisen. Und durch seine vielen Niederlagen war der 1,93 Meter-Mann aus Warstein in der Weltrangliste auf Position 144 abgerutscht, somit nicht für das Hauptfeld der US Open gesetzt und musste in die Qualifikation. Hier lag er in der zweiten Runde gegen den Japaner Taro Daniel bereits 2:6 hinten, als Regen einsetzte, das Match unterbrochen wurde und Struff nach der Pause und neu fokussiert doch noch in drei Sätzen gewann. „Manchmal sind es die kleinen Dinge im Leben, die den Unterschied machen“, sagte er - und wird nun, anderthalb Wochen später, im Achtelfinale von Flushing Meadows gegen Novak Djokovic spielen. Was für eine Geschichte.

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Struff wird wieder Außenseiter sein - natürlich. Und zu Recht. Seine Bilanz gegen den 24-maligen Grand-Slam-Gewinner aus Serbien lautet 0:7. Aber Struff war bereits in Runde zwei gegen den an Nummer elf gesetzten Dänen Holger Rune der Underdog, gewann dennoch in fünf Sätzen. Gegen Tiafoe war die Frage nach dem Favoriten ebenso eindeutig. Selbstverständlich fiel sie dem Amerikaner zu, der 2022 und im Vorjahr jeweils das Halbfinale in New York erreicht hatte. Struffs größter US-Open-Erfolg? Zweimal Runde drei. Zuletzt 2020.

Gegen Tiafoe und 9500 US-Fans

Und der Deutsche musste auf dem Grandstand, dem drittgrößten Platz in Flushing Meadows, nicht nur gegen den ganz in rot gekleideten Tiafoe spielen, sondern auch gegen dessen rund 9500 Landsleute. Er befand sich also in einem Pulverfass - und sein Kontrahent auf der anderen Seite des Netzes war das Streichholz.

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Doch Struff ließ Tiafoe nie richtig zündeln. Er spielte ruhig, konzentriert, cool. Starker Aufschlag (14 Asse), solide Grundschläge und keinerlei Gefühlsausbrüche, um bloß nicht die Massen in dieser Arena gegen sich aufzubringen. Denn er wusste: „Auf dem Court hätte es nicht so viel gebracht, rumzuschreien, ich glaube, dann hätte ich das Publikum angeheizt - und das wäre nicht das Beste gewesen.“

Nur einmal bekam er Probleme. Als Struff im dritten Satz Tiafoe den Aufschlag abnahm, 5:3 führte und zum Matchgewinn servierte, unterliefen ihm drei Doppelfehler nacheinander. Tiafoe gelang das Re-Break und anschließend auch das 5:5. Die Fans jubelten, sie brüllten. War das der lang ersehnte Funke von Tiafoe? Würde er dieses Pulverfass mit seinem Spiel und seinen Emotionen nun zu Explosion bringen? „Ich wusste, wenn er den dritten Satz gewinnt, wird es sehr schwer für mich“, so Struff.

Doch es zischte und schwelte eben nur kurz auf dem Grandstand. Mehr ließ Struff nicht zu. Keine Stichflamme, kein Feuer, keine Explosion. Er war an diesem Tag einfach: eiskalt im Pulverfass.