Man kann dem amtierenden englischen Meister gewiss nicht vorwerfen, dass er sich nach dem Sieg in der Premier League vor wenigen Monaten zurückgelehnt hat.
Wirtz umringt von Millionen - Geht das wirklich gut?
Gedränge um Wirtz noch größer
Im Gegenteil: Liverpool hat es auf dem Transfermarkt so richtig krachen lassen und nach den beiden Ex-Leverkusenern Florian Wirtz und Jeremie Frimpong noch die beiden Stürmer Hugo Ekitiké und Alexander Isak, beide ebenfalls bekannt aus ihrer Zeit in der Bundesliga, an die Anfield Road geholt. Trotz des Abgangs von Luis Díaz zum FC Bayern ist die Offensive der Reds extrem dicht besetzt. Ein wenig zu dicht?
FC Liverpool: Das Gedränge um Wirtz ist groß
Gewiss ist: Sollte Cheftrainer Arne Slot bei seinem 4-2-3-1 bleiben, so hätte er acht Spieler für vier Positionen. Dominik Szoboszlai hat zuletzt als Rechtsverteidiger ausgeholfen, sollte aber nach der Rückkehr von Frimpong wieder ins offensive Mittelfeld wechseln.
Schon zum Zeitpunkt der Wirtz-Verpflichtung kam die Frage auf, wie denn sowohl der deutsche Nationalspieler als auch Szoboszlai in eine Startelf passen könnten. Oder ob dann der ebenfalls starke Alexis Mac Allister der Leidtragende wäre. Nun ist es nochmal kompetitiver.
Gesetzt scheint eigentlich nur Mohamed Salah zu sein. Der Ägypter hat in Liverpool einen besonderen Status und seine Tore sind seit langem ein wichtiges Element in der Erfolgsformel der Reds.
Ein Zweiersturm ist denkbar
Nun könnte man kühn behaupten, dass Ekitiké und Isak angesichts ihrer Ablösesummen von 95 beziehungsweise 144 Millionen Euro eigentlich beide spielen sollten. Ein 4-4-2 wäre auf den ersten Blick denkbar und wird sicherlich auch hier und da zum Einsatz kommen. Jedoch müsste Wirtz dann infolge einer Formationsumstellung auf die linke Seite wechseln. Das würde aber nicht zur aktuellen positionellen Aufteilung von Slot passen. Denn Milos Kerkez, ein 47-Millionen-Neuzugang, spielt auf dem Papier Linksverteidiger, aber in der Realität fast wie ein dritter Innenverteidiger.
Slot nutzt Kerkez als zusätzliche Absicherung, weil der niederländische Trainer um die Anfälligkeit seines Teams in der Arbeit gegen den Ball weiß. Doch weil Kerkez in dieser etwas absichernden Rolle agiert, muss der Linksaußen noch mehr als ohnehin den Flügel besetzen. Cody Gakpo, der bis dato angestammte Flügelstürmer für links, kann das besser bewerkstelligen als Wirtz. Zumal sich die Abläufe im Pressing wieder etwas ändern würden.
Liverpool ist mit Siegen gegen Bournemouth, Newcastle und zuletzt Arsenal gut in die Liga-Saison gestartet, aber das Pressing wusste bislang noch nicht zu überzeugen. Übrigens sah auch Wirtz im Anlaufen gegen Arsenal nicht besonders gut aus. Abstimmung und eine taktische Selbstverständlichkeit fehlen, zumal Szoboszlai, der wohl beste individuelle Pressing-Spieler, gerade hinten rechts steht.
An sich könnten Isak und Ekitiké schon zusammen im Sturm kooperieren. Ekitiké hatte in der Hinrunde der Vorsaison auch mit Omar Marmoush ein gutes Pärchen gebildet, indem sich beide mit der Strafraumbesetzung etwas abwechselten. Mal ging der eine in die Nähe der gegnerischen Innenverteidiger, mal der andere. Mit Isak, der ebenfalls ein positionell flexibler Angreifer ist, wäre das auch möglich.
Rotation nur beding hilfreich
Doch da bleiben die Folgen für den Rest des Gefüges. Würde Slot Wirtz nach links schieben, wäre plötzlich Gakpo auf der Bank. Der Niederländer hat erst am vergangenen Donnerstag seinen Vertrag mit Liverpool verlängert und ist ebenfalls ein Top-Verdiener. Slot darf sich über die Vielzahl an personellen Optionen in der Offensive freuen, aber zugleich stellt der Kader eine Herausforderung dar.
In der Defensive fehlt es etwas an Dichte und auch Brachialität. Und in der Offensive wird es über kurz oder lang unzufriedene Stars geben. Natürlich kann man argumentieren, dass Liverpool über die Saison hinweg in Premier League, Champions League und FA Cup einen breiten Kader brauchen wird.