Das Achtelfinale der US Open im Jahr 2020 sollte in die Geschichte eingehen. Nicht aus sportlichen Gründen, sondern weil eine Szene die Tennis-Welt erregte wie kaum eine andere.
Ein Eklat, der die Tennis-Welt wie kaum ein anderer erregte
Ein Eklat, der die Tennis-Welt erregte
Novak Djokovic lag am 6. September - heute vor fünf Jahren - im ersten Satz gegen Pablo Carreno Busta mit 5:6 in Rückstand. Dann feuerte der Serbe - genervt von seinem gerade verlorenen Aufschlagspiel - einen Ball mit dem Schläger in Richtung eigener Grundlinie. Er schaute offensichtlich nicht genau, wohin er die Filzkugel beförderte - was sich als verhängnisvoll erwies.
Djokovic traf eine Linienrichterin dabei am Hals auf Höhe des Kehlkopfs. Die Frau ging zu Boden und rang nach Luft. Djokovic rannte sofort zu ihr und entschuldigte sich.
Auch wenn es der Linienrichterin schnell wieder besser ging, kam es zu minutenlangen Diskussionen - und einer Entscheidung, die nicht nur Djokovic kalt erwischte: Er wurde disqualifiziert, bekam keine Weltranglistenpunkte, kein Preisgeld und eine Geldbuße.
„So unbeabsichtigt. So falsch“
Der US-Open-Veranstalter USTA gab in einem Statement bekannt: „In Abstimmung mit dem Grand-Slam-Regelbuch hat der US-Open-Turnierschiedsrichter Novak Djokovic von den US Open 2020 ausgeschlossen, nachdem dieser bewusst einen Ball in gefährlicher oder rücksichtsloser Manier auf dem Platz geschlagen hat oder einen Ball unter fahrlässiger Missachtung der Konsequenzen geschlagen hat.“
Die anschließende Pressekonferenz schwänzte Djokovic, ehe er sich in den sozialen Medien zu Wort meldete.
„Diese ganze Situation hat mich wirklich traurig und leer zurückgelassen“, schrieb Djokovic bei X und sprach auch die Linienrichterin an: „Es tut mir sehr leid, dass ich ihr solchen Stress bereitet habe. So unbeabsichtigt. So falsch.“
Schließlich wandte sich Djokovic an die Veranstalter und Zuschauer: „Ich entschuldige mich beim US-Open-Turnier und allen Beteiligten für mein Verhalten.“
Der Wirbel um die Geschehnisse war in der Folge riesig. Ein vergleichbares Durchgreifen bei einem so prominenten Spieler auf so großer Bühne gab es fast nie - nur John McEnroes US-Open-Disqualifikation nach seinem heftigen Ausraster 1990 hatte eine ähnliche Tragweite.
„Unglaublich. Skandalös. Unerhört“
Entsprechend schoss sich die Presse auf Djokovic ein, aber auch das Strafmaß wurde teilweise kritisch gesehen. „Djokovic verliert die Nerven. Sein Rauswurf macht die ohnehin bizarren US Open noch merkwürdiger“, schrieb die New York Times über das Turnier, das in der Corona-Hochphase stattfand.
Die New York Post sprach von einem „Fiasko. Djokovics übertriebene Bestrafung ist furchtbar für die US Open. Der Oberschiedsrichter hat Glück, dass keine Zuschauer in der Arena waren.“
Für die Washington Post war es „eine unvorstellbare Wende eines ungewöhnlichen Turniers“. Die Gazzetta dello Sport aus Italien wetterte: „Unglaublich. Skandalös. Unerhört. Ein undenkbarer Epilog.“
Noch konnte da keiner ahnen, dass die Corona-Pandemie mit der Visa-Verweigerung für Impfskeptiker Djokovic für die Australian Open 2022 einen noch größeren Aufreger bereit halten würde.
Das Finale bestritten damals Alexander Zverev und Dominic Thiem. Der Österreicher drehte ein fast verloren geglaubtes Match und gewann am Ende 2:6, 4:6, 6:4, 6:3, 7:6.